Hamburg. Der Betreiber möchte den Biergarten am Stadtparksee umgestalten und notfalls mithilfe eines Bürgerbegehrens weiterbetreiben.

Noch sind die Biertische mit Tau überzogen, der Stadtparksee liegt friedlich in der Sonne. „Schumachers Biergarten“ ist ein idyllischer Ort. Der Streit zwischen Pächter Thorsten Köpp und Vermieter Bäderland passt so gar nicht dazu. Wie berichtet, hatte der städtische Schwimmbadbetreiber Köpp zu Ende 2016 gekündigt. Doch dieser war nicht ausgezogen. Im Gegenteil: Bei gutem Wetter hat er nach wie vor geöffnet.

Jetzt erhebt Köpp öffentlich Vorwürfe gegen Bäderland. Auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht er Dokumente, die das „sittenwidrige Handeln“, wie er sagt, des städtischen Unternehmens belegen sollen. Darunter der Mietvertrag, der für 2014 und 2015 eine Miete von 18 Prozent des Brutto-Umsatzes vorsah, für 2016 dann 20 Prozent (jeweils zuzüglich Mehrwertsteuer). „Das ist Wucher“, so Köpp. Er habe drei- bis zehnmal so viel gezahlt wie vergleich­bare Betriebe. Auch ein Schadensgutachten von 2016 hat er ins Netz gestellt. Ein Gutachter bescheinigt darin einen Sanierungsstau von rund 200.000 Euro.

Bislang habe er sich zurückgehalten, so Köpp. „Zuerst, weil ich die Verlängerung meines Mietvertrages nicht gefährden wollte, später dann wegen der gerichtlichen Auseinandersetzung.“ Bäderland klagt derzeit Räumung und Miete ein; die Urteilsverkündung wurde gerade vom 4. auf den 11. April verschoben. Köpp will sie nun nicht mehr abwarten. „Die Kündigung war rechtlich in Ordnung, moralisch nicht“, sagt er. Deshalb schlage er zurück.

Anlage sei in einem desolaten Zustand

Seit 1998 betreibt Köpp den Biergarten in den historischen Überresten des Restaurants Stadthalle, das Fritz Schumacher an dieser Stelle hatte errichten lassen.

In den Aufbau des Lokals habe er eine Erbschaft von 400.000 Euro sowie weiteres Kapital gesteckt. Dass das benachbarte Freibad so gut läuft, schreibt Köpp sich ebenso auf die Fahnen wie die Beliebtheit seines Biergartens.  „Hier gab es bis 2006 Hamburgs größten Beach-Club“, sagt er und weist auf eine verwahrloste Fläche vis-à-vis des Eingangs. Er habe sie aufgeben müssen, weil das historische Umkleidegebäude, das er für Events nutzte, baufällig wurde. Das habe ihn 50 Prozent seines Umsatzes gekostet. Auch der Rest des Ensembles sei in einem desolaten Zustand.

„Die ganze Anlage hätte vom Vermieter besser instand gehalten werden müssen. Schließlich wurde sie von Fritz Schumacher konzipiert“, sagt Köpp. Er verehre den alten Baumeister und habe daher den Biergarten nach ihm benannt.   Dann gerät er ins Schwärmen. Erzählt, dass er gerne einen Biergarten neben dem jetzigen Grundstück eröffnen würde, auf der Freifläche zwischen Modellboot-Teich und See. „Hier säßen die Gäste unmittelbar in der von Schumacher geschaffenen Blickachse zwischen ,Stadthalle‘ und Planetarium.“ Dann spricht er davon, dass er Bäderland das Freibad gerne abkaufen, die Zäune abreißen und das ganze Areal wieder der Öffentlichkeit zugänglich machen würde – notfalls mit einem Bürgerbegehren.

Bäderland-Sprecher weist sämtliche Vorwürfe zurück

 Charmante, aber eher unrealistische Pläne. „Das Naturbad Stadtparksee gehört zu den besucherstärksten Freibädern“, sagt Bäderland-Sprecher Michael Dietel. Ansonsten weist er alle Vorwürfe zurück. Es gebe mehrere Interessenten für eine neue Verpachtung, obwohl die Ausschreibung eine Miete von mindestens 15 Prozent des Brutto-Umsatzes vorsehe. „Das ist also akzeptabel und marktüblich“, so Dietel. Auch dass die Gebäude vernachlässigt würden, stimme nicht. „Wir haben in den letzten zwei bis drei Jahren bis zu 50.000 Euro investiert. Die Räume könnten von einem neuen Betreiber jederzeit in Betrieb genommen werden.“