Hamburg. Wo ein Bürgerbegehren die Nachverdichtung stoppte, sollen 16 Bäume gefällt werden. Was die Lage in Winterhude so kompliziert macht.

Vor rund zwei Jahren verhinderte die Initiative SOS Mühlenkampkanal mit einem erfolgreichen Bürgerentscheid, dass ein Grundstück mit drei Hochhäusern am Dorotheenkai durch mehrere Gebäude mit insgesamt 100 Wohnungen nachverdichtet wurde. Bis auf die Linke hatten alle Fraktionen im Bezirk Hamburg-Nord das Projekt unterstützt, gegen das sich dann aber 70 Prozent der wahlberechtigten Bürger aussprachen – wobei der Fokus auf dem Erhalt des Grüns lag.

Nun schrillen bei den Gegnern erneut die Alarmglocken. Denn für das Flurstück 2779 an der Dorotheenstraße 10–14 gilt eine 2020 für das Umfeld beschlossene städtische Erhaltungsverordnung ausdrücklich nicht. Nun darf die Eigentümerin, die Robert Vogel AG, auch noch 16 Bäume am Ufer fällen – mit einer Ausnahmegenehmigung sogar auch nach Ende Februar. Als Begründung nennt der Bezirk die „Gefahrenabwehr für den Wasserverkehr“. Die Verkehrssicherheit der Bäume sei wegen „akuter Bruchgefahr sowie mangelnder Vitalität“ nicht mehr gegeben.

Winterhude: Bäume am Mühlenkampkanal in Gefahr

Soll hier – gegen den Willen der Wähler – die Nachverdichtung doch noch umgesetzt werden? Nach dem Aus für das Bauvorhaben hatte Michael Werner-Boelz, der damalige Grünen-Fraktionsvorsitzende und heutige Bezirksamtsleiter, noch gesagt: „Die Entscheidung der Bürgerinnen und Bürger gilt es zu respektieren, auch wenn wir uns ein anderes Ergebnis gewünscht hätten.“

Doch Keyvan Taheri von den Linken in Hamburg-Nord ist skeptisch. „Um den Verdacht eines Gefälligkeitsgutachtens abzuwenden, ist hier dringend ein zweites Fachgutachten notwendig“, sagt Keyvan Taheri. Seine Fraktion habe Akteneinsicht verlangt. Merkwürdig finde er, dass das Bezirksamt ihm das Gutachten nur mit Einverständnis des Investors vorlegen wolle.

Ansprechpartner bei Robert Vogel nicht erreichbar

Auch die Initiative SOS Mühlenkampkanal will das Vorgehen des Bezirks nicht tolerieren. „Wir forderten umgehend, den Bereich um die drei Hochhäuser an der Dorotheenstraße in das Erhaltungsgebiet zu integrieren. Schließlich liegt er im Zentrum“, so Sprecher Karl-Lorenz Ottensmeyer. Mit Verweis auf den Bürgerentscheid sagt er: „Der Erhalt des Grüns ist zu gewährleisten. Der Wähler- und Bürgerwillen besteht schließlich unverändert.“

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Bei der Robert Vogel AG gibt es nur einen Ansprechpartner für das Projekt, und der war für Nachfragen nicht zu erreichen. Das Bezirksamt teilte jedoch mit, für das Grundstück gebe es keine neuen Planungen. Darüber hinaus gebe es keinen Grund, das Gutachten anzuzweifeln, da es von einem kompetenten und fachlich unabhängigen Experten stamme.