Hamburg. Bei der kulinarischen Stadtführung geht es auch abseits der Szeneviertel auf Entdeckungsreise. Das erwartet die Teilnehmer.
Gudrun Nissen steht in der Semperstraße im Herzen von Winterhude und erzählt Anekdoten über den angesagten Stadtteil in Hamburg. Alles begann im 13. Jahrhundert mit einigen Bauernhäusern, heute ist die Region in Alsternähe ein begehrtes Wohnviertel mit einer durchschnittlichen Miete von 18,50 Euro, erzählt die ehemalige Bilanzbuchhalterin.
Die 68-Jährige ist auf einer Tour von Eat the World und hat an diesem Tag rund zehn Zuhörerinnen und Zuhörer. Nissen gehört zu den Guides des Veranstalters, der in etlichen deutschen Städten (kulinarische) Führungen anbietet. Genau wie auf der Schanze oder in Ottensen können genussfreudige Menschen neuerdings auch in Winterhude auf die Suche nach gastronomischen Geheimtipps gehen – wobei gehen wörtlich zu verstehen ist. Denn bei einer Führung mit Eat the World erkunden die Teilnehmer die Region zu Fuß, oft sind es etwa drei Kilometer, die dabei zurückgelegt werden.
Eat the World in Hamburg: Tour führt zu sechs Lokalen in Winterhude
„Winterhude ist unsere neueste Tour in Hamburg“, sagt Gudrun Nissen von Eat the World. Der Veranstalter richtet sich an Touristen, aber fast noch mehr an Einheimische, die ihr Quartier in Sachen Restaurants und Bars näher kennenlernen wollen. Die Guides vermitteln auf den Touren für gut 40 Euro Wissenswertes über das Wohnviertel, erklären architektonische Highlights und geben interessante Einblicke in die Vielfalt der Länderküchen vor Ort.
Meist stehen dabei kleine, inhabergeführte Läden im Mittelpunkt. Deren Gastgeber erzählen ihre (Gründungs-)Geschichte, berichten über die Spezialitäten ihres Lokals und bringen den Gästen der Tour kleinere Portionen zum Testen an den Tisch.
In Winterhude können selbst Anwohner und Leute, die Szenequartiere wie den Mühlenkamp schon bestens kennen, mit der neuen Eat-the-World-Tour noch einiges dazulernen. Die sechs Lokale der kulinarischen Reise finden sich in weniger frequentierten Gegenden in Winterhude oder sind noch nicht lange eröffnet. Eines verbindet sie: Auf der Expedition, die stets mit einer Reihe von Probier-Happen punktet, servieren die Restaurants den Teilnehmern hausgemachte und oft ungewöhnliche Speisen – aus aller Welt. Die Lokale finden sich vorwiegend zwischen Mühlenkamp und Jarrestadt. Die Inhaber erklären, was ihre Gastronomie auszeichnet. Eine Auswahl der besuchten Bistros und Bars:
Eat the World in Winterhude: Kiosk Frau Kowolik bietet türkisch inspirierte Gerichte
Ein Schälchen mit Reis und exotisch gewürztem Gemüse serviert Olivia Kowolik der Gruppe von Eat the World. Ihr Lokal Frau Kowolik ist Nachbarschaftstreff im architektonisch interessanten, aber ausgehmäßig weniger verwöhnten Teil der Jarrestadt. Statt sehen und gesehen werden wie am Mühlenkamp steht hier eher ein ruhiger Plausch auf dem Programm, dazu gibt es türkisch inspirierte Gerichte mit viel Gemüse wie Auberginen und Zucchini.
Der Name des auch zum Frühstück geöffneten Cafés am Hanssensweg erinnert an eine gute Köchin aus der Familie: „Meine Oma hat gerne gekocht“, erzählt die Betreiberin, „von ihr habe ich viel gelernt.“
Pani Smak: Bistro mit polnischen Spezialitäten mitten im Winterhuder Wohnviertel
Mit Pierogi und anderen polnischen Spezialitäten punktet das Pani Smak bei den Gästen. Mateusz Kacer serviert ganz verschiedene der typischen Teigtaschen, etwa mit Hackfleisch oder Sauerkraut – eine deftige Angelegenheit.
Die Hausmannskost wird in dem gemütlichen Bistro an der Hölderinsallee frisch zubereitet, es gibt auch Gerichte für Veganer. Gestartet ist der 33-Jährige mit einem Foodtruck auf dem Großneumarkt, jetzt bietet er in seiner Pierogi-Manufaktur fernab von den Winterhuder Ausgehmeilen aber auch Mittagstisch an – unter anderem Kohlrouladen und Sauergurkensuppe.
Eat the World: Monkey’s Wine Boutique – ein stylischer Eckladen
Das Ecklokal Monkey’s Wine Boutique verbindet eine Bar, die Weinproben anbietet, mit einem Laden. Im Wohnviertel nahe dem Goldbekplatz bietet Constantin Adamovski vor allem Weine aus Deutschland und Österreich an und lockt von Zeit zu Zeit auch mit speziellen Aktionen: etwa mit Austern und einem passenden Gläschen dazu – eine Kombi, die Gäste an den gemütlichen Tischen an der Schinkelstraße unkompliziert genießen können.
Dazu kommen Events für Genießer. Und auch private Veranstaltungen können hier gebucht werden.
Eat the World: Auch Café Missingsch ist bei der Tour durch Winterhude dabei
Der Ein-Mann-Betrieb am Schinkelplatz ist ein Phänomen: Boris Dreher kocht, serviert, kauft ein – und hält trotz des ganzen Aufwands noch einen netten Plausch mit den Gästen seines Cafés Missingsch. Convenience kommt dem Gastronomen, der auch schon mit Sternekoch Thomas Martin zusammengearbeitet hat, nicht in die Küche.
Dafür bringt er leckerste Kleinigkeiten auf den Tisch der gemütlichen Terrasse unter Bäumen. Vom argentinischen Kürbiseintopf bis zu Köttbullar mit Kartoffelstampf reicht die Bandbreite des Lokals von Boris Dreher, der bereits viel erlebt hat. Sogar als Lehrer in Namibia hat sich der Hamburger schon engagiert.
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Die nächste Tour in Winterhude bietet Eat the World am 14. Juni an. Andere kulinarische Entdeckungsreisen gehen in Hamburg etwa nach Eppendorf oder nach St. Georg, ebenfalls interessante Ausgehviertel.