Hamburg. Nachbarn sind empört: Es komme zu Hausfriedensbrüchen und Beschädigungen. Mit Feiern habe das wenig zu tun. Was sie fordern.

Nachdem Veranstalter Uwe Bergmann selbst die „Riesenvermüllung“ auf dem Eppendorfer Landstraßenfest, das am vergangenen Wochenende mit insgesamt rund 80.000 Besuchern in dem Hamburger Stadtteil gefeiert wurde, als großes Problem kritisiert hat, äußern sich jetzt auch die Anwohner: „Es kann einfach nicht sein, dass wir in einem Ausnahmezustand leben, nur weil der Stadtteil feiert.“

In die Hauseingänge werde uriniert, in den Fluren gekifft, Müll werde achtlos irgendwohin gekippt, es seien auch schon Flaschen von Baugerüsten und Dächern in Gärten geworfen worden, in denen Nachbarn friedlich zusammensaßen: „Ein Glück, dass da bisher niemandem etwas passiert ist“, sagt Oliver Mose.

Eppendorfer Landstraßenfest: Kellinghusens Park sei „reinste Mülllandschaft“ gewesen

Seit rund 30 Jahren wohnt der IT-Berater in Eppendorf. Das Eppendorfer Landstraßenfest, das er schon als Jugendlicher gern mitgefeiert hat, möchte Mose keinesfalls missen: „Das Fest ist eine Institution im Stadtteil, aber die Party darf nicht so aus dem Ruder laufen, wie wir als Anwohner das insbesondere in den beiden vergangenen Jahren erlebt haben. Allein der Kellinghusens Park war wieder die reinste Mülllandschaft.“

Noch heftiger: Immer wieder komme es zu versuchtem Hausfriedensbruch, zu Sachbeschädigungen. „Mit Feiern hat das alles nichts mehr zu tun.“ In dem Ensemble aus zwei Häusern, in dem Oliver Mose lebt, wohnen insgesamt 20 Parteien, für die er spricht: „Manche fliehen an dem betreffenden Wochenende aus der Stadt, aber das kann ja nicht die Lösung sein.“ Noch weniger könne es aber die Lösung sein, dass sie als Nachbarn abwechselnd Wache stünden, um zu verhindern, dass ungebetene Besucher in die Häuser oder in die Keller eindrängen.

Straßenfest Hamburg: 1000 Euro gaben Nachbarn aus, um Hauseingänge zu verbarrikadieren

Auch am Sonnabend hätten wieder acht Jugendliche versucht, in die Keller zu gelangen. „Wir haben dann die Hotline des Veranstalters angerufen und das Team von Herrn Bergmann hat Sicherheitskräfte patrouillieren lassen, aber das ist doch kein Zustand.“

Mehr als 1000 Euro habe die Hausgemeinschaft bereits ausgegeben, um die Eingänge zu schützen. „Das heißt, wir haben zum Beispiel die Kellerabgänge mit Baugitter verbarrikadieren lassen“, erzählt Oliver Mose. Im vergangenen Jahr hätten nach dem Fest plötzlich zwei Kühlschränke vor dem Haus gestanden: „Wir konnten nicht herausfinden, wem die gehörten. Das Ende vom Lied: Wir mussten sie entsorgen lassen, die Kosten beliefen sich auf 500 Euro.“

Eppendorfer Landstraßenfest: Besucher urinieren in die Hauseingänge, erzählen Anwohner

Auch an diesem Wochenende hätten wieder einige Besucher die Hauseingänge als Urinal missbraucht: „Wenn man dann darauf hinweist, dass 50 Meter weiter doch Dixi-Klos stehen, wird man womöglich noch beschimpft und verhöhnt“, erzählt Oliver Mose.

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Weder der 58-Jährige selbst noch seine Nachbarn möchten das Stadtteilfest verbieten lassen: „Auf gar keinen Fall, wir freuen uns über Bühnen, Musik, gute Stimmung. Aber dennoch muss der Veranstalter seine Hausaufgaben machen.“ Man habe keine „Patentlösung“. Die Anwohner wünschen sich deshalb einen runden Tisch mit Veranstalter Uwe Bergmann, der im Abendblatt betont, dass er die Sorgen und Nöte der Eppendorfer versteht und ernst nimmt. „Wir müssen immer für das nächste Jahr lernen, das gehört dazu.“

Straßenfest Hamburg: Sind die Preise für Speisen und Getränke zu hoch?

Die Vermüllung liege allerdings auch daran, dass viele Besucher Speisen und Getränke nicht vor Ort an den Ständen kaufen, sondern aus Supermärkten mitbringen, sagt Uwe Bergmann. „Da habe ich keine Expertise“, sagt Anwohner Oliver Mose dazu, „aber dann muss man vielleicht die Preisgestaltung auf dem Fest überdenken: Wenn der Burger 9 Euro kostet, ist das vielleicht zu viel.“