Hamburg. Nach 18 Jahren droht dem Laden das Aus. Das ruft in dem beschaulichen, aber streitbaren Quartier Widerstand hervor.
Seit 18 Jahren schlägt hier das Herz von Klein Borstel. Vor allem in den Sommermonaten, wenn sich Trauben von Kindern vor der kleinen Eisdiele drängen. Aber auch abends und im Winter. Dann treffen sich hier die Dorfgemeinschaft (ja, der Ortsteil von Ohlsdorf bezeichnet sich als Dorf) oder Vereine zum geselligen Beisammensein.
Im Herbst soll damit Schluss sein: Der Mieter des Hamburger Eiscafés „Gelato Klein Borstel“ hat eine Kündigung erhalten. Dagegen läuft Klein Borstel jetzt Sturm. Und das war absehbar: Denn egal, ob hier die Post oder die Haspa geschlossen, eine Flüchtlingsunterkunft eingerichtet oder die Wellingsbütteler Landstraße für einen Umbau voll gesperrt werden soll – einfach so lassen sich die Klein Borsteler nichts gefallen.
Klein Borstel protestiert gegen Eisdielen-Kündigung – 700 Unterschriften in 72 Stunden
Insofern dauerte es nicht lange, bis nach der Hiobsbotschaft über das drohende Aus für die Eisdiele eine große Rettungsaktion anlief: Seit Freitagabend werden Handzettel verteilt – und auch auf Instagram und auf change.org wird um Unterschriften gebeten. „In den ersten 72 Stunden sind 700 Unterschriften zusammengekommen, dazu zahlreiche Kinderbilder“, sagt Eisdielen-Mieter Vincent Menken.
Auch Martina Lütjens, die sich seit 2001 politisch für die CDU – und vor allem für Klein Borstel – engagiert, ist empört. „Die Kündigung des Mietvertrages kam für alle überraschend und ist nicht nachvollziehbar“, so die Bezirksabgeordnete. Es sei zu erwarten, dass bei Beginn der Sperrung der Wellingsbütteler Landstraße der Einzelhandel in Klein Borstel leiden werde; umso wichtiger sei es, jeden einzelnen Betrieb Klein Borstels den Rücken zu stärken.
Aus für Eisdiele – Protest: „Klein Borstel ist zwar klein, aber borstelig“
„Ich wünsche mir, dass der Vermieter hier noch mal das Gespräch sucht und zu einem guten Ergebnis im Sinne Klein Borstels kommt“, so Lütjens. Darüber wäre auch Massoud Nasseri froh, der von Menken für die Eis-Produktion und den Verkauf angestellt wurde. „Das Eiscafé ist mein Lebensmittelpunkt und der beliebteste Treffpunkt für Kinder, Jugendliche und alle Menschen im Dorf. Ich hoffe auf den Erhalt und einen langfristigen Mietvertrag.“
Ähnlich wie bei dem Café Herzstück im Stavenhagenhaus, dessen gerichtlich angeordnete Schließung kurz nach der Eröffnung derzeit in Groß Borstel hohe Wellen schlägt, dürfte auch der Zorn der Klein Borsteler nicht so schnell verrauchen. Eisdielen-Mieter Vincent Menken formuliert es so: „Klein Borstel ist zwar klein, aber borstelig.“