Hamburg. Bei Löscharbeiten in Winterhude verliert die Feuerwehr den Kontakt zu zwei Kollegen. Dramatische Suche in zugemüllter Wohnung.
Ein Wohnungsbrand in Winterhude hat am Sonnabendvormittag einen Großeinsatz der Feuerwehr Hamburg ausgelöst. Bei den Löscharbeiten in der völlig zugemüllten Wohnung seien zwei Feuerwehrleute verletzt worden, sagte der Einsatzleiter dem Abendblatt. Den beiden Männern in Alter von 35 und 55 Jahren wurde mitten im Flammeninferno der Rückweg abgeschnitten.
Der Brand war gegen 6.54 Uhr in einer Wohnung in der Henry-Budge-Straße ausgebrochen. Ein Nachbar auf der gegenüber liegenden Straßenseite wählte den Notruf und meldete einen Balkonbrand.
Schnell wurde jedoch klar, dass nicht nur der Balkon komplett in Flammen stand, sondern dass es sich um ein ausgesprochen schwer zu löschendes Feuer in der ganzen Wohnung handelte. In den Räumen im ersten Geschoss mussten sich die Retter durch jede Menge Gerümpel kämpfen, das lichterloh in Flammen stand. Einsatzkräfte sprachen von einer Messie-Wohnung.
Großeinsatz bei Wohnungsbrand – zwei Feuerwehrleute verletzt
„Die Brandintensität und die Hitze waren gewaltig“, sagte der Einsatzleiter. „Zudem war die Sicht für die Kollegen gleich null.“ Es sollen sogar nicht tragende Wände in der Wohnung eingestürzt sein und den Rettern den Weg verstellt haben.
In diesem Chaos kam es zu einer dramatischen Situation für zwei Feuerwehrleute, die zu den Ersten gehörten, die die Flammen bekämpften. Mitten in Hitze und Rauch wurde den Männern, die mit schweren Atemschutzgeräten ausgestattet waren, der Rückweg abgeschnitten, und es ereignete sich ein sogenannter Atemschutznotfall.
Kurzfristig riss der Kontakt per Funkgerät zu den Eingeschlossenen ab, Kollegen stürmten ins Gebäude, um sie zu retten. Beide Feuerwehrleute kamen mit Rauchgasvergiftungen und Brandwunden schwer verletzt ins UKE. Einer der Männer musste mit Verbrennungen zweiten Grades auf die Intensivstation gebracht werden. Bei der Rettung erlitten auch noch drei Helfer der freiwilligen Feuerwehr leichte Rauchgasvergiftungen.
Großeinsatz in Messie-Wohnung: „Bring die Kinder in Sicherheit“
Insgesamt mussten zehn Menschen aus dem Haus geholt werden. Sie wurden in einem nahe gelegenen Gemeindehaus einer Kirche untergebracht. Alle wurden von Sanitätern behandelt, zwei von ihnen kamen ebenfalls ins Krankenhaus.
Ein Nachbar der Messie-Wohnung berichtete, er habe nur eine Tasche mit den wichtigsten Unterlagen gegriffen und sei mit seiner Frau aus seiner Wohnung gerannt. „Ich hatte mich schon seelisch von der Wohnung verabschiedet, weil das ziemlich heftig war“, sagte er mit Blick auf das Feuer in der benachbarten Wohnung.
Ein Familienvater schilderte, wie er das Feuer gesehen, den Rauch gerochen und daraufhin seine Kinder und seine Frau geweckt habe. „Das Einzige, das ich gedacht habe, ist, dass ich die Kinder in Sicherheit bringen möchte“, sagte der Vater.
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Erst gegen Mittag gelang es der Feuerwehr, den Brand endgültig zu löschen. Insgesamt waren in der Spitze mehr als 120 Retter im Einsatz. Die Polizei hat die Brandermittlungen übernommen. Wie es zu dem Feuer kommen konnte, ist noch unklar.
Großeinsatz in Messie-Wohnung: CDU fordert Konsequenzen
Der dramatische Einsatz rief am Sonnabend sogar die Hamburger Politik auf den Plan. So forderte die CDU-Bürgerschaftsfraktion, Messie-Wohnungen künftig konsequent und im Zweifel auch gegen den Willen der Betroffenen räumen zu lassen. „Wir dürfen nicht zulassen, dass durch solche Brandlasten Leben gefährdet werden“, sagte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Richard Seelmaecker.
Gerade bei den vielen Altbauten in Hamburg bestehe schnell akute Lebensgefahr für alle Bewohner. „Wir fordern den rot-grünen Senat auf, die bekannten Messie-Wohnungen aufsuchen zu lassen und die entsprechenden Räumungen zu veranlassen.“