Hamburg. Bewohner von 36 Apartments der christlichen Stiftung Anscharhöhe in Eppendorf betroffen. Warum der Vermieter erst jetzt reagiert.
Die Bewohner der Stiftung Anscharhöhe in Hamburg-Eppendorf sind nicht als rebellisch bekannt. Und auch diesmal hat es lange gedauert, bis sie sich lautstark gewehrt haben. Aber nun haben sie einen Hilferuf losgelassen, denn sie frieren in ihren Wohnungen. Seit mehreren Wochen gibt es massive Probleme mit der Heizungsanlage im Haus Emmaus 1 an der Tarpenbekstraße. Und auch die Körperpflege ist problematisch geworden, denn warmes Wasser gab es ebenfalls nur selten.
Am Dienstag zeigte das Thermometer im Wohnzimmer von Hannelore B. (Name auf Wunsch geändert) nur noch 17 Grad, im Schlafzimmer sogar nur zehn Grad. Für die 85-Jährige und die anderen, teils ebenfalls betagten Mieter in dem Haus mit insgesamt 36 Wohnungen ist das eiskalte Wetter, das derzeit in Hamburg herrscht, nur schwer erträglich.
Eppendorf: Kaputte Heizung – Bewohner wurden per Aushang informiert
Wolfgang Jäger, der mit Hannelore B. befreundet ist, ist empört: „Weil es auch kein Warmwasser gibt, müssen die Bewohner in einem anderen Haus duschen. Die Anscharhöhe kümmert sich nicht genug“, klagt er. „Im ganzen Haus sind die Heizkörper kalt. Das darf nicht sein.“
Über die „massiven Probleme“ mit der Heizung waren die Bewohner kürzlich mit einem Aushang informiert worden. Darauf wurde mitgeteilt, dass bereits am 17. November eine Heizungsfirma vor Ort war, um die Anlage zu reparieren – was jedoch nur „kurzfristig Erfolg gehabt“ habe. Der daraufhin beauftragte Notdienst habe dann „alles Mögliche versucht, um die Anlage notdürftig zu reparieren“.
Doch für die Mieter verbesserte sich nach diesem Aushang nichts, es blieb weiter kalt.
Hamburger Mieterverein: Mieter haben Recht auf rasche Instandsetzung
Dem Verein Mieter helfen Mietern sind die Probleme bereits bekannt, weil sich schon in der Vorwoche ein Mieter an den Verein gewandt hatte. „Er hat davon berichtet, dass die Heizung nur mehr lauwarm wird. Als Mieter hat man das Recht, vom Vermieter die rasche Instandsetzung zu verlangen“, sagt Sylvia Sonnemann, Sprecherin von Mieter helfen Mietern. „So etwas muss sofort gemacht werden.“
Allerdings sollte man dem Vermieter eine Frist setzen, um weitergehende Schadensersatzforderungen geltend machen zu können. Eine Möglichkeit sei zum Beispiel der Einsatz von Heizlüftern, um zumindest Teile der Wohnung bewohnbar zu halten. „Im Moment sind die vielleicht nicht so einfach zu bekommen, aber bei einer größeren Einrichtung wie der Anscharhöhe sollte so etwas vorrätig sein.“
Stiftung Anscharhöhe: Bewohner dürfen ihre Miete erheblich mindern
Auch eine Mietminderung sei bei einer defekten Heizung angebracht, sagt Sonnemann. Je nach Beeinträchtigung könne diese bei zehn bis 100 Prozent liegen. „Die Höhe bemisst sich daran, welche Temperatur man mit so einem Heizlüfter erreichen kann und ob es nur direkt um einen herum warm wird oder in der ganzen Wohnung“, so die Sprecherin. Wenn ein Vermieter auf eine gesetzte Frist nicht reagiere, könne man als Mieter auch eine einstweilige Verfügung bei Gericht beantragen.
Bei der Stiftung Anscharhöhe, die einen christlichen Hintergrund hat, gibt man sich auf Anfrage etwas kleinlaut: „Ja, wir hatten Probleme, aber die Heizung ging zwischendurch immer kurz mal“, sagt Tobias Nowoczyn, Vorstand der Stiftung Anscharhöhe.
Heizung kaputt: Stiftungsvorstand geht Ölradiatoren kaufen
Doch offenbar zeigte die Heftigkeit der Beschwerden am Dienstag endlich Wirkung. Er und seine Kollegen hätten noch am Dienstagabend die Baumärkte in Hamburg abgefahren und 36 Ölradiatoren gekauft, sagt Nowoczyn. Auch eine Mietminderung werde man gewähren.
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Auf die Frage, warum man diese Radiatoren nicht schon viel früher gekauft hat, sagt der Stiftungsvorstand: „Wir haben auf unterschiedliche Firmen vertraut.“ Natürlich habe man einen Wartungsvertrag für die Heizanlage, aber auch der Einsatz von vier unterschiedlichen Unternehmen habe nicht zu einer funktionierenden Heizung geführt.
Eppendorf: Stiftung bedauert die Unannehmlichkeiten für die Bewohner
„Unser Bedauern kommt wirklich von Herzen, wir haben getan, was wir konnten. Dass die Situation nicht gut war, ist uns bewusst.“ Immerhin gibt es eine gute Nachricht: Der erste Kessel könne wieder in Betrieb gehen. Auch wenn es ein paar Tage dauern werde, bis es wieder überall angenehm warm wird.
Und auch Hannelore B. hofft darauf, dass sich ihre Wohnung und die ihrer Nachbarn langsam wieder erwärmt. Sie freut sich über die kleine Heizung und sagt: „Heute Morgen war der Nikolaus da und hat was vorbeigebracht.“ Seither bollert ein Ölradiator gegen die Kälte an. Die Extrakosten werde man den Mietern erstatten, versprach Nowoczyn.