Hamburg. Kurkuma, Kardamom, Kuchen: Im Café Goldherz auf der Uhlenhorst und am Eppendorfer Baum gibt es Orientalisches. Wer dahintersteckt.
„Noch ein Café in Hamburg-Eppendorf.“ Das sagten Passanten eher genervt, als Shanis Teherani im Frühjahr am Eppendorfer Baum ihr Goldherz eröffnete. Denn in der Gegend gibt es tatsächlich nicht nur viele, sondern auch viele gute Cafés. Zuletzt ging Herr Max dort mit einem zweiten Standort an den Start. „Diese Ablehnung hat mich schon traurig gemacht“, sagt Shanis Teherani.
Aber die 30-Jährige denkt positiv und sieht immer das Gute. Was die Eppendorfer im Frühjahr eben noch nicht wussten: Das Goldherz ist nicht wieder nur irgendein Café mit Espresso, Cappuccino und Karottenkuchen. Hier können die Gäste Exotisches probieren aus der persischen Heimat der Teheranis und: Es ist ein Café mit, wie der Name schon sagt, ganz viel Herz.
Eppendorf und Uhlenhorst: Café Goldherz ist Familiensache
Denn Familie, Herzlichkeit und Gastfreundschaft ist alles für Shanis Teherani. Sie kümmert sich gern um andere, nun vor allem um ihre Gäste. Zuerst nur im Goldherz an der Hartwicusstraße auf der Uhlenhorst und seit dem Frühjahr auch am Eppendorfer Baum.
Das Goldherz ist Familiensache, und so helfen ihre Geschwister Rojan und Adrian – die beiden studieren – immer wieder in den Cafés aus. Mutter Behnaz backt mit Tochter Shanis und einer Konditorin täglich bis zu acht verschiedene Kuchen, Vater Hassan hat als Bauleiter bei den umfangreichen Bauarbeiten 2019 auf der Uhlenhorst mitgearbeitet.
Und dann ist da ja noch ihr Onkel, der Hamburger Stararchitekt Hadi Teherani, der unter anderem die neue Beiersdorf-Zentrale in Eimsbüttel entworfen hat. „Mein Onkel hat mir auf der Uhlenhorst mit Tipps zur Raumgestaltung geholfen“, erzählt Shanis Teherani.
Starachitekt Hadi Teherani kommt regelmäßig ins Café
Denn auch wenn er beruflich in der ganzen Welt unterwegs ist, findet Onkel Hadi für seine Nichten und Neffen immer Zeit und kommt regelmäßig ins Café Goldherz auf einen kleinen Schnack vorbei. „Für seine Familie macht er das. Wenn seine Nichten oder sein Neffe rufen, ist er zur Stelle“, sagt Shanis Teherani und lacht.
Sonntags frühstückt Hadi Teherani regelmäßig mit der Familie. Der Architekt ist der ältere Bruder von Shanis Vater Hassan. Die Familie Teherani war aus dem Iran nach Deutschland geflüchtet.
Und dieses persische Erbe lebt im Goldherz wieder auf. Denn anders als die vielen italienisch angehauchten Cafés in Hamburg geht es hier wesentlich exotischer zu – mit Gewürzen wie Safran, Kurkuma und Kardamom. Sie finden sich in Getränken und Speisen wieder, zum Beispiel als Kurkuma Latte oder Safran Latte, im Dattel-Creme-Bagel oder im Safran-Kuchen. Und wo in Eppendorf gibt es echten persischen Tee mit hausgemachtem Safran-Kandis?
Eppendorfer sind wesentlich konservativer als die Uhlenhorster
Das klingt zu exotisch für manche Eppendorfer, die dann doch lieber das Althergebrachte und Bekannte probieren. „Da sind die Uhlenhorster etwas neugieriger, die sind offener für Neues“, sagen Shanis und ihre Schwester Rojan. Kein Problem. Die beiden Schwestern bleiben charmant-hartnäckig und bieten ihren Gästen am Eppendorfer Baum immer mal wieder etwas zum Probieren an.
Aber natürlich gibt es hier auch das, was alle kennen: Berühmt ist das Goldherz vor allem für seine große Frühstücksauswahl. Und was Shanis Teherani gar nicht mag, ist das Konventionelle: Industriemarmelade aus Plastikbehältern etwa. „Wir machen vieles selbst, den Frischkäse, die Marmelade, den Kuchen, backen Brot“, sagt sie. Und man merkt ihre Liebe zum Detail, auch in der Einrichtung mit persischen Kissen, runden Formen, die sich überall wiederfinden, und wechselnden Verkaufsausstellungen verschiedener Künstler.
Café Hamburg: Für ihre Kuchen nutzt Shanis Teherani Familienrezepte
Shanis Teherani bekommt viel Hilfe von ihrer Familie und Mitarbeiterinnen, doch als Geschäftsführerin hat sie natürlich doch noch am meisten Arbeit – von der Personalplanung über die Einkäufe bis zum Austüfteln der Rezepte. Aber sie hat es so gewollt nach ihrem International-Business-Management-Studium, sie wollte selbstständig sein. „Ich habe immer in der Gastronomie gejobbt und mag es sehr.“
Für ihre beiden Cafés hat sie sich das Beste aus allen Familienrezepten herausgepickt. Denn: „Ich habe immer gern mit meiner persischen Oma und mit meiner Mutter gekocht und gebacken“, sagt sie.
Eppendorf ist zweiter Standort, Uhlenhorst wurde Küche zu klein
„Beides ist meine Leidenschaft geblieben“, sagt Shanis Teherani, die mittlerweile in Eppendorf lebt, ganz in der Nähe ihres zweiten Cafés, das sie vor allem deshalb eröffnet hat, weil die Küche am ersten Standort auf der Uhlenhorst zu klein wurde. Hier am Eppendorfer Baum hat Mutter Behnaz mehr Platz.