Hamburg. Julia Hüsch verkauft auf der Uhlenhorst mundgeblasenen Baumschmuck und besondere Deko. Warum sie das Geschäft aufgeben wird.
- Hamburger Traditionsgeschäft „Hüsch Wohnen und Weihnachten“ schließt nach 52 Jahren
- Damit gibt Betreiberin Julia Hüsch das Lebenswerk ihrer Mutter auf
- Gestiegene Einkaufspreise und der Wunsch nach einer persönlichen Veränderung bringen sie zu der Entscheidung
Hamburg. Bei Julia Hüsch dauert Weihnachten bereits seit vielen Jahren deutlich länger als nur ein paar Tage. Das war auch schon bei ihrer Mutter Gerda so, denn diese gründete ein Geschäft, in dem das ganze Jahr Weihnachtsartikel verkauft wurden. Vor 30 Jahren ist ihre Tochter, die an der Fachhochschule Grafik und Gestaltung studiert sowie eine Ausbildung als Fremdsprachenkorrespondentin hat, mit eingestiegen. Nun wird sie das Hamburger Traditionsgeschäft zum Jahresende schließen.
Wer den Laden auf der Uhlenhorst betritt, taucht ein in eine warme Atmosphäre voller Lichter und mit zauberhafter Weihnachtsdekoration. Sofort erwacht die Vorfreude auf den Advent und die schönen Weihnachtsmärkte. Die Schaufenster sind mit unterschiedlichsten Figuren aus mundgeblasenen und handbemalten Glasfiguren geschmückt. Sie baumeln an bunten Bändern von der Decke, liegen in Etageren oder hängen an Zweigen.
Weihnachtsdeko in Hamburg: Traditionsgeschäft auf der Uhlenhorst schließt
„Meine Mutter hat 1972 in einem ganz kleinen Laden am Hofweg angefangen, danach war der Laden 20 Jahre an der Papenhuder Straße“, sagt ihre 54-jährige Tochter. Nach einem Unfall habe ihre Mutter dann aus gesundheitlichen Gründen aufgehört. 2017 starb sie.
Vor zehn Jahren zog Julia Hüsch mit dem Geschäft in die Räumlichkeiten am Mundsburger Damm. Sie sei quasi im Laden ihrer Mutter aufgewachsen, habe in den Ferien immer mitgearbeitet und so sei sie schließlich hängen geblieben.
Julia Hüsch bietet mundgeblasenen und handbemalten Baumschmuck an
In der Papenhuder Straße hatten sie in einem Raum das ganze Jahr über Weihnachtsdekoration im Angebot, sagt Julia Hüsch, in einem weiteren auch andere Wohnaccessoires. Weil sie am Mundsburger Damm aber nur einen Verkaufsraum hat, bietet sie dort von Oktober bis Januar Weihnachtsartikel, im restlichen Jahr Vasen, Deko, Lampen und kleine Möbel an. „Nicht, dass mich Weihnachten irgendwann nervt, aber ich habe auch eine Leidenschaft für andere Wohndekorationen.“
Auch, wenn derzeit allerorts Weihnachtsdekoration erhältlich ist, gibt es viele Kunden, die ihre Qualität zu schätzen wüssten, sagt Julia Hüsch: „Meine Glasfiguren sind mundgeblasen und handbemalt und in Europa hergestellt. Das macht einen Unterschied in der Qualität, aber natürlich auch im Preis.“ Schnäppchen wie in großen Dekoläden gibt es bei ihr eher nicht.
Weihnachtsdeko in Hamburg: Im Schaufenster hängen Fische, Leuchttürme und Meerjungfrauen
Die Vorliebe der Hamburgerinnen und Hamburger für maritimen Baumschmuck hält schon seit Jahren an, sagt Julia Hüsch. Und so hängen in ihrem großen Schaufenster, das sie ein wenig wie ein Aquarium gestaltet hat, Quallen mit filigranen Tentakeln, Krebse, Fische, Leuchttürme, Meerjungfrauen, Taucher, Pinguine und Seepferdchen.
„Auch viele Touristen kommen gezielt hierher, es gibt sehr nette Hoteliers, die die Leute hierherschicken, wenn die fragen“, sagt sie. Und unter ihren Kunden seien welche, die von klein auf jedes Jahr mit ihren Kindern kommen, die sich dann ein Stück aussuchen dürfen. „Das sind schöne Geschichten, die man dann hört. Wenn sie dann ausziehen, stehen sie nicht mit leeren Händen da, wenn sie Weihnachtsschmuck brauchen.“
Viele Kunden sammeln Weihnachtsbaumschmuck und haben ihn jahrzehntelang
Sie habe auch viele Kunden, die vor 30 Jahren Baumschmuck bei ihrer Mutter gekauft haben und sich immer noch daran erfreuen. Manche Kunden verteilten auch bei großen Feiern statt Tischkarten kleine Glasfiguren auf einer Tafel. „Da gibt es dann Diskussionen, wem wohl welche Figur gehört. Es gibt wirklich für jeden etwas Passendes“, verspricht Hüsch.
Nach aktuellen Trends richte sie sich bei ihrem Angebot nicht, sagt die Händlerin, auch wenn es viele Messen und Trendshows gibt. „Bunt muss es sein“, sagt sie, das sei ihr wichtig.
Betreiberin des Weihnachtsladens: „Lebenswerk von meiner Mutter und auch von mir“
Dass sie ihr Geschäft nun zum Ende des Jahres aufgibt, habe diverse Gründe, sagt die Unternehmerin. „Da kommen mehrere Dinge zusammen. In erster Linie möchte ich noch einmal eine Veränderung in meinem Leben. Ich habe gemerkt, ich möchte noch einmal etwas anderes machen.“
Aber sie nennt auch wirtschaftliche Gründe: „Es wird alles teurer, dieses Jahr sind die Einkaufspreise um 15 Prozent gestiegen, aber es ist schwer, das den Kunden zu erklären. Ich finde es natürlich sehr schade, denn es ist das Lebenswerk von meiner Mutter und auch von mir, aber es ist die Zeit gekommen.“
Julia Hüsch würde sich über eine Nachfolge für ihr Weihnachtsdeko-Geschäft freuen
Wenn jetzt jemand käme, der den Laden weiterführen will, würde sie sich natürlich sehr freuen, aber so ein Laden bedeute auch viel Arbeit, sagt Julia Hüsch. Sie würde dann ihre Kontakte und Adressen der Händler weitergeben, auch restliche Ware. „Das wäre ein leichterer Start, als wenn man ganz von vorn anfangen würde.“
Einen großen Profit erwarte sie davon nicht, aber es gebe ganz viele Kunden, die sagen: „Diese Schließung geht nicht, wo sollen wir denn mit unseren Kindern nächstes Jahr unsere Tradition fortführen, jedes Jahr eine Kugel.“ Mit einem neuen Inhaber würde es nicht mehr genau das Gleiche sein, aber das müsse ja nicht schlechter werden, findet Julia Hübsch. „Vielleicht, mit viel Glück, kommt jemand, der sagt, das ist mein Lebenstraum.“
Der Vermieter sei sehr unglücklich über ihre Kündigung, da er den Laden als Bereicherung für die Straße sieht. Diese sei keine ausgesprochene Flaniermeile, dafür wäre aber auch die Miete nicht hoch. „Ein großes finanzielles Risiko würde man nicht eingehen.“ Ihre 15 Jahre alte Tochter hat keine Ambitionen, den Laden irgendwann zu übernehmen, und das sei auch in Ordnung. Auch sie selbst ist von ihrer Mutter nicht dazu gedrängt worden.
Julia Hüsch freut sich auf eine geregelte Arbeitszeit und freie Wochenende
Julia Hüsch will künftig gern montags zur Arbeit und am Freitag ins Wochenende gehen. Sie will etwas Kreatives mit Musik und Kunst machen und habe bereits ihre Fühler ausgestreckt. „Ich kann es noch nicht sagen, weil es noch nicht ganz spruchreif ist, aber es wird eine aufregende, bunte Tätigkeit.“
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In den kommenden Wochen wird sie mit dem Weihnachtsgeschäft alle Hände voll zu tun haben und ihren Laden bis Ende des Jahres weiterhin sechs Tage pro Woche öffnen. Neben bunten Kugeln ab 4 Euro bietet Julia Hüsch dann kleine Glasfiguren, wie beispielsweise Frösche, Zapfen, Eulen oder Melonenstücke ab 10 Euro an. Die Preise gehen hoch bis zu 160 Euro für eine bombastische Drachenfigur.
Neben Weihnachtsdeko: Auch die Einrichtung des Hamburger Geschäfts wird teils verkauft
Im Laden gibt es auch etliche Besonderheiten, die sie nun verkauft: Beispielsweise einen alten Kaufmannsladen aus Holz für 350 Euro, eine mannshohe Nussknacker-Figur, eine Lampe mit einer Putte oder eine etwa hundert Jahre alte Krippe für jeweils 950 Euro.
Für den halben Tannenbaum aus grünen Drähten, der an der Wand hängt und an dem bunte Kugeln präsentiert werden, gibt es laut Julia Hüsch bereits eine Warteliste. „Für alle Dinge gilt: Sie brauchen ein schönes neues Zuhause.“ Aber bei aller Wehmut blickt sie hoffnungsvoll auf das, was kommen mag.
Julia Hüsch, Mundsburger Damm 37, Montag bis Freitag von 11 bis 19 Uhr, Sonnabend von 11 bis 18 Uhr.