Hamburg. Die zwei Extreme des Supermarktriesen liegen nur wenige Kilometer voneinander entfernt. Womit die Filialen jeweils punkten können.
Mit dem Doppelkinderwagen sollte man sich nicht in diese Filiale des DiscountersAldi Nord in Hamburg wagen – denn spätestens an den Kassen ist die Fahrt sowieso vorbei: Zu eng ist der Weg zwischen den Laufbändern, als dass die Babykarre hindurchpassen würde. Sowieso ist hier einfach alles etwas kleiner und enger, als man es aus anderen Läden der Supermarktkette, die aktuell ihr Kaffeesortiment umbaut, gewohnt ist.
Daran konnten auch die aktuelle Renovierung und der Umbau nichts ändern. Jedoch gibt es nun frisches Biobrot, Obst und Gemüse direkt im Eingangsbereich. Der Umbau in das „aktuelle Storelayout“ soll den Gewohnheiten der Besucher entgegenkommen, die laut Aldi Nord ein erhöhtes Interesse an frischer Ware haben.
Aldi Hamburg: Kleinste Filiale steht in Groß Borstel
Doch wer an der Borsteler Chaussee 86 einkaufen geht, der betritt nicht nur eine der 2218 Filialen von Aldi Nord, sondern die kleinste Deutschlands: Lediglich 353 Quadratmeter Verkaufsfläche hat das eingeschossige Gebäude, das eng in eine Wohnhäuser-Bebauung eingebettet ist.
Durchschnittlich haben Filialen des Lebensmittel-Discounters eine Verkaufsfläche von 800 bis 1000 Quadratmetern – je nachdem, wo sie liegen. Der Aldi in Groß Borstel logiert bereits seit 1971 an diesem Platz, schräg gegenüber der Tankstelle und der Einfahrt zum Gewerbehof.
Aldi Groß Borstel – erfolgreiche Proteste gegen Schließung der Filiale
Zwischenzeitlich war die Zukunft der Aldi-Filiale ungewiss. Doch gegen Schließungspläne vor einigen Jahren gab es so starke Proteste aus dem Stadtteil, dass Aldi blieb. „Als Grundversorger möchte Aldi Nord nah an seinen Kundinnen und Kunden sein“, sagt Dennis Boczek, Sprecher von Aldi Nord. „Mit rund 2200 Filialen bieten wir ihnen dort, wo sie leben und arbeiten, einen einfachen Einkauf zu günstigen Preisen, den wir auch den dortigen Einwohnerinnen und Einwohnern mit diesem Standort ermöglichen möchten.“
Auch im Netz ist der kleine Aldi-Markt in Groß Borstel ein Thema. Dabei halten sich die positiven und negativen Kommentare die Waage. „Klein, eng und dunkel. Sauber und ordentlich ist es aber“, schreibt ein Nutzer, der auch den kleinen Parkplatz hinterm Haus lobt. Jedoch gebe es nur eine Zufahrt. „Wenn man Pech hat, muss man auf halber Strecke zurück, weil einem jemand mit dem Auto entgegenkommt.“ Ein anderer Kommentar lautet: „Für einen größeren Einkauf nicht geeignet. Viel zu schmale Gänge.“
Aldi Hamburg – in Groß Borstel finden Kunden spezielle Aktionsware
Doch inwiefern unterscheidet sich Deutschlands kleinster Aldi von all den anderen Filialen? Natürlich passt nicht jedes Produkt des 1866 Teile umfassenden Sortiments in die Regale. Eher besondere Artikel, die nicht zu den Grundnahrungsmitteln gehören – beispielsweise Leinsamen –, sind hier nicht zu finden.
Aldi-Sprecher Boczek betont jedoch, dass es in Groß Borstel an nichts Wesentlichem mangele. „Grundsätzlich ist unser Ziel, das gesamte Aldi-Standardsortiment anzubieten. Besonders kleine Märkte werden allerdings bei der Zuteilung der Non-Food-Aktionsware berücksichtigt und erhalten entsprechend keine beziehungsweise wenige großvolumige Waren.“ Soll heißen: Die riesigen Pakete mit Gartenmöbeln, Teppichen oder Kinderzimmerregalen werden hier nicht angeliefert, Handschuhe und Schraubensets jedoch schon.
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Sieben Mitarbeitende kümmern sich in Groß Borstel um das Nachfüllen der Regale und helfen bei Fragen. Der Umgang ist freundlich, viele Kunden werden mit Namen angesprochen. Wer hier an der Kasse sitzt oder Waren einräumt, muss Freude an Small Talk und Kundenkontakt haben. Denn: Durch die Enge kommt es hier auch schon mal zu längeren Warteschlangen an den beiden Kassen. Ältere Kunden aus dem Stadtteil schätzen zudem die kurzen Wege zum Supermarkt.
Aldi – größte Filiale Deutschlands ist in Ottensen
Kurios: Nur acht Kilometer Luftlinie entfernt gibt es in Ottensen ein anderes Extrem des Supermarktriesen. Im Gegensatz zu Groß Borstels Aldi steht dort seit Sommer 2020 Deutschlands größte Filiale von Aldi Nord: 1700 Quadratmeter Verkaufsfläche, zwölf Mitarbeiter.
Der Einkauf in der Ottenser Hauptstraße 10 am Bahnhof Altona beginnt auf dem weiträumigen Parkplatz. Dann geht es vorbei am Raum mit den Pfandautomaten, es folgen ausladende Regale mit Obst und Gemüse, Backwaren, Süßigkeiten, Konserven, zwei Gänge mit Aktionsware und hohe Tiefkühlglaswände mit Gefrorenem. Und auch Reinigungs- und Hygienemittel sowie Käse, Wurst, Milch und Getränke fehlen nicht.
Aldi Hamburg: Positive Online-Rezensionen für Filiale in Ottensen
Die Kunden scheinen den großen Laden in den ehemaligen Räumen eines Elektronikfachhändlers zu mögen. Zumindest fallen die meisten Online-Rezensionen positiv aus. „Groß, größer, Aldi Nord. Extra breite Gänge, übersichtliche Warenaufteilung, entspanntes Einkaufen mit vielen Kassen und keinem Gedränge“, schreibt eine Kundin in ihrer Google-Rezension.
Zudem gebe es einen behindertengerechten Zugang mit Rolltreppe und Fahrstuhl. „Einziger Kritikpunkt: Die für mich geringe Anzahl an Plätzen zum Einpacken der Waren. Aber alles in allem ein Topgeschäft.“ Ein anderer Kommentar lautet: „Größter Aldi in HH. Breite Gänge. Sauber (meistens) und hell, obwohl im Untergeschoss. Bahnhof in der Nähe ist von Vorteil.“
Aber dass es nicht nur auf Ladengröße und Warenverfügbarkeit ankommt, sondern auch auf freundliche Ansprache und angenehme Atmosphäre, zeigt die tiefe Verwurzlung von Deutschlands kleinstem Aldi in Groß Borstel. Hier wurde der Doppelkinderwagen übrigens kurzerhand gemeinsam über die Kassenzone gehoben – von dem Kassierer und von Kunden.