Hamburg. Pkw-Fahrer hat Zeugen und Fotos von dem Vorfall in Barmbek. Warum er dennoch auf dem Schaden von rund 4000 Euro sitzen bleibt.
Die Geschichte, die Roland Zell erzählt, klingt unglaublich – und er kann es selber noch nicht fassen. Als er neulich abends in Barmbek-Nord unterwegs war, beschädigte der Fahrer eines StadtRads im Vorbeifahren erst sein Auto, dann einen Bus und fuhr anschließend einfach weiter. Ebenso skrupellos fuhr der Krawall-Radler auf Zell zu, als dieser ihn überholt hatte, aus dem Auto gesprungen war und sich ihm in den Weg stellte.
Anfangs ging der Immobilienmakler aus Geesthacht davon aus, dass der Täter schnell gefasst wird. Er hatte einen Zeugen, der mit im Auto saß, und mehrere Fotos, die dieser von dem Radfahrer gemacht hatte. Auf den Bildern sind auch drei der fünf Ziffern zu erkennen, die jedes StadtRad am Rahmen hat. Doch Zell hat sich getäuscht. Er wirft StadtRad und dem Mutterkonzern Deutsche Bahn mangelnde Kooperation vor.
StadtRad Hamburg: Krawall-Radler beschädigt Auto – Opfer erhebt schwere Vorwürfe
Doch der Reihe nach: Der 49-Jährige war am 12. Oktober gegen 19 Uhr mit einem Kollegen in seinem Skoda unterwegs. Als er ein Hupen hörte, hielt er auf Höhe der Fuhlsbüttler Straße 240 kurz am rechten Fahrbahnrand an – auch etwas auf dem Radweg, wie er zugibt.
„Die Verkehrssituation war nicht ganz übersichtlich, und ich wollte mir einen Überblick verschaffen“, erinnert sich Zell. Nach ein paar Sekunden wollte er weiterfahren, was nicht ging, da neben ihm wegen einer roten Ampel ein Linienbus hielt.
„Im Seitenspiegel sah ich einen beziehungsweise mehrere Radfahrer, die ebenfalls anhielten“, so Zell. Einer sei nach einem kurzen Stopp aber wieder losgefahren und habe sich zwischen dem Bus und seinem Auto hindurchgedrängt, statt rechts auf dem Radweg zu fahren. Er sei mit seiner Jacke am linken Außenspiegel hängen geblieben und habe diesen touchiert, schildert Zell das Geschehen, über das auch schon die „Hamburger Morgenpost“ berichtete.
Radfahrer „flippte total aus“ und bewegte sein Fahrrad „aggressiv vor und zurück“
Dann habe der Mann sein Rad hin und her bewegt, um sich „gewaltsam am Spiegel vorbeizudrängen“ und auf diesen eingeschlagen. Als er das Fenster geöffnet habe, um ihn zu beruhigen, sei der Radfahrer „total ausgeflippt“ und habe sein Fahrrad „aggressiv vor und zurück“ sowie nach rechts und links bewegt, so Zell.
Während der Radfahrer sich dann am Spiegel vorbeizwängte, habe er weitere Schäden an der Fahrertür, dem Kotflügel, dem Stoßfänger vorn und – vermutlich schon vorher – hinten am Kotflügel verursacht.
Barmbek: Auch einen Linienbus soll der Radfahrer beschädigt haben
Auch den Linienbus habe der Fahrradfahrer beschädigt, bevor er weitergefahren sei. Weil ein erster Versuch, den Mann anzuhalten, fehlschlug, überholte Zell ihn und hielt etwas weiter vorn an der Fuhlsbüttler Straße an. Weil Zell auf dem Radweg stand, wechselte der Radfahrer auf den Gehweg.
„Ich betrat ebenfalls den Gehweg und musste mich dann entscheiden, ob ich den schnell und aggressiv auf mich zufahrenden Straftäter aufhalte oder doch lieber beiseitespringe“, erinnert sich der Geesthachter. Er habe sich für Letzteres entschieden.
StadtRad: Deutsche Bahn antwortete Polizei erst nach drei Wochen
Er versuchte noch, dem Radfahrer zu folgen, doch dessen Spur verlor sich in einer Einfahrt. Weil sein Beifahrer aber Fotos gemacht hatte, auf denen der Radfahrer und drei der fünf Ziffern des StadtRad-Kennzeichens erkennbar sind, hoffte er darauf, ihn mithilfe von StadtRad und der Polizei ausfindig machen zu können.
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Doch dann folgte der nächste Ärger. Noch am Abend erstattete er Anzeige und bat bei StadtRad um Unterstützung. Die Polizei fotografierte den Schaden, ein Mitarbeiter von StadtRad riet ihm, eine E-Mail zu schreiben. Doch darauf habe er nie eine Reaktion erhalten, sagt Zell. Ebenso ging es der Sachbearbeiterin bei der Polizei. Sie schrieb mehrere Mails, erhielt aber erst nach drei Wochen eine abschlägige Antwort der Deutschen Bahn aus Frankfurt.
„Da auf dem Foto nur drei von fünf Ziffern erkennbar sind, können wir den Fahrer leider nicht ermitteln“, bestätigt eine Sprecherin der Deutschen Bahn, die StadtRad betreibt. Warum die Polizeibeamtin erst nach drei Wochen eine Antwort erhalten habe, solle so nicht vorkommen und werde intern aufgearbeitet.
StadtRad Hamburg: Krawall-Radler verursacht Schaden in Höhe von rund 4000 Euro
Roland Zell gibt sich mit der Auskunft, der StadtRad-Nutzer sei nicht zu ermitteln, nicht zufrieden. „Meiner Information nach werden Stadträder ständig getrackt“, sagt er. Drei Ziffern und eine Ortsangabe müssten dafür doch reichen. Die Bahnsprecherin verneint. Man wisse nicht, wo das Fahrrad ausgeliehen worden sei. Das könne ja auch in einem weiter entfernten Stadtteil gewesen sein.
Laut Werkstatt beträgt der Schaden an Zells Skoda rund 4000 Euro. Darauf wird der Makler wohl sitzen bleiben. Eine Hoffnung habe er jedoch noch, sagt Zell. Vielleicht führe noch ein Hinweis zur Ermittlung des Rüpel-Radlers. Oder dieser melde sich selbst.