Hamburg. Paartherapeut Eric Hegmann gibt Einblicke in seine Arbeit – und erklärt, warum Handys der Partnerschaft schaden können.
Onlinedating, Liebeskummer, Partnerschaft, Beziehungsprobleme – für Eric Hegmann sind diese Themen Teil seines täglichen Arbeitslebens. Der Wahl-Hamburger ist Paartherapeut und betreibt eine Praxis in Hamburg-Eppendorf. Nebenbei coachte er in der sechsteiligen Doku-Serie „Die Paartherapie“ beim Norddeutschen Rundfunk (NDR) auch Paare vor laufender Kamera und gibt Tipps auf Instagram.
Mit dem Abendblatt hat der Paartherapeut und Single-Coach über das häufigste Beziehungsproblem seiner Hamburger Klienten gesprochen – und verraten, wann Handys für die Partnerschaft gefährlich werden können und in welchem Fall er eine Trennung für sinnvoll hält.
Hamburg-Eppendorf: Paartherapeut verrät häufigstes Beziehungsproblem
Die meisten Paare kommen mit den Worten „Wir haben ein Kommunikationsproblem“ in seine Hamburger Praxis. Doch dem Therapeuten nach meinen sie damit vielmehr: „Mein Partner hört mir nicht zu. Sagen Sie doch bitte meinem Partner, dass er besser zuhören soll.“
Dahinter verberge sich aber viel mehr als die reine Kommunikation, nämlich, laut Hegmann, „das Abarbeiten an Konflikten, die sie nicht lösen können und der Versuch, den anderen zu überzeugen“.
„Wollen Sie recht haben, oder wollen Sie ein Paar bleiben?“
Er sage dann gerne: „Wollen Sie recht haben, oder wollen Sie ein Paar bleiben?“ Seiner Einschätzung nach gehe es in einer Partnerschaft eben nicht darum, die andere Person zu überzeugen – sondern darum, sie zu verstehen.
Dazu gehöre auch, Gedanken des anderen Parts anzuhören, die einem selbst nicht gefallen könnten.
Hamburger Paartherapeut: „Nicht den Partner als Gegner begreifen“
Dieser Prozess wiederum löse aber bei vielen Menschen Reaktionen wie Rückzug, Selbstmitleid oder auch verbale Angriffe aus. „Es gibt verschiedene Stressreaktionen, die wir zeigen, und die prallen dann auf die Stressreaktion des Partners“, erklärt Hegmann und sagt weiter: „Letztendlich ist das dann ein Dynamikthema – und nicht wirklich ein Kommunikationsthema, obwohl es sich so anfühlt.“
Häufig laufe es so ab: Ein Part versucht, seinen Standpunkt zu verdeutlichen, kommt nicht durch, wird immer lauter und drängender – während der andere Beziehungspart sich zurückzieht. „Da geht es dann darum zu erlernen, diese Dynamik als gemeinsamen Gegner zu begreifen – und nicht mehr den Partner oder die Partnerin als Gegner“, rät der Therapeut.
„Für manche Paare ist das Smartphone ein großes Problem“
Die Kommunikation in Beziehungen sieht der Experte hingegen beim Thema Handy gefährdet. „Für manche Paare ist das Smartphone ein großes Problem“, sagt Hegmann und erklärt auch, warum: „Paare und Menschen generell sind ständig im Versuch, Verbindungen herzustellen.“ Das sei auch besonders gut bei Kindern zu beobachten.
Doch durch die Nutzung des Smartphones habe sich eine ganz neue Situation entwickelt: „Wir sind nie ganz da. Wir sitzen auf dem Sofa und streamen Serien und haben dabei das Telefon in der Hand, und dann unterhalten wir uns irgendwie nur noch so halb mit dem Partner oder der Partnerin“, sagt Hegmann.
Hamburger Paartherapeut: Zurückweisung kann zu Verzweiflung führen
Damit würden aber die Verbindungsversuche des Partners oder der Partnerin immer wieder zurückgewiesen, was letztendlich zu regelrechter Verzweiflung führen kann.
„Mit dem Handy in der Hand sind Zurückweisungen salonfähig geworden. Ich bin der Letzte, der moderne Technik und Internet verdammt. Aber wir dürfen auch nicht vergessen: Wir verändern etwas. Unsere Erreichbarkeit für den Partner, für Verbindung leidet unter dieser Nutzung, und wir nehmen das als selbstverständlich hin“, sagt Eric Hegmann.
„Einen Schiedsrichter gebe ich Pärchen nicht“
Der Experte rät in einer solchen Situation: „Entscheiden, es wegzulegen, und wenn man sich nicht entscheiden kann, überlegen, was einen daran hindert, das zu tun.“ Schließlich müsse letztendlich jeder für sich die Entscheidung treffen, etwas zu ändern. Das gelte nicht nur für das Smartphone, sondern für jeden Problembereich.
Falsch sei übrigens, mit der Erwartung in die Therapie zu kommen, der Partner oder die Partnerin und nicht man selbst müsse sich ändern. Dazu vertritt der Paartherapeut eine klare Meinung: „Einen Schiedsrichter gebe ich Pärchen nicht.“
Paare benötigen Motivation für Veränderungen
In den Sitzungen gehe es dann viel mehr darum, nötige Veränderungen zu erarbeiten, um wieder eine schöne Beziehung zu führen – und den Paaren dieses Ziel als Ansporn vor Augen zu führen.
- Heiraten in Altona- Warum es Paare hier so schwer haben
- 65 Jahre glücklich – Heiratsantrag auf dem Campingplatz
- Heiraten ist jetzt auch auf dem Hamburger Dom möglich
Und wann wird eine Trennung zu einer sinnvollen Option? „Mein Job ist nicht, Menschen in der Beziehung zu halten“, sagt Hegmann und weiter: „Mein Job ist es, ihnen zu helfen, Entscheidungen zu treffen, die sich für beide gut anfühlen.“
Paartherapeut verrät, wann eine Trennung sinnvoll sein kann
So könne dieser Schritt immer dann die beste Option sein, wenn Menschen klar wird, dass sie in ihrer Partnerschaft nicht mehr die Person sind, die sie sein möchten – oder die sie leiden können.
Wenn beide zu dem Schluss kommen „Wir könnten mit einer anderen Person in einer anderen Beziehung eigentlich die Person werden, die wir sein wollen“, kann eine Trennung eine gute Entscheidung sein, sagt der Paartherapeut.