Hamburg. Wasservögel waren im vergangenen Jahr Ursache für schlimmen Zerkarienbefall. Der Einsatz von Ginger ist nicht die einzige Neuerung.

Um einen neuen Shitstorm wie damals nach dem Zerkarienbefall möglichst gleich im Keim zu ersticken: Ginger jagt keine Gänse – die junge Schäferhündin, die morgens und abends im Naturbad Kiwittsmoor unterwegs ist, würde sie höchstens anbellen. Dazu kommt es aber gar nicht. „Offenbar hat allein Gingers Anwesenheit die Wasservögel bislang davon abgehalten, sich wieder in Scharen bei uns niederzulassen“, sagt Badleiter Dirk Pommerening.

Das Freibad in Langenhorn geriet im letzten Jahr in die Schlagzeilen, weil aufgebrachte Schwimmbadbesucher nach dem Kontakt mit Zerkarien einen Shitstorm in den sozialen Medien lostraten und auch Medien das Thema aufgriffen. Die kleinen Larven, die durch den Kot von Wasservögeln übertragen werden, sind im Sommer nicht ungewöhnlich und können teils heftigen Juckreiz verursachen.

Hamburg: Hündin soll Gänse aus Naturbad Kiwittsmoor vertreiben

Während die Beschwerden der betroffenen Besucher wieder verschwanden, litt das vom Hamburger Turnerbund betriebene Bad den Rest der Saison unter massiven Umsatzrückgängen – wenngleich es auch einige neue Badegäste gewinnen konnte. Außerdem hatten zwei Mitarbeiter wegen der persönlichen Anfeindungen gekündigt.

Die Hoffnung, über den Winter eine große Plane anbringen zu können, die das Wasser außerhalb der Öffnungszeiten vor den Gänsen schützt, hat sich zerschlagen. „Die Fläche ist zu groß“, so Pommerening, der das Bad mir sieben weiteren Ehrenamtlichen betreibt und auch Vorsitzender des Turnerbundes ist. „Wir müssten noch eine Vorrichtung in der Mitte des Wassers bauen, aber das geht nicht.“

Langenhorn: Population der Grau- und Nonnengänse ständig gewachsen

Nun hofft er darauf, dass seine dreijährige Schäferhündin die Gänse nicht nur vorübergehend fernhält. Die ansässige Population der Grau- und Nonnengänse ist in den vergangenen Jahren ständig gewachsen – unter anderem auch, weil Spaziergänger sie in den benachbarten Grünanlagen, durch die der Bornbach führt, füttern.

Dass sich die wachsende Gänseschar gern im Naturbad aufhielt, hatte den Mitarbeitern im vergangenen Jahr viel Arbeit gemacht. „Morgens nach dem Aufmachen mussten wir sie vertreiben und versuchen, so gut es geht, ihre Hinterlassenschaften auf der Wiese, dem Steg und am Ufer zu beseitigen“, sagt der Badleiter. „Aber im Wasser ist das schwierig. Daher sollen sie dort erst gar nicht mehr hin.“

Naturbad Kiwittsmoor baut Beachvolleyballflächen aus

Das idyllische Naturbad liegt inmitten einer Parkanlage mit alten Bäumen und weiten Liegewiesen. Es ist in einen Nichtschwimmer- und einen Schwimmerbereich aufgeteilt, davor gibt es einen Sandstrand. Von den umlaufenden Holzstegen kann man die Füße ins erfrischende Wasser baumeln lassen. Ein Spielplatz ist ebenso vorhanden wie Tischtennisplatten, eine Minigolfanlage und ein Kiosk, der Pommes, Eis und Bockwurst anbietet.

Auch die gute Wasserqualität wurde gerade erst wieder von einem Biologen bestätigt. Trotzdem war das Bad auch an den vergangenen warmen Tagen noch weit entfernt von den alten Besucherzahlen: Statt wie früher kommen seit dem Zerkarienbefall nicht mehr 2000 Gäste pro Tag, sondern nur etwa 150.

Beachvolleyball: Jugendmeisterschaften in Hamburger Naturbad

Was für Badegäste, die Platz und Ruhe schätzen, herrlich ist, bereitet Pommerening Sorgen. Zumal er nicht ausschließen kann, dass die Gänse wiederkommen, wenn sie ihren Nachwuchs aufgezogen haben und das Wasser wärmer wird. Aber er hofft, dass Gingers Präsenz auch dann noch ausreicht, um die Wasservögel fernzuhalten.

Um dennoch finanziell weniger stark vom Badebetrieb abhängig zu sein, stellt sich das Naturbad Kiwittsmoor gerade neu auf. So wird unter anderem die Beachvolleyballanlage ausgebaut: Zwei Felder stehen den Badegästen zur Verfügung, auf den anderen fünf werden Ende Juli Jugendmeisterschaften ausgetragen werden. Im August findet hier ein Beachvolleyballcamp statt, auch ein Beachsoccerfeld entsteht.