Hamburg. Veranstalter von Hamburger Straßenfesten haben massive Probleme. Das zeigt auch die Bilanz des beliebten Osterstraßenfestes.

Uwe Bergmann ist routiniert, wenn es um die Organisation von Festen geht. Mit seiner Firma, der Bergmanngruppe, organisiert er seit vielen Jahren Events aller Art – so auch das Eppendorfer Landstraßenfest am kommenden Wochenende. Das Fest findet in diesem Jahr zum 40. Mal statt und auch das Wetter spielt aller Voraussicht nach mit.

Doch Uwe Bergmann sieht sich in diesem Jahr mit Kostensteigerungen konfrontiert, die er kaum bewältigen kann. Er sagt klar: „Die Lage ist dramatisch.“

Eppendorfer Landstraßenfest: Kosten teils um das Fünffache gestiegen

Anfang der Woche habe er ein Angebot von einem technischen Dienstleister bekommen, der das Fünffache von dem verlangt, was er 2019 gefordert hatte. „Und der Markt ist leider so knapp geworden, dass wir kaum eine Wahl haben und dann wohl oder übel solche Beträge zahlen müssen“, so Bergmann.

Ähnlich sei es beim Sicherheitspersonal. „Hier sprechen wir von einer Kostensteigerung von etwa 30 bis 50 Prozent“, so Bergmann. Was ihm ebenfalls zu schaffen macht: „Es kommen immer neue Auflagen dazu, die wiederum mit viel Arbeit und damit auch mit Geld verbunden sind.“ Jedes Jahr kämen etwa neue Sicherheitsanforderungen hinzu. „Wir werden behandelt, als seien wir der Hafengeburtstag, dabei ist das Eppendorfer Landstraßenfest doch einfach nur ein Straßenfest.“

Eppendorfer Landstraßenfest – „im Grunde nicht mehr zu finanzieren“

Allein 135 Halteverbotsschilder müssten er und sein Team anbringen. Früher wäre das auch mit Gaffa Tape gegangen. Heute muss jedes Schild mit einer 70 Kilo schweren Befestigung gesichert sein. „Das macht man nicht mal eben so. Das bindet Personal und kostet Zeit und Geld.“

Bei der Sondernutzungsgebühr sei ihm der Bezirk bisher immer entgegengekommen. Trotzdem sei dies in der Vergangenheit der größte Posten gewesen. Das sei nun anders. „Die Verkehrssicherung ist inzwischen mit Abstand der größte Block.“ Bergmann findet klare Worte: „So ist das im Grunde nicht mehr zu finanzieren.“

Hamburger Straßenfeste in der Krise – Förderung von der Politik wünschenswert

Gleichzeitig betont er die Bedeutung von Straßenfesten. „Die sind fest in den Quartieren verankert und sehr beliebt. Sie bieten ein kostenloses kulturelles Angebot für Menschen, die sich sonst vielleicht keine Konzerte leisten können.“

Er fordert: „Wenn solche Feste weiter in dem gewohnten Umfang stattfinden sollen, dann wäre es schön, wenn sich die Politik über Möglichkeiten der Förderung Gedanken machen könnte. Denn so ist es absehbar nicht zu stemmen.“

Osterstraßenfest: 500.000 Besucher – dennoch ernüchternde Bilanz

Eine ähnliche Problemlage hatte auch der Veranstalter des Osterstraßenfestes in Eimsbüttel. Dabei waren die Rahmenbedingungen eigentlich perfekt: 500.000 Besucher, gute Stimmung und bestes Sommerwetter: Besser hätte es für das beliebte Straßenfest eigentlich nicht laufen können.

Doch jetzt, knapp drei Wochen später, wo die letzten Rechnungen eingetrudelt sind, wird immer deutlicher: Einen Gewinn wird der Veranstalter in diesem Jahr wohl nicht machen. „So wie es aussieht, werden wir hoffentlich bei etwa null herauskommen“, sagt Til Bernstein vom Verein Osterstraße, der das Fest traditionell veranstaltet.

In früheren Jahren habe man mit dem Osterstraßenfest in Eimsbüttel durchaus Gewinne erzielt, die wieder direkt in den Stadtteil geflossen seien: in Laternenumzüge, Weihnachtsbeleuchtung oder andere Veranstaltungen rund um die Osterstraße. Dass sich das Osterstraßenfest zumindest in finanzieller Hinsicht in diesem Jahr nicht rentiert hat, hat laut Bernstein viele Gründe.

Osterstraßenfest: 20 Prozent weniger kommerzielle Stände

„Der Hauptfaktor ist sicherlich, dass wir rund 20 Prozent weniger kommerzielle Stände hatten als in den Vor-Corona-Jahren – und damit auch 20 Prozent weniger Einnahmen an Standmieten“, so Bernstein. Zahlreiche Standbetreiber hätten sich während der Pandemie umorientiert und seien jetzt nicht mehr verfügbar. Andere hätten zum Teil kurz vorher absagen müssen, weil sie kein Personal für ihre Stände finden konnten.

Gleichzeitig seien die Kosten für den Veranstalter gestiegen: „In nahezu allen Bereichen haben sich die Kosten erhöht.“ Etwa die Personalkosten aller Mitarbeiter – vom technischen Dienst bis zum Reinigungspersonal –, die Energiekosten und die Kosten für Sicherheitsvorkehrungen.

Ahrensburger Stadtfest stand wegen hoher Kosten vor dem Aus

Damit hat auch das beliebte Ahrensburger Stadtfest zu kämpfen. Noch im März war nicht klar, ob die Veranstaltungsmeile in diesem Jahr nach drei Jahren Corona-Pause wieder stattfinden kann. „Aufgrund der mehr als zweijährigen Pandemie sind viele Schausteller gar nicht mehr am Markt beziehungsweise ihre wirtschaftliche Leistungsfähigkeit stark vermindert“, teilte Götz Westphal, Vorsitzender der Kaufleutevereinigung Stadtforum, die das Fest mit jährlich bis zu 100.000 Besuchern veranstaltet, damals mit.

Die seit 2022 andauernde Energiekrise habe darüber hinaus dazu geführt, dass sich die Situation für Veranstalter und Aussteller noch einmal dramatisch verschärft habe und die Kosten sehr viel schwerer wieder eingespielt werden könnten.

Straßenfeste in Hamburg und Ahrensburg in der Krise

Der Veranstalter hatte deshalb einen Zuschuss der Stadt in Höhe von 42.000 Euro beantragt. Auch hier ging es unter anderem um die Kosten der Sondernutzungsgebühren sowie für die temporäre Verkehrsbeschilderung.

Ahrensburgs Politiker hatten ein Einsehen und bewilligten einen Zuschuss in Höhe von 34.000 Euro. Das Fest kann nun vom 9. bis zum 11. Juni stattfinden. Auf die Besucher warten wie in der Vergangenheit Kettenkarussell, Bungee-Jumping und Fahrgeschäfte sowie ein 18 Meter hohes Riesenrad. Doch es werden auch Veränderungen nötig: Der Fokus wird stärker auf das Lokale gelegt, es wird mehr Platz für Vereine und Künstler geben – und die gesamte Fläche, auf der gefeiert wird, wird kleiner. ()