Hamburg. Das Auto vor der Haustür parken? An der Borsteler Chaussee ist das schwierig. Nun stellte sich der Bezirksamtschef vielen Fragen.
Die Borsteler Chaussee, nicht weit entfernt vom Flughafen Hamburg, war am Mittwochabend erneut ein viel diskutiertes Thema – und es drehte sich vor allem um eins: Parkplätze.
Bei der öffentlichen Versammlung des Kommunal-Vereins in Groß Borstel R.V. im Stavenhagenhaus ging es dieses Mal um die Parksituation in den Buchten, die die Durchfahrtsstraße flankieren. Diese sind laut Aussagen von genervten Anwohnern dauerbelegt – von Mietwagen, die hier oftmals wochenlang ohne Bewegung parken.
Flughafen Hamburg – Parkplatzärger in Groß Borstel
Im Stadtteil – neben der Hauptachse sind auch nahe gelegene Seitenstraßen wie Klotzenmoor und Woltersstraße betroffen – wurden jüngst rund achtzig Mietwagen gezählt, gebrandet von Firmen wie Leaseplan, Enterprise, Hertz und Europcar.
Diese blockieren die Parkplätze von Anwohnern, die abends keinen Parkplatz mehr finden. Insgesamt befinden sich an der Straße 144 Parkplätze – so bleiben lediglich rund sechzig Parklücken für Anwohner und Besucher.
Flughafen Hamburg: Mietwagen blockieren Parkplätze in Groß Borstel
Dieses Thema interessierte am Mittwoch auch den Gast des Abends, den Leiter des Bezirksamts Hamburg-Nord, Michael Werner-Boelz (Grüne), selbst passionierter Fußgänger. Er war erstmals Gast im Verein, lebte selbst bis vor anderthalb Jahren in Groß Borstel. Oftmals würden die Mietwagenfirmen und Leasingunternehmen hier wochenlang ihre Fahrzeuge stehen lassen, berichteten die Anwesenden. Grund dafür sei, dass einigen offenbar die vorherigen Parkplätze nahe des Flughafens gekündigt worden seien.
Auch seien Niederlassungen eines Mietwagenunternehmens in anderen deutschen Städten aufgelöst, so dass der Hamburger Betreiber plötzlich mehr Fahrzeuge geliefert bekam, als er unterbringen kann. Welche Handhabe hat in dem Fall das Bezirksamt, wurde der Amtsleiter gefragt.
„In dem Moment, wo es keine Anwohnerparkplätze sind, ist jeder berechtigt, dort zu parken“, erklärte Werner-Boelz. Seine Mitarbeiter im Amt und er selbst hatten sich bereits mit dem Thema vertraut gemacht, jedoch nur bei einer Mietwagenfirma „einen Hebel gefunden“, wie Werner-Boelz sagte. Dabei gehe es darum, nachzuweisen, dass der heutige Stand in Bezug auf die angegebenen Firmenparkplätze bei der Genehmigung niedriger war, als aktuell. Sprich: Zu viele Autos für zu wenig Parkraum.
Flughafen Hamburg: Urlauber parken gerne in Groß Borstel
In den anderen Fällen könne er „nichts anderes machen, als einen freundlich-bestimmten Brief zu schreiben.“ Keine zufriedenstellende Antwort für die Anwesenden. Es seien jedoch nicht nur Gäste der Stadt, die einen Mietwagen buchen und dann aufgefordert werden, diesen in Groß Borstel abzuholen – die Entfernung zum Flughafen beträgt ja nur wenige Kilometer.
Es gäbe auch Privatwagen mit Kennzeichen umliegender Städte und Gemeinden – offenbar von Urlaubern, die in Groß Borstel ihre Autos parken, um dann mit dem Taxi zum Flughafen zu fahren. „Wir sind ja umzingelt von Anwohnerparkgebieten, deshalb drängen alle auf unsere noch verfügbaren Parkplätze“, so eine Anwohnerin.
Mietwagen blockieren Parkplätze – auch Ladenbesitzer verärgert
Da die Wagen ordnungsgemäß zugelassen sind, dürfen sie auf öffentlichen Parkplätzen abgestellt werden – nicht jedoch als Dauernutzung. Erkennbar sind die Wagen, die die Parkbuchten blockieren und mitunter von Transportern geliefert und den Fahrern dann eingeparkt werden, unter anderem an den Kennzeichen: WI oder EU. Autovermieter wie Hertz haben einen Großteil ihrer Fahrzeuge im Landkreis Euskirchen zugelassen, WI steht für Wiesbaden, dort lässt Avis seine Wagen zu.
Ebenfalls verärgert über diese Entwicklung sind die Inhaber der angrenzenden Läden wie der Fruchtoase an der Borsteler Chaussee 103, Apotheke oder des Crouque-Restaurants – denn ihre Kundschaft hat keine Chance auf einen der Parkplätze vor den Geschäften.
Wichtig war den Teilnehmern an diesem Abend, dass es nicht um Kritik an der Mobilitätswende per se und den damit verbundenen, ebenfalls im Stadtteil oft sichtbaren Car-Sharing-Autos geht. Diese würden sehr gut und somit regelmäßig genutzt, so dass Parkraum immer wieder frei gegeben würde.
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Tempo-30-Zone gilt nur vor Kindergarten, endet vor Grundschule
Weitere Aufreger im Zusammenhang mit der Borsteler Chaussee gibt es dennoch. Anwohner kritisieren die viel zu kurze Tempo-30-Strecke auf Höhe des Kindergarten der Kirche St. Peter, die schon nach wenigen hundert Metern direkt vor der Kreuzung mit dem Brödermannsweg und damit der Carl-Götze-Grundschule endet. Auch das grundsätzlich zu hohe Verkehrsaufkommen erhitzt immer wieder die Gemüter der Bewohner des Stadtteils, die bereits im vergangenen Jahr mehrfach mit Fahrraddemos auf den Missstand sowie die Alternative – es besteht die Möglichkeit, die parallel verlaufende Straße Nedderfeld zu nutzen – hinwiesen.
„Das Tempo hier auf 30 km/h reduzieren, um die Strecke unattraktiv zu machen, das ist meine Haltung, dazu noch eventuell bauliche Maßnahmen“, sagte Werner-Boelz, der immer wieder darauf hinwies, dass „alle straßenverkehrsbehördlichen Anordnungen nicht in meinen Zuständigkeitsbereich fallen.“
Für Fragen wie Ampelschaltungen, Zebrastreifen und Verkehrsberuhigungen an der Borsteler Chaussee verwies er an die Innenbehörde und Polizei. „Vielleicht laden Sie mal den Leiter des Polizeikommissariat 23 zu sich ein“, riet Werner-Boelz, „es hilft immer, wenn entscheidende Leute Situationen sinnlich erleben.“