Hamburg. Brisanz nicht nur auf dem Spielfeld: Die rivalisierenden Fangruppen haben für viel Arbeit für die Polizei gesorgt. Alle Infos im Blog.
Wenn der FC St. Pauli auf den FC Hansa Rostock trifft, ist es weit mehr als nur ein normales Spiel in der Zweiten Bundesliga, in dem es um wichtige Punkte für die Tabelle geht. Beide Fan-Gruppen gelten seit Jahrzehnten als verfeindet. Erstmals seit 14 Jahren waren am Sonntag wieder Auswärtsfans aus Rostock am Millerntor vor Ort. Dementsprechend groß begleitete die Hamburger Polizei die Partie, die um 13.30 Uhr im Millerntor-Stadion begann.
Die gesamte Hamburger Bereitschaftspolizei sollte im Verbund mit den Alarmhundertschaften, die aus Beamten der Hamburger Polizeiwachen bestanden, für einen möglichst friedlichen Ablauf sorgen. Darüber hinaus wurden bereits geschlossene Einheiten aus Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin und von der Bundespolizei angefordert.
Das Abendblatt wird Sie in einem Blog auf dem Laufenden halten:
- FC St. Pauli – Hansa Rostock: Polizei zieht Bilanz
- Präsident des FC St. Pauli äußert sich zu Ausschreitungen
- U-Bahn-Strecke wegen randalierender Fußballfans unterbrochen
- Ausschreitungen bei Risikospiel – auch ein Ordner verletzt
- Hansa-Rostock-Fans verzögern Spiel durch Pyro-Spektakel
- Blau-weiße Rauchtöpfe im Hansa-Block zum Spielstart
- Einige Pyros – aber Einmarsch ins Stadion verläuft friedlich
- Millerntor-Stadion: Wasserwerfer und Räumpanzer stehen bereit
- Hansa-Fans zünden Pyros bei Ankunft in Hamburg
- FC St. Pauli – Hansa Rostock: Kein Alkohol im Stadion
- Viele Hansa-Rostock-Fans am Sonntagmorgen in Hamburg eingetroffen
- Gewerkschaft der Polizei kritisiert Fans und fordert Vereine zum Handeln auf
FC St. Pauli – Hansa Rostock: Polizei zieht Bilanz
Die Polizei Hamburg hat am Abend Bilanz ihres Einsatzes rund um die Partie des FC St. Pauli gegen Hansa Rostock gezogen. „Insbesondere durch eine konsequente Trennung der beiden Fangruppierungen hat die Polizei einen schwierigen Einsatz erfolgreich bewältigt“, hieß es in einer Mitteilung am Sonntagabend wenige Stunden nach Abpfiff des brisanten Nordduells der 2. Fußball-Bundesliga.
"Es wurden mehrere Ermittlungsverfahren, unter anderem wegen Körperverletzungsdelikten, Sachbeschädigung im Stadion und in den U-Bahnen sowie des Abbrennens von Pyrotechnik eingeleitet", so Polizeisprecher Sören Zimbal am Abend. Insgesamt hätten vier Polizisten leichte Verletzungen erlitten. "Im Zusammenhang mit Straftaten stellten die Einsatzkräfte die Personalien von zwei Tatverdächtigen fest." Das Landeskriminalamt habe die Ermittlungen übernommen.
Die Hamburger Polizei wurde von Kräften der Bundespolizei sowie den Landespolizeien aus Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Berlin unterstützt. Insgesamt seien rund 1700 Beamtinnen und Beamte, davon circa 370 auswärtige Kräfte, im Einsatz gewesen.
Präsident des FC St. Pauli äußert sich zu Ausschreitungen
Auch Oke Göttlich, Präsident des FC St. Pauli, äußerte sich zu den Ausschreitungen im Stadion, bei denen ein Ordner und mindestens ein Fan durch Bewurf aus dem Gästeblock verletzt worden sind. Rostock-Fans warfen aus dem Gästebereich mit Böllern und Keramikteilen aus zerstörten Waschbecken.
Präsident Oke Göttlich wünschte den Betroffenen alles Gute und eine schnelle Genesung. „Unsere Gastfreundschaft wurde heute deutlich überstrapaziert“, sagte Göttlich. Ssolch ein Verhalten sei nicht zu tolerieren. Er dankte den Ordnungskräften im Stadion für ihren Einsatz verurteilte die Vorfälle scharf.
U-Bahn-Strecke wegen randalierender Fußballfans unterbrochen
Um 16.20 Uhr teilte die Hamburger Hochbahn via Twitter bin, dass es auf der U-Bahn-Strecke U3 aktuell zwischen den Haltestellen Baumwall und Schlump keinen Betrieb gibt. Grund sei ein Polizeieinsatz wegen randalierender Fußballfans. Fahrgäste werden gebeten, auf andere U- und S-Bahn-Linien auszuweichen. Nach 20 Minuten wurde der Betrieb wieder aufgenommen.
Ob die meisten Rostock-Fans, die mit einer Sonder-U-Bahn von der Feldstraße zum Hauptbahnhof gebracht werden sollten, ihren Zug nach Hause um 16.21 Uhr bekommen haben, ist nicht bekannt.
Ausschreitungen bei Risikospiel – auch ein Ordner verletzt
Das brisante Nordduell in der 2. Fußball-Bundesliga zwischen dem FC St. Pauli und Hansa Rostock ist zur zweiten Halbzeit wegen des Zündens von Pyrotechnik und des Werfens von Böllern im Fanblock der Gäste aus Rostock verspätet angepfiffen worden. Schiedsrichter Benjamin Brand gab die Partie am Sonntag erst nach etwa zehn Minuten Verzögerung wieder frei, weil Fans der Rostocker Böller und Pyrotechnik zündeten und Feuerwerkskörper in benachbarte Ränge feuerten, in denen Fans des FC St. Pauli saßen.
Ordner mussten sich aus dem Bereich zurückziehen, mehrere Feuerwerkskörper landeten auf dem Spielfeld. Nach Angaben des FC St. Pauli wurde einer der Ordner verletzt und ist ins Krankenhaus gebracht worden. Es habe sich bei dem Wurfgeschoss um ein Keramikteil gehandelt, twitterte der Verein. Auch ein St.-Pauli-Fan wurde durch einen Böller verletzt.
Hansa-Rostock-Fans verzögern Spiel durch Pyro-Spektakel
Die zweite Halbzeit der Partie St. Pauli gegen Rostock startete mit Verzögerung, da Hansa-Fans ein Pyro-Spektakel veranstalteten und diverse Feuerwerkskörper zündeten – darunter auch Raketen. Das sorgte für ein Spielunterbrechung.
Nach dem 1:0-Treffer des FC St. Pauli hatten auch St.-Pauli-Anhänger Pyro gezündet.
Blau-weiße Rauchtöpfe im Hansa-Block zum Spielstart
Kurz vorm Spielbeginn entzündeten Rostock-Anhänger im Hansa-Block blau-weiße Rauchtöpfe. Über die gesamte Südkurve erstreckte sich eine Fahnen-Choreografie der Pauli-Fans.
Einige Pyros – aber Einmarsch ins Millerntor-Stadion verläuft friedlich
Auch kurz vorm Anpfiff hat die Polizei keine besonderen Vorkommnisse zu vermelden. Auf dem Weg vom U-Bahnhof zum Stadion zündeten Hansa-Fans zwar erneut vereinzelt Pyrotechnik. "Aber ansonsten ist die weitgehend Lage ruhig", sagte Polizeisprecher Sören Zimbal um 13 Uhr. Ein Polizeigroßaufgebot begleitete die Rostock-Anhänger beim Einmarsch ins Stadion.
Millerntor-Stadion: Wasserwerfer und Räumpanzer stehen bereit
Am Vormittag rückten Wasserwerfer der Polizei und ein Räumpanzer an. Die Fahrzeuge wurden am Millerntor-Stadion positioniert. Auch der Polizeihubschrauber "Libelle" kreist seit dem Vormittag am Himmel.
Hansa-Fans zünden Pyros bei Ankunft in Hamburg
Rund 1200 Rostock-Fans kamen gegen 10 Uhr am Hamburger Hauptbahnhof an. Vereinzelt zündeten sie am Bahnsteig Böller und Pyros, wie Polizeisprecher Sören Zimbal mitteilte. Dazu grölten die Hansa-Fans „Hurra, hurra, die Rostocker sind da“ und „Scheiß St. Pauli“.
Der geplante Marsch zum Millerntor fiel jedoch aus. Die Rostock-Anhänger wurden mit Sonderzügen der U-Bahn zur Feldstraße gebracht. Zimbal: "Bislang verläuft alles friedlich."
FC St. Pauli – Hansa Rostock: Kein Alkohol im Stadion
Im ausverkauften Millerntor-Stadion werden keine alkoholischen Getränke verkauft. Zudem werden zusätzliche Ordner hinzugezogen und es wird einen Puffer zwischen den Gästefans und den angrenzenden Heimfans geben. St. Paulis Trainer Fabian Hürzeler, der am Sonntag seinen 30. Geburtstag feiert, hofft, dass die Fans „das Spiel gewaltfrei verfolgen“ und „genießen“ können.
Viele Hansa-Rostock-Fans am Sonntagmorgen in Hamburg eingetroffen
Die meisten Rostocker Fans wollten um 9.38 Uhr per Regionalexpress in Hamburg eintreffen. Der Zug, der von Polizeikräften begleitet wurde, hatte jedoch Verspätung und kam erst gegen 10 Uhr in Hamburg an. Im Hauptbahnhof wurden die Anhänger aus Mecklenburg-Vorpommern von der Bundespolizei in Empfang genommen. Ein erheblicher Teil von ihnen wird voraussichtlich an einem Marsch teilnehmen, zu dem die Ultragruppierung „Suptras“ aufgerufen hat. Als besonders brisant eingestuft wird dabei diese Aufforderung: „Alle in Bomberjacke! Mit breiter Brust für Hansa!“
Gewerkschaft der Polizei kritisiert Fans und fordert Vereine zum Handeln auf
Vor dem brisanten Spiel des FC St. Pauli gegen Hansa Rostock hat Lars Osburg, Landes-Vize der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Hamburg, scharfe Kritik an gewaltbereiten Fans geäußert. „Fußballarenen und deren Umfelder sind keine rechtsfreien Räume für kriminelle Gewalttäter. Hierbei muss klargestellt werden, dass es Minderheiten sind, die im Umfeld der Arenen Probleme verursachen. Zur Folklore der Fanverbände gehört es aber, nach Ausschreitungen immer wieder das Einschreiten der Polizei zu kritisieren. Dazu werden oft gekürzte Videosequenzen genutzt und der Staatsanwaltschaft und der Polizei schlechte Ermittlungen unterstellt", sagte Osburg.
Der GdP-Vize sieht auch die Vereine in der Verantwortung. „Wer im Nachgang zu Gewalttaten immer wieder die Ermittlungsbehörden diskreditiert und unterstellt, hier würde nicht rechtsstaatlich ermittelt, handelt bewusst menschenverachtend. Ich erwarte, dass sich die Vereine eindeutig von den Gewalttätern distanzieren und entsprechende Konsequenzen ziehen. Konsequentes rechtsstaatliches Vorgehen steht genauso auf der Tagesordnung wie die konsequente Ausgrenzung dieser Straftäter durch die Vereine! Die Diskreditierung meiner Kolleginnen und Kollegen durch die wiederholte Deutung von Videoschnipseln ist ein durchsichtiger Versuch, von Versäumnissen der Vereine abzulenken!“