Hamburg. Medienschaffende gedenken vor dem russischen Konsulat ihrer in der Ukraine getöteten Kollegen. Der DJV hatte dazu aufgerufen.

Nur ein spiegelverglastes Fenster des Generalkonsulats der Russischen Föderation ist einen Spalt breit geöffnet, als sich eine Gruppe von gut 50 Medienschaffenden vor dem Gebäude in Alsternähe versammelt. Es ist Dienstag, 12 Uhr, und eine kämpferische Mittagspause beginnt, zu der die Gewerkschaft Deutscher Journalisten-Verband (DJV) aufgerufen hat.

Sie demonstrieren am Tag der Pressefreiheit für den Frieden in der Ukraine und gedenken der acht internationalen Kolleginnen und Kollegen, die bei ihrem Einsatz in diesem Land durch den russischen Aggressor getötet wurden.

Pressefreiheit: DJV fordert Ende des Krieges

Stefan Endter, Geschäftsführer des Hamburger DJV-Landesverbandes, spricht ins Megafon und wendet sich an Putins Diplomaten: „Wir fordern den russischen Generalkonsul auf: Setzen Sie sich dafür ein, dass Russland den Krieg sofort beendet und auf den Boden des Völkerrechts zurückkehrt. Setzen Sie sich dafür ein, dass Russland aufhört, Demonstrierende und unabhängige Journalisten und Medien zu verfolgen und zu unterdrücken.“

Zuvor erinnerten die Vertreter der DJV-Landesverbände Schleswig-Holstein, Bremen, Hamburg und Niedersachsen an die acht getöteten Berufskollegen. Sie arbeiteten für die „New York Times“ und Kiewer Medienhäuser, waren Familienväter, starben bei der Bombardierung des Kiewer Fernsehturms oder kamen in jener Nacht ums Leben, als die Hauptstadt ausgerechnet beim Besuch des UN-Generalsekretärs beschossen wurde.

Zerstörung der Pressefreiheit habe Krieg erst möglich gemacht

Der russische Journalist und Friedensnobelpreisträger Dmitri Andrejewitsch Muratow habe es auf den Punkt gebracht, sagt DJV-Geschäftsführer Endter: „Die systematische Zerstörung der Pressefreiheit in Russland hat den Krieg gegen die Ukraine erst möglich gemacht.“

Auch in weiteren deutschen Städten fanden am Dienstag vor den diplomatischen Vertretungen Russlands Demon­strationen für Frieden und Pressefreiheit statt. An der Demonstration vor der russischen Botschaft in Berlin nahm unter anderen DJV-Bundesvorsitzender Frank Überall teil. In einem Protestschreiben des DJV heißt es: „Die Aufgabe der getöteten Kollegen war es, kritisch und unabhängig Bericht zu erstatten über das, was sich im Kriegsgebiet ereignet.“ Die Weltöffentlichkeit brauche journalistische Informationen, die – anders als die russische Propaganda – die Wahrheit schildern.