Hamburg. Auch das Technische Rathaus zieht nach Barmbek. Für den alten Standort macht Bezirksamtsleiter Werner-Boelz nun Vorschläge.
Das Technische Rathaus an der Kümmellstraße, im Herzen Eppendorfs, wurde Ende 2008 eröffnet. Das sechsstöckige Gebäude aus Stahl und Glas mit weißen Blenden ist seitdem Hamburg-Nords Anlaufstelle für alle Auskünfte, Beratungen und Dienstleitungen rund um Wirtschaftsförderung, Baugeschehen, Umwelt- und Verbraucherschutz.
Als vor einem Jahr verkündet wurde, dass das Bezirksamt 2026 aus dem gelben Backsteinkomplex gegenüber in einen Neubau an den Wiesendamm ziehen wird, hieß es noch, das Technische Rathaus bleibe an seinem Standort.
Immobilien in Hamburg frei – Fachämter verlassen Eppendorf
Jetzt haben sich die Pläne geändert. Wie das Abendblatt erfuhr, sollen auch sämtliche dort ansässigen Fachämter (Stadt- und Landschaftsplanung, Bauprüfung, Management des öffentlichen Raumes, Verbraucherschutz) sowie das Zentrum für Wirtschaftsförderung, Bauen und Umwelt mit umziehen. Damit zieht sich das Bezirksamt Nord fast vollständig aus Eppendorf zurück; lediglich das Gesundheitshaus an der Eppendorfer Landstraße, in dem unter anderem Schulmediziner und Psychologen sitzen, verbleibt in dem Stadtteil.
Dass auch der Umzug des Technischen Rathauses erforderlich ist, kam bei einer Nutzwertanalyse heraus. Ein externer Dienstleister hatte im Auftrag der städtischen Sprinkenhof GmbH in sechs verschiedenen Szenarien geprüft, welche Konsequenzen der Umzug verschiedener Fachabteilungen an den Wiesendamm habe. Dass darunter auf jeden Fall das Baudezernat sein müsse, habe von Anfang an festgestanden, so Bezirksamtsleiter Michael Werner-Boelz.
Die Analyse habe jedoch ergeben, dass sich das Technische Rathaus wegen seiner besonderen Raumstruktur mit vielen Einzelbüros nicht für eine sinnvolle Nachnutzung durch andere Fachämter eigne, die – wie das Sozialdezernat – ganz andere Besucherströme hätten oder geschützte Bereiche benötigten. Ein Umbau aber würde enorm teuer. „Die Gegenüberstellung der Gesamtkosten legt nahe, dass eine Aufgabe des Technischen Rathauses die wirtschaftlichste Lösung darstellt“, so Bezirksamtschef Werner-Boelz.
Was geschieht mit den Immobilien in Eppendorf?
Letztendlich getroffen hat die Entscheidung, sich aus den Gebäuden an Kümmell- und Lenhartzstraße zurückzuziehen, eine Lenkungsgruppe, der neben dem Bezirksamtsleiter auch die vier Dezernenten sowie die Leiterin des Fachamts Ressourcensteuerung angehören und die unter anderem vom Personalrat und der Schwerbehindertenbeauftragten beraten wurde. Eine konkrete Idee, wie es mit den betroffenen Gebäuden weitergeht, gibt es noch nicht. „Wir haben ein großes Interesse an einer vernünftigen Nachnutzung, doch die Gespräche mit den beteiligten Akteuren sind wegen der verschiedenen Interessen nicht einfach“, so Werner-Boelz.
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Der denkmalgeschützte gelbe Backsteinkomplex gehört der Hamburger Firma Ditting, das vom renommierten Architekturbüro Bothe Richter Teherani errichtete Technische Rathaus der Hahn AG mit Sitz in Bergisch Glasbach, die ein Immobilienvermögen im Wert von mehr als 13 Milliarden Euro verwaltet. Insbesondere die Hahn AG hat überwiegend gemischt genutzte Immobilien im Bestand. Auch in Eppendorf sei eine solche Nutzung gewünscht, so Werner-Boelz.
Für den denkmalgeschützten Komplex müsse wohl ein neuer Bebauungsplan aufgestellt werden, da hier bislang nur eine öffentliche Nutzung zulässig sei. Das Technische Rathaus biete sich für Büros oder Labore aus dem medizinischen Bereich an. „Ich würde mir hier eine vernünftige Gesamtkonstruktion aus Wohnungen, Büros, Geschäften, Gastronomie oder Kultur wünschen – eine Nachnutzung, die auch für den Stadtteil einen Mehrwert hat.“
Neubau am Wiesendamm ist gut mit U-Bahn zu erreichen
Anders als das noch recht junge Technische Rathaus befindet sich das Hauptgebäude des Bezirksamtes Nord seit 1954 am Standort. Da die Raumkapazitäten ausgeschöpft sind und einzelne Fachbereiche in den vergangenen Jahren bereits in Neuanmietungen ziehen mussten, das Gebäude sanierungsbedürftig ist und die bisherigen Raumstrukturen nicht mehr der Zeit entsprechen, hatte die Bezirksamtsleitung zunächst geprüft, ob es möglich sei, den Komplex im laufenden Betrieb zu sanieren.
„Vor allem aus arbeitsorganisatorischen Gründen wurde diese Möglichkeit verworfen“, so Werner-Boelz. „Mit dem Neubau am Wiesendamm werden wir zudem alle ökologischen Standards erfüllen und mit der direkten Anbindung an die U-Bahn Saarlandstraße eine optimale Erreichbarkeit über den ÖPNV garantieren.“
Neben dem Auszug aus Eppendorf sieht das favorisierte Szenario auch den Erhalt des Standorts an der Poppenhusenstraße vor. In dem Gebäudekomplex, der dem Bezirksamt Hamburg-Nord ähnelt und nur 600 Meter vom künftigen Bezirksamt am Wiesendamm entfernt ist, sitzt das Kundenzentrum Barmbek-Uhlenhorst und Dulsberg mit den Abteilungen Allgemeiner Sozialer Dienst und Grundsicherung.
Bezirksamt Hamburg-Nord plant in Barmbek Desk-Sharing
Nachdem zunächst geplant war, auch diesen Standort aufzugeben, soll er jetzt umgebaut und um das Kundenzentrum Hamburg-Nord, das aktuell in der Lenhartzstraße sitzt, erweitert werden – und durch die Nähe zum künftigen, nur 600 Meter entfernten Bezirksamt zusätzlich gestärkt werden.
Mit Umzug und Umbau einher geht auch die „Einführung moderner Arbeitswelten“, wie Michael Werner-Boelz es nennt. Gemeint ist eine Reduzierung der Arbeitsplatzkapazitäten. In Abstimmung mit dem Personalrat sei eine sogenannte Desk-Sharing-Quote von 0,8 festgelegt worden. So stehen den 750 Bezirksamtsmitarbeitern, die von 2026 an im Neubau am Wiesendamm arbeiten werden, 600 Arbeitsplätze zur Verfügung. „Das ist eine realistische Zahl“, so der Bezirksamtsleiter. „Nicht nur wegen Corona und Homeoffice, sondern auch generell wegen Krankheit und Urlaub.“