Hamburg. Wegen einer Baustelle am Hauptvorfeld des Flughafens werde die Abfertigung von Passagieren und Gepäck nun länger dauern.

Flugpassagiere in Hamburg brauchen bis etwa Mitte kommenden Jahres noch viel Geduld bei der Abfertigung. Derzeit läuft die vierte von zehn Bauphasen am Hauptvorfeld vor Terminal 1 – dadurch sei wegen längerer Abfertigungswege und mehr Bodenverkehrs vor allem in Spitzenzeiten damit zu rechnen, dass es bei den Gepäck- und Bustransporten Verzögerungen gebe, teilte der Flughafen am Dienstag mit. „Wir können mehrere Fluggastbrücken derzeit nicht nutzen“, sagte Sprecherin Janet Niemeyer. Das Unternehmen empfiehlt den Reisenden, mindestens zwei Stunden vor Abflug am Flughafen zu sein.

Flugzeuge müssen Kilometer entfernt parken

Die Bauarbeiten am vierten Abschnitt sollen Mitte Dezember abgeschlossen werden, anschließend werden von Februar 2018 an weitere Areale des Vorfelds am Rande von Terminal 1 erneuert. Wegen der Bauarbeiten steht derzeit nicht das komplette Vorfeld zur Verfügung. Direkt am Terminal gebe es deshalb nur eine begrenzte Zahl von Andockpositionen für die Flugzeuge. Vier von insgesamt 15 der sogenannten Finger seien vorerst nicht nutzbar.

Auch in Terminalnähe entfielen mehrere Parkpositionen. Etliche Flugzeuge müssen bis zu zweieinhalb Kilometer entfernt geparkt werden und die Passagiere mit Bussen dorthin oder zurück zu den Terminals gebracht werden. In Spitzenzeiten seien bis zu 70 Prozent mehr solcher Fahrten erforderlich, sagte Niemeyer. „Die Planungen sehen vor, von Mitte 2018 an wieder alle Fluggastbrücken in Betrieb zu haben. Das bringt dann Erleichterung.“

Bis 2020 sollen die Arbeiten noch andauern

Die Baustelle auf dem Hauptvorfeld des Hamburg Airport
Die Baustelle auf dem Hauptvorfeld des Hamburg Airport © Michael Penner

Seit März 2016 wird am Hamburger Flughafen gebohrt, gemeißelt und gebaggert. Bis zum Jahr 2020 werden diese umfangreichen Bauarbeiten auf dem Vorfeld des Airports noch andauern. Der Grund ist einfach: Mehr als sechs Millionen Flugzeuge sind über die 40 bis 60 Jahre alten Betonflächen gerollt und haben mit einem Gesamt­gewicht von 290 Millionen Tonnen ihre Spuren hinterlassen. Um den Flugbetrieb langfristig zu gewährleisten, muss dieser Bereich nun saniert werden.

Rund 330.000 Quadratmeter Fläche brauchen eine Grundinstandsetzung, eine Größe von umgerechnet mehr als 30 Fußballfeldern. Die Kosten: 120 Millionen Euro. „Die Bauarbeiten werden in zehn zeitlich versetzten Abschnitten umgesetzt, um die Auswirkungen auf den Flugverkehr so gering wie möglich zu halten“, teilte der Airport schon zu Beginn der Arbeiten mit. Doch ganz ohne Einschränkungen für die Passagiere geht es offensichtlich nicht.

Zusätzliches Personal und mehr Busse

„Wir haben uns gut auf die baubedingten Umstellungen vorbereitet“, so der Flughafen gestern. Es würden zusätzliches Personal und noch mehr Busse eingesetzt, um mögliche Umwege während der Bauzeit abzufedern. „Bei kurzfristigen Flugverschiebungen und starkem Verkehrsaufkommen auf dem Vorfeld ist es jedoch nicht ausgeschlossen, dass es vereinzelt zu längeren Bus- und Gepäck-Transportzeiten kommt“, räumt Airport-Sprecherin Janet Niemeyer ein. Der Grund: Die Vorfeld-Erneuerung muss im voll laufenden Flughafenbetrieb durchgeführt werden.

Im Klartext: Alle geplanten Flüge sollen trotz der Bauarbeiten planmäßig stattfinden. Aber aufgrund der Bauarbeiten steht eben nicht das komplette Vorfeld für die Flieger zur Verfügung. „Deutlich mehr Flugzeuge müssen nun auf Außenpositionen geparkt werden“, so Niemeyer. So komme es zu Um­wegen und mehr Verkehr durch Passa- gierbusse­, Gepäcktransporter, Baustellenfahrzeuge und Flugzeuge. Baustellenbedingt seien in Spitzenzeiten bis zu 70 Prozent mehr Busfahrten notwendig.

Kritik wegen langer Wartezeiten auf Gepäck

Nicht wenige Fluggäste haben sich beim Abendblatt in den vergangenen Monaten über die vergleichsweise langen Busfahrten zwischen Flugzeug und Terminals sowie die Wartezeiten am Gepäckband beschwert. „Bei acht von zehn Flügen ist das Gepäck innerhalb von einer halben Stunde da“, sagt Niemeyer. Doch seien längere Wartezeiten insbesondere bei Verspätungen mehrerer Flüge gleichzeitig oder nach Zollkontrollen nur schwer vermeidbar.

Die HAM Ground Handling, eine Tochtergesellschaft des Flughafens, die für rund 60 Airlines die Bodendienste abwickelt, stelle zudem weiterhin kräftig Mitarbeiter ein. Auch in eine neue Gepäckanlage will der Flughafen ab 2018 insgesamt 190 Millionen Euro investieren. „An der Abfertigung eines Flugzeugs sind bis zu 40 Firmen beteiligt. Wir arbeiten an der Optimierung der Arbeitsabläufe, um die Wartezeiten für die Passagiere in Grenzen zu halten“, sagte Niemeyer.

Die langen Wartezeiten für Fluggäste stoßen bei Politikern auf Unverständnis. „Die Situation am Flughafen ist vollkommen unbefriedigend“, sagt Wieland Schinnenburg, Verkehrsexperte der FDP. „Es hat jeder Verständnis dafür, dass saniert werden muss – aber das muss Herr Eggenschwiler (der Flughafenchef, d. Red.) besser organisieren.“

„Der Flughafen muss dafür sorgen, dass die Passagiere zeitgerecht abgefertigt werden und an ihr Gepäck kommen“, sagt CDU-Politiker Dennis Thering. „Dafür muss vor allem die geplante neue Gepäckanlage schnellstmöglich umgesetzt werden.“ Dorothee Martin, tourismuspolitische Sprecherin der SPD, sagt: „Die Vorfeldarbeiten sind zweifelsfrei notwendig. Aber ich habe die klare Erwartung, dass die Arbeiten kunden- und serviceorientiert durchgeführt und die Belastungen für die Passagiere auf ein Minimum reduziert werden.“