Hamburg. Barmbeker machen mobil gegen „unsinnige neue U5-Haltestelle Hartzloh“. Petition an Entscheidungsträger, Demo-Einladung an die Anwohner.
Der Bürgerprotest gegen die bisher veröffentlichten Planungen zur neuen U5 Linie von Bramfeld in die City Nord geht weiter. Die „Bürgerinitiative für einen lebenswerten Hartzloh“ will mit einer Sommerdemo am kommenden Sonnabend (17. Juni) von 9.30 Uhr bis 13 Uhr auf und um den Hartzloh-Wochenmarkt für einen alternativen Bahnhofsstandort und ein anwohnerschonendes Bauverfahren werben. Das tat sie auch mit einer Petition, die die Initiative in der letzten Woche gezielt an Entscheidungsträger der Stadt verschickt hat.
„In vielen Gesprächen im Stadtteil müssen wir immer wieder feststellen, dass die Nachbarn falsche Vorstellungen davon haben, was durch die aktuelle U5-Planung auf sie zukommt“, sagt Robert Lindenau, Sprecher der Bürgerinitiative. Die bisherigen Info-Veranstaltungen der Hochbahn hätten das Bauvorhaben verharmlost.
Hochbahn verwahrt sich gegen Vorwürfe
Hochbahnsprecher Christoph Kreienbaum wies das zurück. „Wir haben ganz transparent und klar dargestellt, was der Stand der Planung ist. Aber wir befinden uns im Stadium der Vorenturfsplanung. Es sind noch keinerlei endgültige Entscheidungen gefallen. Auch nicht zum Bauverfahren.“
Im ersten Bauabschnitt soll die Linie U5 vom Bramfelder Dorfplatz via Steilshoop, Hartzloh in Barmbek Nord, Rübenkamp (Ansschluss ans S-Bahnnetz) und Sengelmannstraße (Anschluss an die U1 ) zur neuen Haltestelle New-York-Ring in der City Nord geführt werden. Die Grobplanung zum Trassenverlauf und zur Lage der neuen Bahnhöfe steht.
Die Riesenbaugrube macht Angst
Nach der Bürgerbeteiligung im Herbst 2016 und einem Anwohner-Workshop im Februar 2017 soll Ende 2018 die Entwurfsplanung fertig sein, möglichst im gleichen Jahr noch das Planfeststellungsverfahren starten, damit – im günstigen Fall – der Bau 2021 beginnen kann.
Hochstrittig ist aber die Haltestelle an der schmalen Barmbeker Straße Hartzloh. „Nach derzeitigem Planungsstand hätten wir da über fünf Jahre eine 200 Meter lange, 20 Meter tiefe offene Baugrube, die mit 20 Meter Breite praktisch von Haus zu Haus reicht“, sagt Lindenau. „Alternativvorschläge wurden bisher unter den Teppich gekehrt.“
Ein Favorit und vier Ersatz-Standorte
Kreienbaum verweist dagegen auf fünf Standorte, die noch in der Prüfung seien: Hartzloh Ost, Hartzloh West, Hartzlohplatz, Rümkerstraße und Rungestraße. Die Vorentwurfsplanung favorisierte Hartzloh Ost. Dementsprechend war die Hochbahn auch nur mit drei Alternativen in die Bürgerbeteiligung vom Herbst gegangen und hatte die möglichen Haltestellen Hartzloh West und Hartzlohplatz als klar schlechter bzw. kaum realisierbar bezeichnet. Die Bürgerinitiative erklärt denn auch, dass die Standortprüfungen überhaupt erst „nach massiven Protesten wieder aufgemacht“ worden sei.
Die Hartzloh-Anwohner hatten unter anderen die Standorte Langenfort und Rümkerstraße ins Gespräch gebracht, waren damit aber auf wenig Gegenliebe bei den Planern gestoßen. Die Trasse würde sich damit um 400 bzw. 600 Meter verlängern und also teurer. Kreyenbaum erklärte, die fünf verbliebenen Standorte, zu denen Langenfort allerdings nicht mehr gehört, würden jetzt vorbehaltlos geprüft. Es gebe keine Präferenz mehr für Hartzloh Ost.
Anwohner wollen modernes Bauen ohne offene Grube
Weiter moniert die Initiative das geplante technische Verfahren zum Bahnhofsbau. Es werde mit offenen Baugruben gearbeitet statt die in Barcelona erprobte Bauweise im Tunnel zu übernehmen. Auf Jahre würden schwere Lastwagen mit Aushub durch die Wohngebiete fahren. In der spanischen Metropole wurden dagegen auch die Bahnhöfe in nur einer gebohrten Röhre unter Tage gebaut. Offene Baugruben waren nur für den Bau der Zugänge und Notausstiege nötig und entsprechend klein, also wenig belastend für die Wohnbevölkerung. Gegen das moderne Bauverfahren stehen vor allem die Kosten.
Die bisherigen Pläne der Hochbahn gefährdeten ohne Not den Markt als sozialen Treffpunkt, den Hartzloh-Grünzug, das Bürgerhaus und die Bewohnbarkeit der Straße, sagt Lindenau. „Wenn die Hochbahn uns zeigt, dass ein Bahnhof Hartzloh wirklich alternativlos ist, dann werden wir uns nicht quer legen. Aber dieser Nachweis wurde nicht ansatzweise erbracht.“ Hinzu komme, dass die Bewohner des Hartzloh derzeit nur 600 Meter laufen müssten, um an den Bahnhöfen Alte Wöhr oder Rübenkamp in die Bahn steigen zu können. Ein Bahnhof Hartzloh hätte also kaum Erschließungswirkung.
Bürgerinitiative fordert mehr Einsatz von Politikern
Lindenau appellierte an die Politik, sich stärker in die Diskussion einzubringen und das Hamburger Jahrhundertprojekt im öffentlichen Personennahverkehr nicht einfach diskussionslos geschehen zu lassen. „Mit unserer Kritik werden wir immer wieder an die Hochbahn verwiesen“, sagte Lindenau, der sich und die Kollegen aus der Bürgerinitiative gelegentlich in einer Endlosschleife wähnt.
Nach der Sonnabend-Demonstration durch das Hartzloh-Viertel mit Abschlusskundgebung gegen 11 Uhr auf dem Wochenmarkt ist ein buntes Programm mit Stadtteilfest-Charakter geplant.