Terminal-Ausbaupläne und „Scheitern der Pünktlichkeitsoffensive“ hätten Vertrauen zerstört, so die Fluglärmgegner.
Hamburg. Die erst im Sommer 2015 gegründete „Allianz für Fluglärmschutz“ steht möglicherweise vor dem Scheitern. In der Gruppe arbeiten Vertreter von Bürgerschaft, Wirtschaft, Flughafen und der Bürgerinitiative für Fluglärmschutz in Hamburg und Schleswig-Holstein (BAW) zusammen. Ziel ist es, die Belastung durch Flugverkehr für Anwohner in erträglichen Grenzen zu halten. Nun aber hat die BAW ihren Austritt aus der Allianz angedroht.
„Die neuesten Zahlen über die verspäteten nächtlichen Starts und Landungen außerhalb der genehmigten Betriebszeiten am Flughafen zeigen, dass die sogenannte Pünktlichkeitsoffensive vollständig gescheitert ist“, teilte BAW-Sprecher Martin Mosel am Freitag mit. „Nach mehr als einem Jahr Laufzeit dieser freiwilligen Selbstverpflichtung von Fluggesellschaften und Flughafenbetreiber hat sich die Belastungssituation insgesamt gegenüber dem Vergleichszeitraum deutlich verschlechtert.“
Mit mehr als 200 verspäteten Landungen kommerzieller Linien- und Touristikflieger nach 23 Uhr zwischen Januar und Mai sei „gegenüber den Vorjahren keine Verbesserung der untragbaren schlechten Zustände zu erkennen“. Weiterhin werde „in vier von fünf Nächten die bestehen- de Betriebszeit am innerstädtisch gelegenen Flughafen nicht eingehalten“.
„Seit 2011 gab es nicht mehr so viele verspätete Starts“
Bei den verspäteten Starts nach 23 Uhr habe sich die Situation „dramatisch weiter verschlechtert“. Mit 73 Starts sei ein „Negativrekord“ aufgestellt worden. „Mindestens seit 2011 gab es kein Jahr mit derart vielen nächtlichen Starts. Besonders negativ ins Gewicht fällt hierbei, dass nahezu alle verspäteten Starts von der Fluggesellschaft easyJet verursacht werden, einem der Gründungsmitglieder der ‘Pünktlichkeitsoffensive’.“
Außerdem bezieht sich die BAW auf den Exklusivbericht des Abendblattes über die Pläne des Flughafens, 27 neue Gates zu bauen. „Mit dem Aufdecken der Ausbau- und Erweiterungspläne wird der Bestand der Allianz massiv gefährdet“, so Mosel, der nun eine „Entkreuzung der Start- und Landebahnen“ fürchtet, die mehr Starts und Landungen ermöglichen würde. Er verlange die „vollumfängliche Offenlegung sämtlicher Planungen und die Nennung der wahren Entwicklungsziele des Flughafens und des Senats“. Der Fortbestand der Allianz liege nun „beim Flughafenbetreiber und dem Senat“, sagte der BAW-Sprecher. „Nur wenn es denen gelingt, das verloren gegangene Vertrauen bei den Betroffenen wieder herzustellen, hat eine weitere Zusammenarbeit Sinn.“
SPD-Fraktionschef Andreas Dressel sagte dem Abendblatt, seine Hand bleibe ausgestreckt. Es liege in der Natur der Sache, dass es widerstrebende Interessen gebe. „Wir wollen die Allianz gemeinsam zum Erfolg führen“, so Dressel. Bei dem nächsten geplanten Treffen am 19. Juni dürfte es angesichts der jüngsten Entwicklung hart zu Sache gehen.