Hamburg. Die Vergütung stieg im vergangenen Jahr um 35,7 Prozent. Bekam Geschäftsführer Pollety eine Abfindung, obwohl er freiwillig ging?
Der Flughafen Hamburg hat dem Topmanagement im vergangenen Jahr deutlich mehr Geld bezahlt. Laut Geschäftsbericht 2015 lagen die Bezüge der beiden Geschäftsführer Michael Eggenschwiler und Wolfgang Pollety bei 889.000 Euro. In den beiden Jahren zuvor waren es 651.000 Euro (2013) und 655.000 Euro (2014), ergaben Abendblatt-Recherchen. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies für 2015 ein Plus von 35,7 Prozent. Das ist insofern überraschend, weil Eggenschwiler nach dem Rückzug von Pollety im April von Mai bis Dezember die Geschäftsführung allein verantwortete.
Im Jahr 2014 erhielt Flughafenchef Eggenschwiler 367.448 Euro
Nach Auskunft des Flughafens sollen sich die vertraglichen Bedingungen von Eggenschwiler als Vorsitzender der Geschäftsführung nicht verändert haben. 2014 verdiente er laut Vergütungsbericht der Hansestadt, in dem die Bezüge der Geschäftsführer und Vorstände öffentlicher Firmen aufgelistet werden, 367.448 Euro. Bei der höchsten variablen Vergütung hätte er maximal 409.600 Euro erhalten können. Pollety bekam damals 284.764 Euro.
Auf Anfrage teilte Flughafensprecherin Katja Bromm mit: „Die Gesamtbezüge der Geschäftsführung sind gegenüber dem Vorjahr unter anderem wegen der Beendigung des Vertrags mit einem Geschäftsführer gestiegen.“ Damit kann bei einem zweiköpfigen Gremium nur der Rückzug von Pollety gemeint sein, der das Amt im November 2013 angetreten hatte. Das Unternehmen hatte am 20. Februar 2015 in einer Pressemitteilung geschrieben, dass Pollety ausscheiden werde.
Wörtlich hieß es: „Wolfgang Pollety, Geschäftsführer der Flughafen Hamburg GmbH, hat heute mit Wirkung zum 30.04.2015 sein Mandat als Geschäftsführer der Flughafen Hamburg GmbH aus privaten Gründen niedergelegt.“ Das suggeriert zumindest Freiwilligkeit. Die Nachfrage, warum bei einem freiwilligen Ausscheiden höhere Kosten für die Geschäftsführung anfielen, wurde nicht beantwortet. „Zu näheren Einzelheiten können die Gesellschafter wegen der vertraglich vereinbarten Vertraulichkeit keine Auskünfte geben“, teilte Bromm mit.
Auch die Hansestadt Hamburg, die mit einem Anteil von 51 Prozent Mehrheitsgesellschafter des Unternehmens ist, wollte sich nicht konkret äußern. „Die Inhalte von Geschäftsführer-Anstellungsverträgen sind ebenso vertraulich wie die von Aufhebungsverträgen – dies betrifft im Fall von Herrn Pollety auch die Vertragslänge“, teilte Richard Lemloh mit, Pressesprecher der Wirtschaftsbehörde. Daten könne die Stadt nur in dem Umfang veröffentlichen, wie es in den Anstellungsverträgen vereinbart worden sei. Das konterkariert aber die Transparenzoffensive, die der Senat im April 2014 mit dem ersten Vergütungsbericht rückwirkend vom Jahr 2000 an starten wollte.
Grundsätzlich ist in der Wirtschaft ein „goldener Handschlag“ beim Abschied nicht unüblich. Wenn Unternehmen die Trennung von Führungspersonal verkünden, wird häufig auf ein freiwilliges Ausscheiden im offiziellen Statement verwiesen und der Vertrag (zumindest zum Teil) ausgezahlt.
Die Geschäftsführung des Flughafens wird ab Mai übrigens wieder aus zwei Personen bestehen. Nach 15 Jahren bei der Fraport AG, die Deutschlands größten Flughafen in Frankfurt betreibt, rückt Alexander Laukenmann in das zweiköpfige Gremium.