Hamburg. Hamburger Flughafen steigert Umsatz. Mehr Personal für Ausladung von Koffern wird eingestellt, neue Gates für Billigflieger.

Für viele Reisende ist es im vergangenen Jahr ein großes Ärgernis gewesen. Nach der Landung am Hamburg Airport dauerte es häufig lange, bis das Gepäck kam. Von 15 auf 30 Minuten verdoppelte sich die durchschnittliche Wartezeit. In der Spitze dauerte es sogar mehr als eine Stunde, bis Koffer oder Reisetasche über das Band liefen. Solche Vorgänge sollen sich 2016 nicht wiederholen. „Wir hoffen, die Gepäckausladung mit weniger Ausreißern als im Vorjahr hinzubekommen“, sagte Flughafenchef Michael Eggenschwiler am Rande der Bilanzpressekonferenz in Terminal 2.

Bisher sei die durchschnittliche Wartezeit bereits wieder auf 20 Minuten gesunken. Eggenschwiler erwartet, dass diese Zeit selbst im Sommer zur Hochsaison weitgehend eingehalten werden kann. Verantwortlich dafür seien mehrere Faktoren: Vor allem stellte das Unternehmen kräftig Personal ein. Binnen eines Jahres stieg die Zahl der Beschäftigten bei den Bodenverkehrsdiensten um 53 auf aktuell 902. Diese Mitarbeiter kümmern sich um die Reinigung von Jets, die Bustransfers und zum Großteil um die Gepäckabfertigung.

Von den 53 neuen Kräften sind 35 in der Gepäckabfertigung tätig. Und weitere sollen folgen. Es gebe noch 57 Anwärter, die eingestellt werden sollen, wenn sie die Zuverlässigkeitsprüfung bestehen. Diese ist notwendig, weil sie im Sicherheitsbereich tätig sind. Zudem verbesserte der Flughafen Abläufe und die Koordination im Sommerflugplan, sodass Spitzen mit vielen Landungen entzerrt wurden. Vor allem dann kamen die Männer – Frauen dürfen den Job nicht machen – mit der Arbeit nicht hinterher.

Walk-In-Walk-Out-Gates ermöglichen schnelles Ein- und Aussteigen

Grundsätzlich appellierte Eggenschwiler aber auch an das Verständnis der Passagiere. Die Wege seien in Fuhlsbüttel sehr kurz, nach wenigen Minuten stehen die Fluggäste bereits am Gepäckband, während sie an anderen Airports deutlich längere Fußmärsche in Kauf nehmen müssten. Und bis eine Chartermaschine mit 250 Personen an Bord ausgeladen sei, dauere es halt schon mal eine halbe Stunde.

Schneller soll auch die Gepäckaufgabe werden. Die Passagiere sollen in diesem Jahr an zwei Automaten selbst den Boardingpass ausdrucken und die Koffer eigenhändig einchecken. Das Boarden fixer machen sollen vier neue Gates speziell für die Billigflieger, die am Airport immer wichtiger werden. Easyjet ist mit einem Anteil von neun Prozent viertgrößter Anbieter in Fuhlsbüttel. Ryanair weitet sein Engagement deutlich aus. Die Iren werden am 1. November ihre Basis in Hamburg eröffnen, zwei Boeing 737-800 vor Ort stationieren und die Zahl der Flugziele im Winterflugplan von sieben auf 14 erhöhen.

Für die Low-Cost-Carrier werden nun für 6,5 Millionen Euro sogenannte Walk-In-Walk-Out-Gates errichtet. Wo derzeit noch Baumaschinen den ersten Abschnitt des Vorfeldes grundhaft erneuern (ein 120 Millionen Euro teures Mammutprojekt, das bis 2020 dauern wird), sollen in diesem Spätsommer Passagiere aus einem neuen Anbau mit einem Treppenhaus pro Gate über den neuen Belag zu den Jets laufen. Weil das Boarden dann über beide Eingangstüren erfolgt – an den Fluggastbrücken ist es immer nur die Vordertür –, soll das Ein- und Aussteigen schneller erfolgen und die Standzeit für die Jets verkürzt werden. Bekanntlich verdienen Flugzeuge nur in der Luft Geld.

Umsatz steigt auf 288,1 Millionen Euro

Auch dank der Billigflieger vermeldete der Flughafen für das vergangene Jahr gleich mehrere Rekorde. Der Oktober war mit 1,537 Millionen Fluggästen der verkehrsreichste Monat seit Gründung des Flughafens vor 105 Jahren. Am 16. Oktober wurden von 19 bis 20 Uhr in einer Stunde mit 5383 so viele Menschen befördert wie nie zuvor. Und mit 15,6 Millionen (plus 5,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr) wurde ein Passagierrekord erzielt. „Es sind nicht nur Hamburger, die wegfliegen, sondern auch Gäste aus dem Ausland, die Hamburg als Ziel entdecken“, sagte Eggenschwiler, der für 2016 ein Wachstum von rund zwei Prozent erwartet.

Damit könnte die Marke von 16 Millionen Passagieren knapp verfehlt werden. Bei den Flugbewegungen hält er sogar ein leichtes Minus für möglich. 2015 stieg die Zahl von Starts und Landungen um 2,9 Prozent auf 158.400. Seit Jahren steigt die Zahl der Passagiere pro Flug, zuletzt von 106,6 auf 109,7.

Finanziell war 2015 für den Flughafen ein gutes Jahr. Der Umsatz stieg um 6,2 Prozent auf 288,1 Millionen Euro. Das Ergebnis kletterte sogar um 14,4 Prozent auf 46 Millionen Euro. „Wir können mit Stolz auf das Jahr 2015 blicken“, sagte Eggenschwiler, dessen Zeit als alleiniger Geschäftsführer nach dem Rückzug von Wolfgang Pollety Ende April 2015 zu Ende geht. Fraport-Manager Alexander Laukenmann rückt im Mai in das Gremium.

Nach Brüssel: keine zusätzlichen Sicherheitskontrollen

Auf die Terroranschläge im Brüsseler Flughafen wurde mit mehr Polizeipräsenz reagiert. Eine erhöhte lokale Sicherheitsgefährdung sieht Eggenschwiler aber derzeit nicht. Zusätzliche Sicherheitskontrollen an den Eingängen der Terminals seien nicht sinnvoll, weil sie das Sicherheitsrisiko lediglich verlagern würden.

Für Ende des Jahres erwartet Eggenschwiler den Vollzug beim Namenszusatz Helmut Schmidt für Deutschlands fünftgrößten Airport. Wann das genau erfolgen soll, ließ er aber offen. Der Todestag des Altkanzlers (10. November) oder sein Geburtstag (23. Dezember) seien mögliche Termine dafür.