Der jüngste Airbus-Großjet für die Lufthansa trägt den Namen der Hansestadt in alle Welt. Zwei Schulklassen hoben zum Rundflug ab.
Hamburg Auch fast sieben Jahre nach dem Start des Liniendienstes weckt das größte Passagierflugzeug der Welt noch immer Begeisterung: Als der neueste Airbus A380 der Lufthansa zur Taufe auf den Namen Hamburg einschwebte, warteten in der Hansestadt Hunderte von Schaulustigen am Flughafenzaun in Fuhlsbüttel und auf der Aussichtsplattform. Kurz nach dem Aufsetzen grüßte die Cockpitbesatzung die neue Heimatstadt ihres Jets, indem sie eine große Hamburg-Flagge aus dem geöffneten Fenster flattern ließ.
Lufthansa-Chef Carsten Spohr, der mit dem A380 aus Frankfurt gekommen war, nutzte die Gelegenheit, die staubedingt leicht verspätete Ankunft des Taufpaten, Bürgermeister Olaf Scholz (SPD), von einem vorherigen Termin in Berlin mit einer Werbeeinlage für den Luftverkehr zu kommentieren: „Wir hatten ihm empfohlen, mit dem Flugzeug über München oder Frankfurt anzureisen. Dann wäre er pünktlich gewesen, aber er hat das Auto vorgezogen.“
Anlässlich der Taufe sagte Scholz, der zwölfte Lufthansa-A380 werde „ein hervorragender Botschafter für die Stadt Hamburg sein, auch und nicht zuletzt deshalb, weil er unseren Anspruch unterstreicht, eines der größten Luftfahrtzentren der Welt zu sein.“ Die Luftfahrtindustrie sei „einer der großen Wachstumstreiber und Arbeitgeber in unserer Stadt“.
Carsten Spohr hob die Bedeutung Hamburgs als einen der wichtigsten Lufthansa-Standorte hervor. Mit mehr als 10.000 Beschäftigten sei der Konzern der zweitgrößte Arbeitgeber in der Metropolregion. „Hamburg ist historisch gesehen unser Tor zur Welt“, so Spohr, „von hier aus haben wir unseren Status zur Weltmarke aufgebaut.“ Nach dem Zweiten Weltkrieg startete im Jahr 1955 der erste Flug der neuen Lufthansa in Hamburg.
Die Hamburger Politik habe die Bedeutung der Luftfahrt für die Region erkannt und mache sich für die Branche stark, sagte Spohr. Generell zeigte er sich angesichts des harten weltweiten Wettbewerbs jedoch nicht zufrieden mit den politischen Rahmenbedingungen für den Luftverkehr: Die Lufthansa müsse sich auseinandersetzen mit Flughäfen, die nur an zwei Dritteln des Tages geöffnet sein dürfen, sowie mit einer Ticketsteuer, die es nur in Deutschland gebe und mit Aufwendungen für ein Emissionshandelssystem, das nur in Europa gelte.
Nicht nur der Kaufpreis eines A380 entspreche dem Wert eines mittelständischen Unternehmens, erklärte Spohr. Allein 375 Cockpit- und Kabinenmitarbeiter seien erforderlich, um einen der doppelstöckigen Jets im täglichen Liniendienst zu halten.
Der A380 mit der Kennung D-AIML ist das sechste Lufthansa-Flugzeug, das den Namen Hamburg in alle Welt trägt. Die Reihe begann im Oktober 1960 mit einer vierstrahligen Boeing 707. Ende 1976 wurde eine Douglas DC-10 auf den Namen der Hansestadt getauft, von Januar 1981 bis Juni 1990 folgten nacheinander drei Boeing 747 Jumbojets. Der A380 sei ein untypischer Täufling, denn er sei bereits ein Weltbürger, sagte Wolfgang Pollety, Geschäftsführer des Hamburger Flughafens und Gastgeber der Feierlichkeit: Nachdem die D-AIML vor wenigen Wochen bei Airbus auf Finkenwerder an die Lufthansa übergeben worden war, ist sie auf rund 45 Flügen schon in Miami, New York, Houston (Texas) und Johannesburg gewesen.
Nach der Taufzeremonie hob die Maschine zu einem einstündigen Rundflug ab. Die Route führte über den Hamburger Hafen, bis nach Lübeck und zurück über Glückstadt. An Bord waren rund 300 Gäste; außer Bürgermeister Olaf Scholz und Carsten Spohr vor allem Mitarbeiter der Lufthansa und des Flughafens, zwei Hamburger Schulklassen sowie etliche Personen, die den Flug bei Verlosungen zum Beispiel über Facebook gewonnen hatten.
Noch am späten Donnerstagnachmittag machte sich der A380 auf den Rückweg nach Frankfurt, um von dort mit zahlenden Passagieren nach Johannesburg abzuheben. Über die Pfingstfeiertage wird der neue fliegende Botschafter Hamburgs bei Einsätzen nach Houston und nach San Francisco viermal den Atlantik überqueren.
Aktuell betreibt die Lufthansa zwölf A380 auf Strecken nach Asien, Afrika und Nordamerika. Zwei weitere Maschinen des Typs sollen im kommenden Jahr an den Konzern ausgeliefert werden. Einer der schärfsten Wettbewerber der Kranichlinie im weltweiten Langstreckenverkehr, die Fluggesellschaft Emirates aus Dubai am Persischen Golf, hat allerdings bereits 48 der Großjets im Liniendienst, 92 weitere sind bestellt.
Doch auch die Lufthansa ist ein sehr bedeutender Airbus-Kunde: Keine andere Airline habe mehr Flugzeuge des europäischen Herstellers in der Flotte, sagte Spohr. Nach aktuellen Unternehmensangaben fliegen insgesamt 225 Jets mit dem Kranich am Heck.