Hamburg . „Ohlsdorf 2050“: Die Stadt ruft die Bürger auf, sich mit Ideen an der Umgestaltung zu beteiligen. 3 Millionen Euro werden investiert.

Bunte Obstwiesen, große Blumengärten oder urige Kutschfahrten am Wochenende: Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) kann sich vieles vorstellen, wenn es darum geht, den Friedhof Ohlsdorf „behutsam weiterzuentwickeln“. Vor allem aber will er die Bürger mitnehmen. In einem umfangreichen Beteiligungsprozess sollen die Hamburger jetzt Ideen für die Gestaltung von „Ohlsdorf 2050“ einbringen.

Die Gründe für den Handlungsbedarf sind vielfältig: Die Bestattungskultur ändert sich, die Nachfrage nach Grabflächen sinkt. „Die Ausdehnung dieses größten Parkfriedhofs der Welt und die Vielzahl seiner Einrichtungen beruhen auf historischen und demographischen Grundlagen, die heute weitgehend überholt sind“, sagt Kerstan.

Zahl der Beisetzungen zurückgegangen

In Zahlen bedeutet das: Die Beisetzungen haben sich in Hamburg seit 1995 als Folge zurückgehender Sterbefälle um 22 Prozent verringert, der Anteil der Sargbeisetzungen ist dabei von 40 auf fast 25 Prozent zurückgegangen. Das bedeutet, dass bereits zwei von drei Bestattungen Urnenbeisetzungen sind. Die Folge: Riesige Flächen, die nicht mehr für Friedhofszwecke genutzt werden.

Die demographische Entwicklung spricht ebenfalls für ein Umdenken in der Friedhofskultur: Schon heute bestehen die Hamburger Haushalte zu über 50 Prozent aus einer Person. Mehr und mehr Menschen bevorzugen zudem anonyme Bestattungen auf See oder im Wald ohne Trauerfeier, weshalb in Ohlsdorf bereits heute vier Kapellen nicht mehr genutzt werden. Auch für diese Gebäude sind jetzt Ideen gefragt.

Umweltsenator hofft auf rege Beteiligung

Senator Jens Kerstan würde sich freuen, wenn sich möglichst viele Hamburger mit Vorschlägen einbringen. Interessierte erfahren auf www.hamburg.de/ohlsdorf2050 mehr über die Weiterentwicklung des Ohlsdorfer Friedhofs. Dort erhalten sie auch die Möglichkeit, bisher erarbeitete Pläne zu bewerten sowie eigene Vorstellungen und Ideen einzubringen und sich über Veranstaltungen und aktuelle Termine zu informieren.

Der Rosengarten mit dem Cordesdenkmal auf dem Friedhof ist ein Beispiel für die Intensivierung der Parknutzung
Der Rosengarten mit dem Cordesdenkmal auf dem Friedhof ist ein Beispiel für die Intensivierung der Parknutzung © picture alliance

Auch thematische Friedhofsführungen, Info-Stände in angrenzenden Stadtteilen und der Innenstadt sowie der Tag der Städtebauförderung am 21. Mai 2016 im Bestattungsforum Ohlsdorf bieten Gelegenheit für die Hamburger, sich für die Zukunft dieses bedeutenden Friedhofes zu interessieren und sich aktiv einzubringen. Es wird außerdem Impuls-Abende und Entwurfswerkstatt-Gespräche geben.

Bund fördert Projekt mit zwei Millionen

Das Projekt, das Pilotcharakter für ganz Deutschland haben könnte, wird vom Bund mit zwei Millionen Euro gefördert. Die Stadt beteiligt sich mit einer weiteren Million Euro.

„Der Umgang mit der frei werdenden Fläche und den Kapellen soll den Denkmalschutz, die Wirtschaftssituation des Friedhofs und die Ansprüche der Bürger an den Parkfriedhof berücksichtigen“, sagt Projektleiter Rainer Wirz. Im Vordergrund stünden dabei „Orte des Austausches, der Meditation sowie der Besinnung und Erholung“. Wirz: „Der Ohlsdorfer Friedhof soll dabei Friedhof bleiben. Wie die Entstehung des Friedhofs zeigt, verlaufen Friedhofsentwicklungen naturgemäß langsam. Die Ergebnisse heutiger Planungen werden daher wahrscheinlich erst in vielen Jahren Auswirkungen zeigen.“