Hamburg. Die EU will, dass Flughäfen europaweit im Sicherheitsbereich Wasser für einen Euro verkaufen. Frankfurt gilt als Vorreiter.
Für viele Fluggäste beginnt der Urlaub mit einer „Druckbetankung“. Schnell das mitgebrachte Wasser austrinken, bevor es durch die Sicherheitsschleusen geht. Denn maximal 100 Milliliter fassende Gefäße dürfen die Kontrollstellen passieren. Wer danach noch Durst hat, muss tief ins Portemonnaie greifen. Weil im Sicherheitsbereich Getränke teuer sind und häufig ein Vielfaches des Preises im Supermarkt kosten. Das ist der EU-Kommission ein Dorn im Auge. „Wir sind in intensiven Gesprächen mit der Flughafenvereinigung darüber, wie man es ändern kann, dass Wasser nach der Sicherheitskontrolle erheblich teurer ist als davor“, sagte EU-Verkehrskommissarin Violeta Bulc der „Welt am Sonntag“. Sie strebt eine Lösung wie am Airport in Brüssel an, wo der halbe Liter Wasser einen Euro kostet.
Hamburg Airport verweist auf Eigeninitiative im Zusammenhang mit Viva con Agua
Der Hamburger Flughafen weist den Vorschlag zurück. Derzeit sei an eine Preissenkung für Wasser nicht gedacht, sagte Hamburg-Airport-Sprecherin Katja Bromm auf Abendblatt-Anfrage und verwies auf eine Anfang des Jahres 2014 gestartete Eigeninitiative. Seitdem werde Wasser vergünstigt angeboten. „Am Flughafen Hamburg kostet Wasser an 13 Verkaufsstellen hinter der Sicherheitskontrolle pro halbem Liter zwei Euro.“ Diese seien über die gesamte Pier verteilt und gut sichtbar für die Passagiere gekennzeichnet.
„Wer das Wasser kauft, tut gleichzeitig etwas Gutes und unterstützt die Initiative Viva con Agua Sankt Pauli, die Trinkwasserprojekte weltweit fördert“, sagte Bromm. Der Verein wurde 2005 vom ehemaligen St.-Pauli-Profifußballer Benjamin Adrion gegründet und hat das Ziel, allen Menschen den Zugang zu sauberem Trinkwasser und eine sanitäre Grundversorgung zu ermöglichen. Die Hälfte der Einnahmen tritt der weltweit tätige Hamburger Duty-Free-Shop-Betreiber Gebrüder Heinemann, in dessen Geschäften die Flaschen verkauft werden, an den Verein ab. Heinemann zeigte sich offen für die Umstellung auf das Ein-Euro-Konzept, falls der Flughafen Hamburg mit diesem Wunsch käme, sagte eine Sprecherin der Firma, in deren Hand die Preisgestaltung letztlich liegt. Schließlich hält Heinemann ein entsprechendes Angebot in Köln und Frankfurt schon vor. Der größte deutsche Verkehrsflughafen ist sogar Vorreiter.
Der Druck auf den Hamburger Flughafen wird größer werden
Nach der Verschärfung der Sicherheitskontrollen 2006 habe man auf die Reaktion der Kunden reagiert, sagte ein Fraport-Sprecher. Seit drei Jahren wird in 26 Shops der halbe Liter Wasser im Tetrapak für einen Euro verkauft. Grundsätzlich werde das Angebot gut von den Kunden angenommen, heißt es von dem Hamburger Betreiber. Zudem gibt es in Frankfurt punktuell Wasserspender, an denen auf Knopfdruck eine Fontäne aus Trinkwasser sprudelt. Mit dem Ein-Euro-Wasser und den Wasserspendern folgt Fraport einer Empfehlung des europäischen Flughafenverbandes ACI aus dem Sommer 2015. Auch die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV) unterstützt die beiden Maßnahmen.
Als Begründung wird häufig auf die Gesundheit abgehoben. Demnach sei es ratsam, in der Luft viel zu trinken, um zum Beispiel auf Langstreckenflügen gefährlichen Thrombosen vorzubeugen. Trinken kann aber auch über den Wolken teuer werden, weil sich immer mehr Fluglinien Getränke bezahlen lassen. Auf dem Boden haben sich in Europa laut Bulc 126 Flughäfen, die für die Hälfte des Passagieraufkommens stehen, bereit erklärt, das Ein-Euro-Wasser anzubieten. Aber das reiche noch nicht aus, sagte Bulc: „Unser Ziel ist, dass das möglichst alle Flughäfen so machen. Alle Flughäfen in Europa sollten das Ein-Euro-Wasser anbieten.“ Der Druck auf den Hamburg Airport dürfte größer werden – auch wenn die EU-Kommission auf gesetzliche Regelungen vorerst verzichten will.