Hamburg. Weil der Investor als Pate nichts mehr unternimmt, stockt die Renovierung der mächtigen Kuppel. Appell der Friedhofsverwaltung.

Es ist ein Bau, den viele Spaziergänger kennen – und der so eindrucksvoll ist, dass er fast sprachlos macht: Das riesige Mausoleum der Familie von Schröder auf dem Ohlsdorfer Friedhof. Was kaum jemand weiß: Mit einer Fläche von rund 300 Quadratmetern ist es das größte Mausoleum in Nordeuropa und so weitläufig wie ein Wohnhaus.

Doch bei näherer Betrachtung wird auch klar: Das Gebäude mit der mächtigen Kuppel verfällt zunehmend. Unkraut wächst aus den Fugen, das Holz der einst eleganten Flügeltüren, die durch eine verrostete Kette gesichert werden, ist stumpf und rissig. Vermutlich ist die Substanz des Baus aus rötlichem Main-Sandstein angegriffen, aber so genau weiß das niemand. Denn verantwortlich für das Mausoleum ist seit 2009 der Investor Klausmartin Kretschmer, der eine Patenschaft übernommen hatte und kürzlich Insolvenz anmelden musste. Und Kretschmer, zu dessen Portfolio unter anderem auch die Rote Flora und die Riverkasematten gehörten, hat vor Ort schon lange nichts mehr von sich hören lassen.

Beim Friedhof ist zu erfahren, dass die dringend notwendigen Renovierungsarbeiten an dem 1906 errichteten Mausoleum bereits begonnen hatten, dann aber kurzfristig wieder abgebrochen wurden. Immerhin hat Kretschmer viel Geld und Zeit investiert, um das Gewölbe trocken legen zu lassen. Doch dann wurden zahlreiche Baumaschinen, die offenbar tagelang auf den weiteren Einsatz gewartete hatten, quasi über Nacht wieder abgeholt, die Arbeiten eingestellt. Von der Friedhofsverwaltung kommt nun der Appell an Kretschmer: „Nach einem guten Anfang ist die Restaurierung ins Stocken gekommen, seit zwei Jahren passiert kaum noch etwas am größten Mausoleum Nordeuropas“, so Pressesprecher Lutz Rehkopf.

Andere Mausoleen werden besser gepflegt

Von den 16 Mausoleen auf dem Ohlsdorfer Friedhof sind nur noch sechs in Familienbesitz, für neun gibt es Patenschaften. Ein weiteres Mausoleum ist aktuell reserviert, die Verhandlungen über die Nutzung laufen.

Dass eine solche Patenschaft auch Verpflichtung bedeutet, ist nebenan zu besichtigen. Nur einen Steinwurf vom Schröder-Mausoleum entfernt liegt das Jugendstil-Mausoleum der Familie Heymann und von Puttkamer von 1913/14. Seit Wochen wird an dem ungewöhnlich schönen Bau intensiv gearbeitet. Das Mausoleum ist dank langjähriger Pflege in sehr gutem Zustand, doch kürzlich war Regenwasser durch den Fußboden eingedrungen.

Nun laufen im Untergeschoss des Jugendstilbaus wieder die Baumaschinen. Maurer Christian Herrmann von der Firma Isotec trägt Dichtungsschlämme auf, sichert so die drei Sarkophage. Die mussten komplett ausgeräumt werden, und die noch verbliebenen Gebeine wurden den Vorschriften entsprechend separat bestattet. Auch eine Hohlkehle wurde eingebaut, um das eindringende Wasser zu stoppen. Die Arbeiten der auf Feuchtigkeitsschäden spezialisierten Firma erfolgen unter den Augen des Denkmalschutzamtes. Rund 300 Sanierungen absolviert die Firma im Jahr, aber dieser Einsatz ist etwas Besonderes. „Für uns ist das eine ungewöhnliche Baustelle an einem ungewöhnlichen Ort“, sagt Geschäftsfüher Thomas Motsch, „die viel Fingerspitzengefühl erfordert.“

Die Patenschaft hatten Axel und Maria Baumann im Jahr 2000 übernommen. Tausende Euro hat die Familie bereits ins Mausoleum investiert, aber aus ihrer Sicht war es gut angelegtes Geld. „Für uns ist das ein Kulturdenkmal, das erhalten werden soll.“