Hamburg. Die Fußgänger müssen sich mit den Radfahrern enge Wege teilen. 20 Parkplätze sollen außerdem langfristig wegfallen.

Es ist nicht einfach, am Ende des Braamkamp den Überblick zu behalten. Auf der Kreuzung zur Deelböge ist ein riesiges Labyrinth aus Absperrbaken entstanden. Fußgänger und Radfahrer schlängeln sich dort durch die engen Wege, Autos queren – geregelt von Ampeln – die Baustelle. Wer von der einen Seite der Kreuzung auf die andere will, kommt sich fast wie im Irrgarten vor.

Seit Mitte Juni schon wird der Verkehr in dieser Gegend durch Bauarbeiten beeinträchtigt, vergangene Woche ist eine neue Großbaustelle dazugekommen: die Bebelallee. Von der Deelböge und dem Braamkamp aus ist sie schon nicht mehr zu erreichen, da sie ab Meenkwiese als Einbahnstraße eingerichtet ist. Die Baustelle erstreckt sich bis zur Hudtwalckerstraße, das sind rund 900 Meter, also fast ein Kilometer. Im unteren Teil ist die Bebelallee nur noch für Anlieger frei.

Autofahrer kommen – während der verkehrsarmen Ferienzeit – zumindest in einer Richtung noch vergleichsweise gut voran. Selbst die fünf Buslinien, die im oberen Teil der Bebelallee verkehren, können die Einbahnstraße und den Lattenkamp nutzen. Durch die Absperrungen kommen sich allerdings Fahrradfahrer und Fußgänger in die Quere. Der Umbau der Rad- und Gehwege sowie die beschädigte Fahrbahn und die defekte Straßenentwässerung sind der Grund für die Arbeiten, die bis in den späten November hinein geplant sind.

Weil der ohnehin sehr schmale Gehweg durch die Baken noch enger geworden ist, weichen die Radfahrer im unteren Teil der Bebelallee auf den Weg zwischen Hochbahndamm und Grünstreifen aus. „Das dürfen sie auch, das ist ja nicht verboten“, sagt Vanessa Baron. Die junge Mutter geht gerade mit ihrem Sohn spazieren, als plötzlich drei Damen vorbeiradeln. Nebeneinander, viel Platz lassen sie nicht.

Für sie ist eigentlich ein schmaler Pfad am Straßenrand vorgesehen, kaum als Radweg auszumachen und in der Vergangenheit ohnehin meist durch Autos zugeparkt. Daher haben sich die Radfahrer Alternativen gesucht, unter anderem die Straße. Und genau dort sollen sie bald hin. In der Zukunft wird ihnen ein etwa eineinhalb Meter breiter Streifen eingerichtet.

Das sorgt für Unmut bei den Anwohnern. „Die Parkplatzsituation hier ist grauenvoll“, sagt Vanessa Baron, „Bewohner der umliegenden Straßen, Theaterbesucher und selbst einige Passagiere des Flughafens parken hier.“ Um Platz zu sparen, haben die Autofahrer ihre Autos in der Vergangenheit daher nicht wie vorgeschrieben schräg, sondern gerade nebeneinander am Straßenrand abgestellt. Dem soll die neue Straßen- und Radwegplanung ein Ende bereiten – zulasten der Parkplätze. Das in der Bebelallee übliche Nebeneinanderparken der Autos wird „aus Sicherheitsgründen, Platzgründen und zum Schutz des Baumbestandes nicht mehr möglich sein und auch nicht zulässig und wird mittels Eichenspaltpfählen baulich unterbunden“, heißt es von der Baubehörde. Dann müssen die Autos schräg stehen. „Da gehen pro Abschnitt bestimmt zwei Plätze verloren“, schätzt die Anwohnerin und zeigt auf die von Bäumen getrennten Bereiche am Straßenrand. Das sind etwa zehn Stück, ihrer Schätzung nach gehen also rund 20 Parkplätze verloren.

Künftig können Autofahrer nur noch auf einer Spur pro Richtung fahren

Auch im oberen Teil bekommen die Radfahrer mehr Platz: Dort wird jedoch einfach ein Stück des alten Radwegs und des Gehwegs weggenommen. Parkplätze gibt es dort ohnehin kaum, und die Straßenbreite wird wegen des großen Verkehrsaufkommens nicht verändert. Anders im unteren Teil der Bebel­allee: Obwohl dort eigentlich nur eine Spur zur Verfügung stand, wurde die breite Straße oft zweispurig befahren. Das ist durch den Radstreifen in Zukunft nicht mehr möglich, und auch das empört die Anwohner.

An die neue Parkplatzsituation können sie sich nun fast ein halbes Jahr lang gewöhnen, bis dahin müssen sich auch Fußgänger und Fahrradfahrer auf den engen Wegen arrangieren. Momentan mögen der „Irrgarten“, die Situation auf der Straße und der Parkplatzärger noch keine gravierenden Folgen haben. Doch an das Ferienende, „wenn der Verkehr hier erst wieder so richtig los geht“, möchten Vanessa Baron und ihre Nachbarn gar nicht denken.