Hamburg. Veranstaltung mit 13.000 Besuchern auf dem Bert-Kaempfert-Platz. Sender verliert Fußball-Wette gegen Stadtteil.

Tagsüber mussten die Jungs von Brandamtmann Stephan Ottilie zu fünf Einsätzen ausrücken. Es gab mal wieder Fehlalarm bei Feuermeldern. Abends aber saßen sie ganz entspannt auf einer Feuerwehrleiter. Mit roten Fußball-Trikots bekleidet, guckten die Männer der Barmbeker Berufsfeuerwehr von oben herab auf den Bert-Kaempfert-Platz. „Der erlebt heute seine Feuertaufe“, freute sich vor laufender NDR-Kamera Harald Rösler (SPD), Bezirksamtsleiter Nord.

Auf dem Gelände rund um das Museum der Arbeit hatten sich am Sonnabend rund 13.000 Besucher versammelt. Sie wollten an diesem lauen Sommerabend nicht nur Kim Wilde („Kids in America“) und The Rubettes („Sugar Baby Love“) hören, sondern vor allem eines: die Wette gegen den Norddeutschen Rundfunk (NDR) gewinnen.

Mit der Barmbeker Stadtteilwette startete – umsonst und draußen – die diesjährige Sommertour von NDR 90,3 und dem „Hamburg Journal“ im NDR-Fernsehen. Medienpartner der Aktion ist das Abendblatt. Bevor Pop-Queen Kim Wilde musikalisch das Zepter übernahm, drehte sich auf dem Bert-Kaempfert-Platz alles um Fußball – passend zum Verein HSV Barmbek Uhlenhorst von 1923 und seinem wohl größten Fan, Lotto King Karl.

Denn der NDR hatte sich diese Wette ausgedacht: „Wetten, dass die Barmbeker es nicht schaffen, mindestens 300 Besucher in Fußball-Trikots mit Rückennummern vor die Bühne zu bringen, die gemeinsam den Lotto-King-Karl-Song ‘Hamburg meine Perle’ singen?’“

Brandamtmann Stephan Ottilie zeigte sich hoch oben auf seiner Feuerwehrleiter optimistisch: „Wir schaffen das. Zumal wir von der Berufsfeuerwehr mit dabei sind.“ Das mochte man ihm auch glauben, denn schließlich bürgen die jährlich 18.000 Barmbeker Feuerwehr-Einsätze – von Bränden bis zum Notarzt – für Qualität. Auch die Barmbekerin Renate Sparr glaubte an den Sieg gegen den NDR, obwohl gut eine halbe Stunde vor dem Ende der Wette gerade mal 165 Trikot-Träger ­gezählt wurden. Sparr trug auf dem Rücken die Nummer 9 – „wie Uwe Seeler“, sagte sie stolz und freute sich darüber, dass er gerade in einem TV-Beitrag den Barmbekern die Daumen drückte.

Mit der Wette hatte der NDR fast den ganzen Stadtteil mobilisiert. Der Chor der Hochbahn probte extra vorher den Song „Hamburg meine Perle“, und viele Barmbeker nahmen sich Zeit, ihr ganz persönliches Trikot zu gestalten. Eine Mutter plünderte dafür den Kleiderschrank ihres Sohnes, während andere Sommertourgäste ortsfremde Fußballkleidung trugen. Derweil legte „Bingobär“ Michael Thürnau im VIP-Bereich eine Pause ein. Der beliebte NDR- und Umweltlotto-Moderator hatte gerade einen Auftritt absolviert und schwärmte über die NDR-Sommertouren: „Das ist Spaß zum Anfassen und Radio zum Gucken.“

Die NDR-Moderatoren Anke ­Harnack und Christian Buhk heizten kurz vor dem Wetthöhepunkt die Stimmung im Publikum an, bevor das „Hamburg Journal“ live zuschaltete. Die achtjährige Tara hatte die Lacher auf ihrer Seite, als sie gefragt wurde, ob sie aus Barmbek komme. „Nein“, sagte sie. „Aus Hamburg.“ Schließlich verkündete mit einem schicken, grünen Hut Moderatorin Anke Harnack, dass 649 Trikotträger gezählt wurden. Und als die Menge dann noch „Hamburg meine Perle“ sang, kullerten so manchen Freudentränen über die Wangen. Damit hatte der NDR die Wette verloren. Und das soziale Projekt „Urban Gardening“ darf sich über eine Wettspende (Schaufeln und Schubkarren) von Lotto Hamburg freuen.

Bezirksamtschef Harald Rösler lobte das „tolle Ergebnis“ und dass Barmbek mal positiv im Mittelpunkt steht. „Das trägt dazu bei, Vorurteile gegenüber diesem Stadtteil abzubauen. Denn längst ist Barmbek aus dem Dornröschenschlaf erwacht.“ Es sei ein aufstrebender Stadtteil – „ohne Schickimicki“, meinte er.

Am Ende hatte NDR-Landesfunkhaus-Chefin Sabine Rossbach also recht behalten: „Wir werden die Wette sehr deutlich verlieren“, sagte sie vor dem Start der Veranstaltung. Die nächste Bewährungsprobe steht in dieser Woche bevor: Am Sonnabend macht die NDR-Sommertour nämlich in Lurup Station mit Lotto King Karl und Hermes House Band. Und am Sonnabend, 15. August, steigt das Finale in Volksdorf: dann mit den Künstlern Jimmy ­Somerville und Marquess.