Hamburg. In Eppendorf fing Viola Fuchs einst an. Mittlerweile gibt es elf ihrer exklusiven Gewürzläden in Deutschland. Expansion geht weiter.
Schon im Jahr 1997 hat Viola Fuchs ihren Laden mit Gewürzen am Eppendorfer Baum eröffnet. Die Kunden kamen schnell und die Hamburgerin erweiterte ihr Sortiment rasant. Heute findet man hier rund 300 verschiedene Gewürze, Öl, Vinaigrette und sogar Schokolade. Viola Fuchs war lange Zeit zufrieden mit diesem einen Geschäft. Doch dann traf sie Dirk Nonnenmacher, einen Unternehmensberater, der trotz der Namensgleichheit nicht mit dem früheren HSH-Nordbank-Chef verwandt ist.
Kennengelernt haben sich die beiden, als Nonnenmacher mit seiner Frau in den Laden kam. Zwischen den beiden funkte es sofort – selbstverständlich geschäftlich. Seit der Berater an der Seite von Fuchs steht, floriert das Geschäft richtig. Während die dreifache Mutter und Gründerin noch oft im Laden am Eppendorfer Baum stand, arbeitete Nonnenmacher schon an einem Franchise-Konzept. Interessenten dafür fanden sich schnell. Inzwischen gibt es bundesweit elf Geschäfte mit dem Namen „Violas’ Gewürze & Delikatessen“ in acht verschiedenen Städten – darunter Aachen, Essen, Düsseldorf, München und Münster. Auch im Alstertaler Einkaufszentrum ist die agile Unternehmerin nun präsent. In den nächsten zwei Jahren sollen 20 weitere Filialen dazukommen.
Besondere Geschäfte am Eppendorfer Baum
Das Besondere an dem Konzept: Viola Fuchs, deren Großvater bereits zwei Gewürzläden betrieb, bietet an jedem ihrer Standorte auch regionale Gewürzmischungen an. In der Hansestadt gibt es zum Beispiel „Hamburg, meine Perle“, „Sündige Meile“ oder „Fischmarkt“. In Aachen hat die Unternehmerin ein Printengewürz und andere lokale Spezialitäten im Sortiment. „Zwei unserer Lizenznehmer haben jeweils bereits ein weiteres Geschäft eröffnet“, erzählt Nonnenmacher.
„Bei uns wird noch alles per Hand gemacht“, sagt Fuchs, die sich auch in karitativen Organisationen wie „Hände für Kinder“ und der Aidshilfe engagiert. An der Bramfelder Straße beschäftigt sie 30 Mitarbeiter im Lager und der Produktion, die nach ihren Rezepten arbeiten. Täglich verlassen mehr als eine Tonne Gewürze das Lager. Alle Produkte kauft sie im Großhandel, der Pfeffer, Curry und Co. zuvor auf Schimmelbefall und andere Qualitätsprobleme hin getestet hat.
Violas’ ist auf dem Weg, eine starke Marke zu werden, 70 Prozent des gesamten Sortiments gibt es ausschließlich in den eigenen Filialen. Allein das Eppendorfer Geschäft hat Jahr für Jahr den Umsatz gesteigert. 2014 betrugen die Erlöse hier 700.000 Euro. Noch bei der Gründung hatten die Banken Viola Fuchs Kredite verweigert. „In einer Zeit, in der es in Deutschland nur eine Sorte Pfeffer gab, glaubte niemand an meine Vision“, erinnert sie sich. Die Haltung der Kreditgeber von damals wäre heute sicher eine andere. Denn das eigene und bei Freunden geliehene Startkapital in Höhe von 100.000 Euro konnte Fuchs bereits im ersten Geschäftsjahr verdienen.
Ihre Produkte kommen unter anderem aus Brasilien, Madagaskar oder Sri Lanka und werden in der Manufaktur in Hamburg von Hand zu 800 Mischungen verarbeitet. Risottos, Grillgewürze, Suppen, Pestos oder kandierte Veilchenblüten bietet Fuchs in ihrem Laden an – auch 100 Salz- und 50 Pfeffer-Rezepturen. Daneben gibt es zahlreiche andere schmackhafte Zutaten für das Kochen. „Ich habe immer und überall Ideen. Wahrscheinlich habe ich Chili in den Adern“, sagt Fuchs, die auch Reisgerichte, Spätzle und Linsen verkauft. Die Gerichte können in der Mikrowelle aufgewärmt werden. Einen Großteil ihrer Produkte bietet Fuchs inzwischen auch online an.
Nach den USA ist Deutschland weltweit das zweitgrößte Importland für Gewürze, obgleich der Verbrauch hierzulande gerade einmal bei 550 Gramm pro Kopf liegt. Rund 60 Prozent der Einfuhren nach Deutschland werden später – weiter verarbeitet – wieder exportiert. Dieser Tatsache verdankt Norddeutschland seine traditionell sehr starke Nahrungsmittelindustrie und den Gewürzhandelsplatz Hamburg. Unternehmen wie etwa die Hamburger Gewürz-Mühle, mit einem Sortiment von mehr als 500 Artikeln, beliefern die Lebensmittelindustrie in der Stadt und weit darüber hinaus.
Angesichts der Bedeutung Hamburgs als Gewürzmetropole wundert es nicht, dass sogar der TV-Starkoch Alfons Schuhbeck seit 2008 einen Gewürzladen im Levantehaus betreibt. Daneben gibt es auf Hamburgs Wochenmärkten zahlreiche Gewürzhändler wie etwa die Kräuterhexe, die auch einen Onlineshop betreibt oder den Hamburger Gewürz Basar. Und sogar der Kaffeehersteller Becking hat Gewürze im Sortiment.