In der zweiten Folge unserer Serie Hamburgs schönste Einkaufsstraßen stellen wir heute besondere Geschäfte am Eppendorfer Baum vor.

1. Hier ist alles Gold was glänzt

Eine Bottega Veneta Tasche für 1800 Euro? Ein Birkin-Bag für 4000 Euro? Ja, solche Raritäten gibt es, und zwar in der Designer-Secondhand-Abteilung von D’or, einer Art Edelkaufhaus. Vorne präsentiert Petra Teufel ihre ausgesuchten Sachen, hinten gibt es Antiquitäten und in der Mitte eben die extrem beliebte Secondhand-Abteilung. Viele Stammkunden kommen immer mal wieder zum Stöbern vorbei, trinken dabei einen Milchkaffee und können ihre Wünsche für ein bestimmtes Stück von Chanel o.ä. hinterlassen in der Hoffnung, dass Angie Sitz und ihre Kolleginnen es besorgen können. Besonderen Schmuck gibt es bei D’or natürlich auch. Goldig.

D’or, Eppendorfer Baum 6, Mo-Fr 10-19,
Sa 10 – 18 Uhr

2. Vom Einstecktuch für Opa bis zur Joggpants für den Enkel

Wer sonnabends mal richtig schönes Shopping-Chaos sehen will, der geht zu JF Flebbe. Kinderwagen, Hunde und die dazu passenden Aufsichtspersonen versammeln sich bei dem Herrenausstatter, der deshalb so beliebt ist, weil es hier eine echte Rarität gibt: sehr gute Beratung. Die Sachen von Baldessarini, Drykorn oder Stone Island sind sportlich elegant, das Alter der Kunden reicht von 16 bis 85 Jahre, letztens hat sogar ein Herr eine Jeans gekauft, der gerade seinen 105. Geburtstag feiern durfte. Stil kennt eben kein Alter.

JF Flebbe, Eppendorfer Baum 7, Mo-Fr 10-19,
Sa 10-18 Uhr

3. Flower-Power zum um den Hals legen

Früher galt Modeschmuck als billig und wurde in Kaufhäusern am Rande der Rolltreppe verkauft. Inzwischen gibt es erstklassig gemachte Stücke und die bekommt man – nein, ganz sicher nicht bei H&M – bei Martina Herbolzheimer. Da stimmt jede Fassung, jede Öse und sogar Ohrklipps halten. Die Besitzerin, die bereits das um die Ecke gelegene Kaufrausch gründete, hat sich einen solchen Namen gemacht, dass die Designer sich darum drängeln, in ihrem kleinen Laden ein paar Stufen unterhalb des Eppendorfer Baums präsentiert zu werden. Im Moment sind Malas, buddhistische Gebetsbänder, und Creolen oder Ketten im Hippie-Look begehrt. Und schon singt das Dekolleté: „One Love!“

Besondere Geschäfte am Eppendorfer Baum

Ein bisschen
Spaß muss sein:
Hili Martinek und
Vanessa Nöcker
vom Vater-und-Sohn-Paradies
Sugar Shop
Ein bisschen Spaß muss sein: Hili Martinek und Vanessa Nöcker vom Vater-und-Sohn-Paradies Sugar Shop © Marcelo Hernandez
Hund „J“ bewacht im Grand Hotel of Sweden viele skandinavische und holländische
Marken, die Männer sonst in Eppendorf nicht finden
Hund „J“ bewacht im Grand Hotel of Sweden viele skandinavische und holländische Marken, die Männer sonst in Eppendorf nicht finden © Marcelo Hernandez
Süß: Das Konterfei von Schokovida-Gründerin
Berit Windisch auf dem Glas
Süß: Das Konterfei von Schokovida-Gründerin Berit Windisch auf dem Glas © Marcelo Hernandez
Komm Elvis und tanz mit mir! Leyla Liebrecht hat den Salon Macaron gerade erst
eröffnet. Ihre Retro-Kleider
bringen Farbe in den Eppendorfer Uni-Look
Komm Elvis und tanz mit mir! Leyla Liebrecht hat den Salon Macaron gerade erst eröffnet. Ihre Retro-Kleider bringen Farbe in den Eppendorfer Uni-Look © Marcelo Hernandez
Alles im Wandel: Bei Metamorphose
gibt es ausschließlich Wohn-Unikate
Alles im Wandel: Bei Metamorphose gibt es ausschließlich Wohn-Unikate © Marcelo Hernandez
Stefan Harms von FKK designt den
Leuten etwas zum Anziehen
Stefan Harms von FKK designt den Leuten etwas zum Anziehen © Marcelo Hernandez
Ein Engel für Eppendorf: Angie Sitz
von D'or, dem Shop-in-Shop-Laden
Ein Engel für Eppendorf: Angie Sitz von D'or, dem Shop-in-Shop-Laden © Marcelo Hernandez
Nimmt sie nie auf den Arm,
schmückt ihn aber: M. Herbolzheimer
Nimmt sie nie auf den Arm, schmückt ihn aber: M. Herbolzheimer © Marcelo Hernandez
Treppauf und treppab über 50.000
Bücher: Buchhandlung Heymann
Treppauf und treppab über 50.000 Bücher: Buchhandlung Heymann © Marcelo Hernandez
Alterslos: Ins Traditionshaus JF Flebbe kommen Jungs, Männer und Senioren.
Letztens hat sich ein 105-Jähriger
hier eine neue Jeans gekauft
Alterslos: Ins Traditionshaus JF Flebbe kommen Jungs, Männer und Senioren. Letztens hat sich ein 105-Jähriger hier eine neue Jeans gekauft © Marcelo Hernandez
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M. Herbolzheimer, Eppendorfer Baum 14, Mo-Fr 10-19 Uhr, Sa 10-18 Uhr

4. Kleider im Stil der 50er

Gerade im März eröffnet, schon kommen die Frauen in Scharen. Serien wie „Mad Men“ sei Dank, erlebt die Mode der 50er-Jahre eine kleine Renaissance, und dazu gehören eben Kleider, manchmal sogar mit Petticoat. Im Salon Macaron gibt es fröhliche, festliche, edle, alltagstaugliche Kleider von 79 bis 250 Euro. Inhaberin Leyla Liebrecht ist überzeugt, dass ein Kleid das weiblichste Kleidungsstück überhaupt darstellt, und dass es die Kultur der Uniformität (in Eppendorf leider etwas verbreitet) beenden könnte. Der Ladenname rührt von der Tatsache, dass auch Macarons immer bunt und süß sind, aber nicht beschweren.

Salon Macaron, Eppendorfer Baum 20, Mo-Fr 11-19, Sa 10-18 Uhr

5. Hier können sich Leseratten in einen Rausch kaufen

Ein Tempel der Buchstaben. Treppauf, treppab geht es von literarischen Meisterwerken über spezielle Reiseführer bis zu Streetfood-Kochbüchern. Rund 50.000 Bücher verteilen sich auf 1000 Quadratmetern, das hört sich riesig an, doch es gibt viele gemütlichen Ecken, in denen man in Rühe blättern kann; sogar ein Kaffeeautomat ist vorhanden. 1928 eröffnete das Stammhaus der Buchhandlung Heymann, ein Familienunternehmen, das regelmäßig Events wie große Lesungen mit beispielsweise Cornelia Funke im Schauspielhaus organisiert. 1000 begeisterte Leser versammelt an einem Ort, die sich über Literatur austauschen – das schafft kein Amazon.

Buchhandlung Heymann, Eppendorfer Landstraße 77, Mo-Fr 9-20 Uhr, Sa 9-19 Uhr

6. So wird man gerne zur Couchkartoffel

Nur wenige kommen den Eppendorfern so nah wie Renate Rühmling. Seit 20 Jahren führt sie ihren Showroom in der Hegestraße. Jedes Möbelstück dort ist ein Unikat, auf Pariser Märkten eingekauft und individuell verändert. Sandgestrahlte Sessel, Steinlampen, Couchtische und selbstgebaute Sofas – im ganzen Laden findet man bis auf die Stoffe keine Marken. Einrichten sei etwas sehr Intimes und Persönliches, findet Rühmling, die daher zu den Kunden bis ins Schlafzimmer kommt, um für jeden ein passendes Konzept zu entwickeln. So entstehen komplett neue Räume, nur die Schäfchen muss man noch selber zählen.

Metamorphose, Hegestraße 54, Mo- Fr 11-19 Uhr, Sa 11-15 Uhr

7. Hamburger Design-Kreationen, die sagen: Wir sind so frei

In den 70ern zogen sich die freiheitsliebenden Menschen aus, um gegen das Spießbürgertum zu protestieren. Das macht in der Stadt allein schon mangels Wärme und ausufernder Natur wenig Spaß. Daher gibt es FKK, die Buchstaben stehen für Freiheit, Körper und Kultur. Die Klamotten des Hamburger Labels sind der beste Grund dafür, nicht nackig zu sein – und dennoch ein Gefühl von Freiheit und Lässigkeit zu pflegen. Die Jersey-Kleider oder Männer-Sakkos schmiegen sich an den Körper und wenn etwas nicht passt, holen die beiden Designer Tobias Jopp und Stefan Harms das Maßband raus und entwerfen auch mal ein Einzelstück.

FKK Fashion, Hegestraße 21, Mo -Fr 11-19, Sa 11-17 Uhr

8. Süße Kakerlaken und Spielzeuge, die auch Papa gefallen

Niemals Vater und Sohn alleine in diesen Laden gehen lassen, es gibt für beide so viele tolle Dinge, dass im Kinderzimmer angebaut werden müsste. Hexbug-Kakerlaken, die im Dunkeln leuchtend durch die Gegend krabbeln, Mini-SUVs, die per Smartphone-App gesteuert werden, Motoren für Papierflugzeuge und natürlich Süßigkeiten wie die bei den Schülern des nahegelegenen Gymnasiums extrem beliebten Nerds-Bonbons. Eine der Besitzerinnen dieses Kinder-Paradieses ist übrigens Hili Martinek, die das Drehbuch zu Til Schweigers Film „Honig im Kopf“ geschrieben hat.

Sugar Shop, Hegestraße 7, Mo-Fr 10.30-18.30 Uhr, Sa 10.30-17 Uhr

9. Einkaufen mit einem Gefühl von 1001 Nacht

Wäre man Sultan in Hamburg, käme man gewiss ganz oft in den kleinen Laden, der so heißt wie seine Innenwandfarbe und an einen Basar erinnert, nur hübscher und ruhiger. Kissen in allen erdenklichen Variationen, wild gemusterte Umhängetaschen mit Perlen und Bändern vom Label Elliott Mann und Hammam-Tücher für 28 Euro, die auch ideal für einen Besuch am Meer sind. Damit nimmt man nämlich nicht wie bei Frottee-Handtüchern nach dem Sonnenbaden den ganzen Strand mit nach Hause.

LILA, Hegestraße 2, Mo-Fr 11-18 Uhr, Sa 11-16 Uhr

10. Wo Männer beim Hosenaussuchen einen Drink bestellen können

Wer in diesem coolen Laden eincheckt, der kommt zum einen wegen des Angebots an skandinavischen und holländischen Labels wie Denham, die man anderswo in Eppendorf nicht findet (vor allem für Männer gibt es eine große Auswahl). Zum anderen ist die Stimmung super, wenn sich Besitzer Felix Ballach, seine japanische Dogge und ein paar Kunden hinten an der Bar versammeln und Kaffee oder Gin Tonic trinken. Niemand hat gesagt, dass Einkaufen eine trockene Angelegenheit sein muss.

Grand Hotel of Sweden, Eppendorfer Landstraße 6, Mo-Sa 11-19

11. Sachen, die einem lieb und teuer sind

Seit 45 Jahren eine Eppendorfer Institution, die jeder, der neu in den Stadtteil zieht, einmal kurz aufsuchen sollte. Ein Blick auf die Luxus-Produkte und die einkaufenden Damen genügt, um die Essenz Eppendorfs zu erkennen. Hier hat Schönheit einen Wert, der selten auf eine so wundervolle Weise gepflegt wird. Marc Jacobs, Moncler, Acne, Céline, Isabel Marant, Woolrich usw. Die Auswahl an Designer-Fashion ist riesig, außerdem gibt es handgemachte Pflegeprodukte, Accessoires und Schmuck wie zum Beispiel diamantbesetzte Ohrringe für 4600 Euro. Die jungen Verkäuferinnen sind übrigens keineswegs arrogant, sondern so nett, wie man sich seine eigenen Töchter wünschte.

Anita Hass, Eppendorfer Landstraße 60, Mo-Fr 10-19, Sa 11-18 Uhr

12. Der beste Grund gegen eine Diät

Das Leben kann so lecker sein. Die selbst gemachten Süßigkeiten von Schokovida sind nicht nur köstlicher als normale Supermarkt-Schokolade, man ist danach auch für alle Zeiten verdorben für Industrieprodukte. Neben Bruchschokolade und Pralinen kreieren Berit Windisch und ihre Kolleginnen in der hinter dem Ladencafé angeschlossenen Küche auch köstliche Brotaufstriche aus richtiger Schokolade und einem 30-prozentigen Mandelanteil. Es gibt Mischungen mit Sauerkirsch, Honig oder Erdbeere, die Namen Tragen wie Käthe oder Fiete. Die Gläser sind allein optisch schon eine Bereicherung für jedes Küchenregal, und wenn man sie öffnet... Sorry, der Text endet hier, denn mit vollem Mund spricht man nicht.

Schokovida, Hegestraße 3, Mo-Fr 10-19, Sa 10-16 Uhr