Hamburg. Zwei Studenten wollen mit ihrem Unternehmen Findeling die inhabergeführten Geschäfte in der Stadt bekannter machen.

Manchmal gibt eine einfache Erkenntnis den Ausschlag für eine Firmengründung: Als Katharina Walter und Florian Schneider im Sommer 2013 aus Köln nach Hamburg ziehen, kaufen sie online ein – und stellen nach und nach immer häufiger fest, dass es viele Produkte auch beim Laden in der Nachbarschaft gibt. „Die kleinen Geschäfte findet man bei Google nicht“, sagt der 26-Jährige. Die beiden Studenten wollen das ändern und Händler vor Ort im Netz bekannt machen. So starteten die beiden für iPhone und iPad ihre App Findeling, mit der der lokale Einkauf gestärkt werden soll.

Nutzer der Smartphoneanwendung können gezielt nach einem Produkt, einer Marke oder Geschäften suchen. Beispielsweise werden die Geschäfte nach derzeit 13 Kategorien wie Arbeit und Büro, Baby und Familie oder Kleidung und Accessoires gefiltert. Dann erscheint eine Liste der Läden, die man sich auch auf einer Karte zeigen lassen kann. Wer ein interessantes Geschäft gefunden hat, bekommt über Bilder aus dem Laden einen ersten Eindruck, kann sich Öffnungszeiten anzeigen lassen und sich über die angebotenen Marken informieren. „Die Shops posten zudem Neuigkeiten wie neue Produkte, weisen auf Events und Rabattaktionen hin“, sagt Schneider. „Für kleine Läden ist Marketing ein rotes Tuch“, sagt Katharina Walter. Die App soll den inhabergeführten Läden diese unbeliebte Aufgabe abnehmen.

Eine Informations- und Stöberplattform sei Findeling, jedoch bewusst keine Preisvergleichsmaschine. Denn die typischen Produktfotos lüden nicht zum Shoppen ein. Die Preissensiblen sollen auch nicht primär angesprochen werden. Zielgruppe seien vielmehr die 24 bis 54 Jahre alten, zahlungskräftigen, bewussten Verbraucher, die Lust auf die interaktive Beratung im Laden haben. Als weitere Funktion können Nutzer auch ihren Freunden folgen, mehr über deren Lieblingsläden und damit über deren Vorlieben erfahren. „Schließlich ist unsere erste Informationsquelle das Internet, die zweite sind unsere Freunde“, sagt Schneider.

Seit Mai befindet sich das Start-up im „Straßenkampf“, wie Schneider es nennt. Klinkenputzen ist angesagt. Eine Vertriebsmitarbeiterin – eine von zwei festangestellten Kräften – geht die Straßen ab und wirbt bei den Händlern für die Aufnahme in die App. „Die Resonanz ist sehr gut“, sagt Walter. 150 Geschäfte ließen sich bis jetzt registrieren. Schwerpunkte sind Altona, St. Pauli und die Sternschanze. Als nächstes sollen Eimsbüttel und Eppendorf angepackt werden. Das Potenzial sei groß. „In Hamburg gibt es rund 2500 inhabergeführte Geschäfte“, sagt die 25-Jährige. „Wir wollen die Stärken des Einzelhandels sichtbar machen.“ Von Spezialisten für Modellbau und Biere über den veganen Supermarkt bis zum Secondhandladen reicht die Palette.

Mittlerweile profitiert Findeling schon von der Mundpropaganda. Händler rieten Kollegen zur Registrierung bei der App. Noch ist diese kostenfrei. Ab August soll sich das ändern, und das Unternehmen will eine Einpflegegebühr nehmen. Denn bis jetzt erzielt das im Februar gegründete Start-up noch keine regelmäßigen Erlöse. In der Zukunft soll zum Beispiel mit lokaler Werbung Geld verdient werden. Die Daten aus der Suchmaske sollen ausgewertet und Geschäfte auf derzeit stark gefragte Produkte hingewiesen werden – gegen Gebühr. Auch soll es eine Art Prüfsiegel gegen Entgelt geben, wenn Geschäfte nach dem Check von Findeling wirklich nur fair Gehandeltes oder Unikate anbieten.

Geld für die Firma kommt von Freunden, Bekannten und aus eigenem Ersparten

Im Herbst soll es die App auch als Android-Version geben, im nächsten Jahr noch mindestens eine weitere Stadt hinzukommen. Weil beide Köln aus ihrer Studentenzeit gut kennen, bietet sich die Domstadt an. Zudem ist ein Verkauf der Technologie an die Konkurrenz geplant, die die App für andere Städte mit Leben füllen. „Wir suchen auch einen Businessangel, der unser Geschäftsmodell interessant findet und uns finanziell unterstützt“, sagt Walter. Bis jetzt stützt sich Findeling auf Geld aus der Familie und von Bekannten, das eigene Ersparte und dem Zuverdienst der beiden Firmenchefs. Neben den Zehn- bis Zwölfstundentagen unter der Woche werden am Wochenende noch Webseiten gebaut oder Unterlagen für Wettbewerbe gefertigt – und die Masterarbeit im Fach Wirtschaftspsychologie geschrieben.