Hamburg. Initiative „Wir sind Eppendorf“ spricht von „Pseudogutachten“ und fordert die Offenlegung. Bäume waren Freitagmorgen gefällt worden.
Auch zwei Tage, nachdem die drei Kastanien am Eppendorfer Marktplatz gefällt worden sind, hat sich die Aufregung im Stadtteil nicht gelegt. Mehr als 5000 Eppendorfer hatten sich mit ihren Unterschriften für den Erhalt des historischen Brauhauses und der drei Kastanien ausgesprochen. Nun ist der Weg frei für einen Neubau mit Wohnungen, Gewerbeflächen und Gastronomie.
Voraussetzung für die Fällung von Bäumen ist ein artenschutzrechtliches Gutachten. Dieses lag dem Bezirk am vergangenen Donnerstag gegen 17 Uhr vor. Am frühen Freitagmorgen wurden die Bäume gefällt.
Die Initiative „Wir sind Eppendorf“ (WSE) hatte der Teilbaugenehmigung zur Fällung der Kastanien widersprochen. Dieser Widerspruch wurde vom Bezirksamt nicht anerkannt. „Einer Entscheidung des angerufenen Verwaltungsgerichts ist die nächtliche Fällung zuvorgekommen“, sagt Miriam Flüß von der Initiative.
WSE spricht von einer Nacht- und Nebelaktion aus Angst des Bezirksamtes vor einer Schadenersatzklage des Eigentümers wegen zeitlichen Verzugs in Millionenhöhe. „Da hat Bezirksamtsleiter Harald Rösler kalte Füße bekommen“, sagt Götz von Grone. „Jetzt musste es schnell gehen. Die Bürger hat man nach Aufnahme der Personalien unter Strafandrohung durch die Polizei zur Seite drängen lassen. Bagger und Kettensäge erledigten den Rest.“
Am Sonntag habe der Nabu die gefällten Bäume untersucht und sei sicher, dass diese zum Zeitpunkt der Fällung belebt waren. Ein artenschutzrechtliches Gutachten, das diesen Namen verdient, habe dem Bezirk nicht vorgelegen. Die Initiative spricht von einem „Pseudogutachten“, das von dem „hektisch bestellten“ Baumgutachter „im Vorbeigehen“ erstellt worden sei. Sie fordert, das Gutachten offenzulegen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.