Immer mehr Fluggäste benutzen das Park-and-ride-Haus Ohlsdorf. Für Pendler wird es daher immer schwieriger, einen Stellplatz zu finden.

Hamburg. Jeden Morgen fährt Regine F. aus Poppenbüttel zum Park-and-ride-Haus am Sommerkamp in Ohlsdorf, um dort ihr Auto abzustellen und die S-Bahn in die Innenstadt zu nehmen. Doch es wird immer schwieriger, einen Stellplatz zu finden: Sie werden zunehmend blockiert durch Autos von Urlaubern und Geschäftsreisenden, die hier kostenlos parken und mit der S-Bahn direkt zum Flughafen fahren. Laut Kennzeichen kommen sie aus Flensburg, Dortmund, Essen, Parchim, Rostock oder Magdeburg und sehr häufig sogar aus Dänemark.

„Neulich hat mir ein Mercedesfahrer aus Aalen einen Parkplatz direkt vor der Nase weggeschnappt und ist mit seinem Koffer Richtung S-Bahn verschwunden“, sagt die 55-jährige Pendlerin. Ein paar Tage später hat sie den schwarzen Wagen mit dem AA-Kennzeichen erneut im Parkhaus gesehen. Für Flughafennutzer ist das kostenlose Park-and-ride-Angebot in Ohlsdorf eine willkommene Alternative zu den teuren Airport-Parkhäusern. Dort kostet eine Woche Parken 60 Euro. Um die zu sparen, stellen viele ihre Autos auch in den Wohngebieten rund um den Flughafen ab und gehen die letzte Strecke zu Fuß. Besonders in den Ferienzeiten sind die Anwohner genervt von den Fremdparkern. Im Parkhaus am Sommerkamp herrscht immer Saison. Am vergangenen Freitag, einem ganz normalen Werktag, bekam Regine F. um 7.45Uhr den letzten freien Parkplatz. „Mehr als die Hälfte der Autos gehörte Flughafenparkern“, vermutet sie.

Bewirtschaftet wird das Ohlsdorfer P+R-Haus vom Bezirk Hamburg-Nord. Dort ist das Problem bekannt. Flughafengünstig werde länger geparkt – vor allem von Dänen, so der stellvertretende Bezirksamtsleiter Tom Oelrichs. Das gelte auch für die Wohnstraße um den Flughafen. „Von Rechts wegen ist das längere Abstellen von Autos auf freien Parkplätzen im öffentlichen Raum in Ordnung, eine erlaubnispflichtige Sondernutzung ist erst nach drei Monaten Dauerparken erreicht“, so Oelrichs. In den Wohngebieten von Fuhlsbüttel haben Politik und Verwaltung auf die Problematik reagiert und eine recht große Zone für Anwohnerparken eingerichtet, in der die Polizei nach eigenen Angaben „restriktiv den ruhenden Verkehr überwacht und vorliegende Verstöße ahndet“. Beim P+R-Haus sind ihnen die Hände gebunden.

Dem Flughafen ist das Parken der Fluggäste in der Umgebung seit Jahren ein Dorn im Auge: Man will es sich nicht mit den Nachbarn verscherzen und ist darüber hinaus auch auf die Einnahmen aus den eigenen Parkhäusern angewiesen. „Wir sind seit Jahren an dem Thema dran“, bekräftigt Airport-Sprecherin Stephanie Harder. Jedes Jahr zu Ferienbeginn würden Flyer mit der Aufforderung, die Airport-Parkhäuser zu nutzen oder mit der Bahn zum Flughafen zu reisen, an die Windschutzscheiben von Autos mit auswärtigen Kennzeichen geklemmt. Das könne man auch auf das Ohlsdorfer P+R-Haus ausweiten, schrieb Airport-Chef Michael Eggenschwiler in einer Mail an Regine F., die sich bei ihm über „seine“ Parkplatzblockierer beschwert hatte.

Das dürfte im Zweifel ebenso wenig effektiv sein wie in den Wohnstraßen. Etwas aussichtsreicher ist da ein anderer Plan, der aber auch Nachteile für Pendler wie Regine F. hat: Noch in diesem Jahr soll das Parkhaus am Sommerkamp von der Park-and-ride-Betriebsgesellschaft übernommen, instand gesetzt und kostenpflichtig werden. „Die Polizei ist an uns herangetreten, weil Handlungsbedarf bestand“, sagt Geschäftsführer Klaus Uphoff. Immer häufiger seien in der unbewachten Anlage Autos aufgebrochen und sogar gestohlen worden. Um die in P+R-Häusern geltenden Sicherheits- und Qualitätsstandards herzustellen (Kameras, Informations- und Notrufeinrichtungen, ausgewiesene Frauen-, Motorrad- und Behindertenparkplätze, bessere Beleuchtung, Servicepersonal), muss das zweigeschossige Parkhaus zunächst instand gesetzt werden. Ob es dafür halbseitig oder voll gesperrt werden muss, steht noch nicht fest.

Sicher ist: Wer mehrere Tage bleibt, muss vier Euro pro Tag zahlen, wie in allen kostenpflichtigen P+R-Häusern. 15 Tage Dauerparken sind erlaubt – bei insgesamt 60 Euro Parkkosten wäre das für die Flughafennutzer trotzdem nur halb so teuer wie in den Airport-Parkhäusern. „Da hilft nur eins“, sagt RegineF. „Das Dauerparken am Sommerkamp muss noch teurer werden oder das am Flughafen günstiger."