Das von der Gruppe „Baltic Raw“ geschaffene Holzgebäude auf dem Kampnagel-Gelände wird Winterquartier für sieben Flüchtlinge der Lampedusa-Gruppe. Eine dauerhafte Unterbringung ist nicht geplant.
Hamburg. Das Hamburger Kulturzentrum Kampnagel wird in den Wintermonaten sieben Flüchtlinge aus der sogenannten Lampedusa-Gruppe aufnehmen. Zu diesem Zweck soll ein Holzgebäude auf dem Gelände zur „Ecofavela“ umgebaut werden. Es sei über die reine Unterbringung hinaus ein künstlerisches Projekt, sagte Kampnagel-Intendantin Amelie Deuflhard dem epd. Die sieben Frauen und Männer können sich kreativ in die künstlerische Arbeit und in den Stadtteil Barmbek einbringen. Deuflhard: „Ein Projekt mit großer Strahlkraft.“
Die Flüchtlinge haben sich bei der Hamburger Ausländerbehörde bislang nicht registrieren lassen und besitzen keine gültigen Aufenthaltspapiere. Sie stammen aus Westafrika und waren in Libyen als Gastarbeiter tätig. Während des Libyen-Krieges flüchteten sie auf die italienische Insel Lampedusa. Sie erhielten in Italien Asyl, wurden von den Behörden aber nach Deutschland geschickt. Sie gehören zu einer Gruppe von Flüchtlingen, die seit Sommer 2013 ein Gruppen-Bleiberecht nach Paragraph 23 des Aufenthaltsgesetzes fordern.
Keine dauerhafte Unterbringung
Genutzt wird für die Unterbringung ein verkleinerter Nachbau des linksalternativen Kulturzentrums „Rote Flora“ mit rund 100 Quadratmetern, der bislang für das Kampnagel-Sommerfestival genutzt wurde. Jeder Flüchtling erhält ein eigenes kleines Zimmer von rund zehn Quadratmetern. Dazu werden eine Küche und Sanitäranlagen eingebaut. Um den Öko-Standards der Wärmedämmung zu genügen, werden die Außenwände gut isoliert. An den Umbauarbeiten wollen sich auch die Flüchtlinge selbst beteiligen.
Die Anfangskosten in Höhe von 10.000 Euro werden mittels Crowdfunding aufgebracht. Rund 8.800 Euro sind bereits eingegangen, und die Beteiligten sind zuversichtlich, dass der angepeilte Mindestbetrag von 10.000 Euro bis Freitag (19. September) erreicht wird. Weitere Spenden in den Wintermonaten werden aber notwendig sein. Ausgesucht wurden die sieben Frauen und Männer in Absprache mit der Lampedusa-Gruppe. „Sie kennen sich und werden gut miteinander auskommen“, so Móka Farkas, Dramaturgin der freien Künstlergruppe Baltic Raw, die das Projekt begleitet.
Eine Eröffnungsfeier ist für Ende Oktober geplant. Wie sich das Leben der Flüchtlinge dann entwickelt, sei ein offener Prozess, sagte Berndt Jasper, Bildender Künstler von Baltic Raw. Eine dauerhafte Unterbringung ist allerdings nicht geplant: Am 1. Mai 2015 soll das Kunstprojekt beendet sein.