Im Inneren des ehemaligen Hertie-Kaufhauses am Barmbeker Bahnhof hat der Abriss begonnen. Für den geplanten Neubau an der Stelle wird jetzt jedoch ein neuer Partner gesucht.
Hamburg. Kabel hängen von der Decke, Arbeiter lösen Linoleum vom Fußboden – nur ein Schild mit der Aufschrift „Anprobe“ erinnert noch daran, dass in diesem Gebäude am Barmbeker Bahnhof einmal das Hertie-Kaufhaus untergebracht war.
Seit einer Woche laufen die Entkernungsarbeiten im Inneren des seit 2009 leer stehenden Gebäudes im vollen Gange, sie sollen den Abriss des Betonklotzes vorbereiten. „In der ersten Septemberwoche rollt der Bagger an“, sagt Tim Seidel, Geschäftsführer des zuständigen Abrissunternehmens TIRS Abbruch und Landbau. Bis Oktober soll das Gebäude von oben nach unten abgetragen werden und dann verschwunden sein.
Auf diese Nachricht warten Anwohner in Barmbek schon seit Langem. Denn der Abriss der trostlosen Kaufhaus-Ruine war immer wieder verschoben worden. Nun ist nach Monaten der Verzögerung der Neubeginn im Stadtteil eingeläutet. Wie berichtet, ist auf dem ehemaligen Hertie-Gelände zwischen Pestalozzi-, Drossel- und Fuhlsbüttler Straße ein Komplex mit Einzelhandelsflächen geplant. Direkt nebenan baut die gesetzliche Unfallversicherung VBG ihren neuen Hauptsitz. Mit einer Einkaufspassage, die zwischen den Gebäuden entstehen soll, bilden die beiden Vorhaben das Herzstück des neuen Zentrums von Barmbek-Nord.
Bebaut jetzt ein neuer Entwickler das Hertie-Areal?
Doch während im Inneren der Kaufhaus-Ruine Bewegung in die Sache kommt, stockt es an anderer Stelle: So ist der Kaufvertrag über das Hertie-Grundstück zwischen dem Projektentwickler, der Düsseldorfer Development Partner AG (DP), und der Insolvenzverwaltung der Arcandor AG, die über die Hertie-Grundstücke verfügte, nun geplatzt. „Aufschiebende Bedingungen sind vom Projektentwickler nicht erfüllt worden“, sagt Thomas Schulz, Sprecher der Arcandor-Insolvenzverwaltung, zur Begründung.
Bisher sind erst zwei Flächen in dem geplanten Neubau vermietet. „Städtebauliche Verträge mit dem Bezirk sowie nachbarschaftliche Verträge mit der VBG konnten bislang nicht abgeschlossen werden“, sagt DP-Sprecher Ralf Bettges. Das unterschiedliche Tempo, mit dem die Projekte auf den beiden Nachbargrundstücken vorangehen, scheint damit zum Problem geworden zu sein. Das fünfstöckige VBG-Gebäude, das der Hamburger Projektentwickler ECE errichtet, soll Anfang 2016 bezugsfertig sein. Wann hingegen der Ersatz für das Hertie-Gebäude steht, ist noch immer völlig offen.
Die DP ist nach Auflösung des Kaufvertrags eigenen Angaben zufolge zwar weiter in die Planungen involviert. Doch sei es nicht ausgeschlossen, dass ein anderer Investor das Projekt realisiere. Aus Sicht des Bezirks Hamburg-Nord muss ein neuer Partner gefunden werden. „Dieser würde die Pläne für den Neubau übernehmen“, so Bezirkschef Harald Rösler (SPD). „Wir sind zuversichtlich, dass bis Jahresende eine Lösung gefunden ist.“ Eine gemeinsame Bauphase beider Projekte am Barmbeker Bahnhof werde angestrebt.