Der ehemalige Trainer des FC St. Pauli wird künftig jeden Tag als Geschäftsführer des Rewe-Centers an der Dorotheenstraße vor Ort sein. Seine Trainerkarriere könnte aber dennoch weiter gehen.

Winterhude. Da steht er nun vor dem Rewe-Center an der Dorotheenstraße in Winterhude: Holger Stanislawski, ehemaliger Fußball-Trainer des FC St. Pauli. Nun geht es aber vorerst nicht mehr darum 25 Profis den Platz rauf und runter laufen zu lassen oder die Taktik für das nächste Spiel auszuarbeiten, sondern als Geschäftsführer eines Supermarktes mehr als 100 Mitarbeiter zu führen.

Stanislawski präsentierte sich am Freitagvormittag gut gelaunt der Medienschar, als er gemeinsam mit seinem neuen Kollegen und ehemaligen HSV-Profi Alexander Laas bei Rewe vorgestellt wurde. Als „spannendes Projekt und große Herausforderung“ bezeichnete er seine künftige Aufgabe. Bereits ab nächster Woche wird er eine dreimonatige Einarbeitungsphase durchlaufen, um die Abläufe im Supermarkt kennenzulernen. Ab 31. Oktober steht dann offiziell Stanislawski & Laas GmbH auf der Ladentür.

Während Stanislawski munter über die Pläne als Geschäftsführer des Rewe-Centers an der Dorotheenstraße plauderte, ließ er ebenfalls verlauten, dass seine Karriere als Fußball-Trainer keineswegs zu Ende ist. „Wenn der FC Barcelona einen Trainer sucht, um wieder spanischer Meister zu werden, dann wäre ich auch in der Lage das zu werden“, sagte ein bestens aufgelegter Stanislawski. Was er damit meint: Einen „reizvollen Trainerjob“ könnte er jeder Zeit annehmen. „Der Profi-Fußball ist nicht gänzlich abgehakt. Ich kann mir in Ruhe überlegen, ob das Projekt Trainer mich fesselt oder ich es eben sein lasse.“

Stanislawski stellte klar, dass seine Management-Aufgabe im Einzelhandel auch mit einem Fußball-Job vereinbar wäre. Auch deshalb, weil er den Laden gemeinsam mit Alexander Laas übernimmt. Stanislawski betonte: „Das ist ein zweites Standbein, wenn mal mit dem Profifußball Schluss ist. Für zwei Hamburger Jungs, für die die schönste Stadt der Welt der Lebensmittelpunkt ist.“ Die Verhandlungen mit Bundesliga-Absteiger 1. FC Nürnberg vor einem Monat waren weit vorangeschritten, bis der 44-Jährige am Ende das Angebot ablehnte. „Kleinigkeiten haben hintenheraus nicht gepasst, obwohl das Projekt interessant ist.“ Auch Anfragen von weiteren Profi-Clubs habe es gegeben.

Doch „Stani“ forciert nur Aufgaben, von denen er auch zu 100 Prozent überzeugt ist. So auch beim Projekt mit Rewe, einem Sponsor seines ehemaligen Arbeitgebers 1. FC Köln. „Über die Kontakte ist das Projekt auch ins Rollen gekommen“, sagt Stanislawski, der seit Mai vergangenen Jahres ohne Job ist. Nachdem er sein Amt in Köln niederlegte, hospitierte er bei einigen Clubs wie Bayer Leverkusen und machte sich Gedanken über neue Projekte. Der Fußball-Lehrer hatte auch Angebote von Restaurants, doch überzeugt war er erst bei Rewe. „Ich gehe gerne einkaufen und nehme mir dann dort auch die Zeit“, sagt er. Begeistert spricht Stanislawski über seine Pläne bei Rewe: Salat-Bar, Bedienungsabteilung für Bio-Obst, Ruhezone für ältere Menschen. Es scheint, als wolle der Kult-Trainer vom Millerntor das Geschäft mit Lebensmitteln revolutionieren. Wie als Trainer geht er auch in seiner zweiten Karriere mit viel Leidenschaft und Einsatz an die Aufgabe.

Einen vielspekulierten Burnout nach seiner Zeit in Köln schloss Stanislawski vehement aus. „Bei so Begriffen wäre ich vorsichtig. Solche Anzeichen gab es bei mir überhaupt nicht“, so der 44-Jährige, der im letzten Jahr nur in Ruhe nach interessanten Projekten Ausschau halten wollte. Über seine Aufgabe als Supermarkt-Chef macht sich der ausgebildete Sportfachwirt indes keine großen Sorgen. „Ich muss nicht in der Lage sein, 500 Käsesorten zu kennen. Dafür haben wir qualifiziertes Personal“, sagte Stanislawski. „Ich will meine Qualität einbringen, Menschen und Gruppen zu führen.“ Er werde jeden Tag vor Ort sein – zur Freude der Anwohner in Winterhude.