Statt eines Gewerbegebiets wünschen sich Bürger Platz für Theater, Musik und Sport. Schon 2009 hatte der Bebauungsplanentwurf Dulsberg 6/ Barmbek-Süd 7 für Diskussion im Stadtteil gesorgt.

Hamburg. Nach einem mehrjährigen Planungsstillstand hat das Bezirksamt Hamburg-Nord die Arbeit am Bebauungsplan Dulsberg 6/ Barmbek-Süd 7 wieder aufgenommen. Für die Umsiedlung eines Autohändlers, der seinen bisherigen Standort zugunsten von Wohnungsbau aufgeben muss, soll eine Fläche zwischen Krausestraße und Bahndamm als Gewebegebiet ausgewiesen werden. Das stößt im Stadtteil auf Kritik. Der Stadtteilrat, Bürger, die Bezirksopposition und die Stadtteilschule Barmbek, deren Oberschulstandort gegenüber liegt, wünschen sich hier eine Sporthalle und Pavillons, die für kulturelle Veranstaltungen und von Gewerbebetrieben genutzt werden sollen.

Um das realisieren zu können, sollte Bezirksamtsleiter Harald Rösler Gespräche mit Schul- sowie Innenbehörde aufnehmen. Dazu hatte ihn die Bezirksversammlung Hamburg-Nord im Dezember einstimmig aufgefordert. Doch statt sondierende Gespräche zu führen, fragte Rösler schriftlich bei der Schulbehörde an, ob diese den Bau einer Sporthalle finanzieren könne; die Ablehnung kam fast postwendend.

Jetzt muss sich der Bezirksamtsleiter, der den Autohändler gerne innerhalb des Bezirk umsiedeln möchte, den Vorwurf gefallen lassen, bewusst ungeschickt agiert zu haben. „Harald Rösler kennt sich aus in der Verwaltung. Er weiß genau, wie er die Antwort bekommt, die den vorgesehenen Bebauungsplan begünstigt“, sagt Michael Werner-Boelz, Vorsitzender der Grünen im Bezirk Nord. Das Schreiben der Schulbehörde will er nicht als endgültige Absage gelten lassen. „Die monatelangen Planungen wurden mit intensiver Bürgerbeteiligung durchgeführt. Jetzt fühlen sich alle Beteiligten vor den Kopf gestoßen, weil sie nicht ernst genommen werden.“

Kritik kommt auch von Elisabeth Voet von Vormizeele, stellvertretende Vorsitzende der CDU-Fraktion in Hamburg-Nord. „Wir wollen hier keinen Autohändler. Die Fläche an der Krausestraße ist die letzte unbebaute Fläche im Stadtteil, eine so gute Möglichkeit für die notwendige Erweiterung der Schule bietet sich nicht wieder.“ Das Autohaus wäre nicht in seiner Existenz gefährdet, wenn es sich statt an der Krausestraße etwa am Friedrich-Ebert-Damm im benachbarten Wandsbek niederlassen würde. Hamburg-Nord habe mit dem Flughafen und der City Nord bereits große Gewerbegebiete und müsse sich den Vorwurf der anderen Bezirke, zu wenig für die Ansiedlung von Gewerbe zu tun, nicht gefallen lassen. Zumal an der Krausestraße kleine Betriebe vorgesehen seien.

Schon 2009 hatte der Bebauungsplanentwurf Dulsberg 6/ Barmbek-Süd 7 für Diskussion im Stadtteil gesorgt. Neben der Ausweisung des Gewerbegebiets war damals ein vierspuriger Ausbau der Krausestraße vorgesehen. Dagegen hatten alle in der Bezirksversammlung vertretenen Parteien protestiert. Im Oktober 2013 legte die Verkehrsbehörde die Erweiterungspläne endgültig ad acta. Damit verschaffte sie dem Wunsch der Schule nach einer Multifunktionshalle neue Nahrung.

„Seit klar ist, dass die Straße nicht vierspurig ausgebaut wird, rückt die Fläche gegenüber für uns in nachbarschaftliche Nähe“, sagt Bernd Tißler, Schulleiter des Emil-Krause-Gymnasiums, seit 2010 einer von drei Standorten der Stadtteilschule Barmbek. Der jetzige Entwurf der Multifunktionshalle geht auf ein Konzept zurück, das Schüler mit einem Architekturbüro gemeinsam entwickelt haben. In der Halle hätten die 1250 Schüler ausreichend Platz für Musik, Theater und Sport. In den Pavillons sind neben Seminar- und Übungsräumen auch eine Fahrradwerkstatt denkbar – und auch Gewerbebetriebe, mit denen ein angestrebtes Pilotprojekt mit der Handelskammer durchgeführt werden könnte.