Verträge für Neugestaltung sind rechtswirksam. Areal am Bahnhof wird bis Ende 2015 mit neuen Gebäuden massiv aufgewertet. Der Bezirk arbeitet auch an einer Wiederbelebung der Fuhlsbütteler Straße.

Hamburg. Die fröhlichen Modelgesichter sollen den Verfall verbergen. „Hier kaufe ich demnächst meine Sneaker!“, steht am Barmbeker Bahnhof auf einer Werbeplane – gespannt vor die zerrütteten Fassade des „Hertie“-Gebäudes mit ihren Graffitis und verstaubten Fensterscheiben. Nun beginnt die Zukunft des Areals sogar etwas früher als geplant: Bereits im Oktober soll die als Schandfleck geltende Einkaufsruine abgerissen werden.

„Der Beginn der Abbrucharbeiten wird eine Initialzündung für den gesamten Stadtteil“, sagt der Leiter des Bezirksamtes Nord, Harald Rösler (SPD). Gegenüber dem Abendblatt bestätigte der Investor, die Firma Development Partner (DP) aus Düsseldorf, dass alle nötigen Verträge inzwischen Rechtswirksamkeit erlangt haben. Der entsprechende Bebauungsplan wurde vor Wochen im Bezirk verabschiedet. Somit steht der Neugestaltung des Areals bis zum Ende des Jahres 2015 aus formaler Sicht nichts mehr im Wege.

Die Firma DP plant auf dem Gelände ein mindestens dreistöckiges Geschäftsgebäude mit Glasfassade, die Höhe der Investition beläuft sich auf rund 50 Millionen Euro. Für das Gebäude ist ein „Shop-in-Shop“-System mit unterschiedlichen Einzelhändlern unter einem gemeinsamen Dach vorgesehen, wie es etwa „Mercado“ in Altona praktiziert. „Wir befinden uns in Gesprächen mit mehreren Interessenten“, sagt DP-Sprecher Ralf Bettges. Der Bezirk ist nach eigenen Angaben eng in die Auswahl eingebunden, favorisiert eine starke Bekleidungsmarke für das neue Gebäude. „Ein klassisches Kaufhaus wie Karstadt ist für den Standort jedoch nicht denkbar“, sagt Bezirksamtsleiter Rösler.

Neue Fußgängerpassage im Herzen Barmbeks

Die Arbeiten an dem Neubau sollen im Frühjahr 2014 beginnen, möglichst in einer Baugrube mit dem neuen Bürogebäudes an der Hellbrookstraße. Dort investiert das Shoppingcenter-Unternehmen ECE 80 Millionen Euro, für die Nutzung des Gebäudes ist die Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) vorgesehen. In Rahmen eines Joint Venture der beiden Investoren soll eine gemeinsame Tiefgarage für 420 Fahrzeuge entstehen.

Für die Flurfläche zwischen den beiden Neubauten hat die Planung eines Fußgänger-Boulevards begonnen, der das neue Bild des Bahnhofsareals abrunden soll. Offenbar gehen die Vorstellungen über die genaue Gestaltung der Passage zwischen Bezirk und Investoren aber noch deutlich auseinander. Eine Bürgerinitiative „Kein Turmbau zu Barmbek!“ sammelt außerdem derzeit Unterschriften, um das geplante Bürogebäude der ECE noch zu verhindern. Die Anwohner fürchten unter anderem weiter ansteigende Mieten und fehlenden Platz für neue Grünflächen. Laut Bezirksamt ist der Zeitplan für die Neugestaltung jedoch nicht in Gefahr.

Bezirk will Fuhlsbüttler Straße umbauen

Von der Neugestaltung des Bahnhofsareals verspricht sich der Bezirk auch einen Impuls für eine „Wiederbelebung“ der nahen Fuhlsbüttler Straße. Die Verwaltung habe Gespräche mit den Immobilieneigentümern aufgenommen, bestätigt Harald Rösler. Bislang ist die „Fuhle“ von älteren Flachbauten geprägt, der dortige Einzelhandel klagt über die Konkurrenz von nahen Shopping-Centern in Wandsbek und Mundsburg.

Nach den Vorstellungen des Bezirksleiters soll mit dem Neubau von modernen Mehrgeschossern der ramponierte Ruf der Straße wiederhergestellt werden. Rösler schwebt eine Mischung aus spezialisierten Geschäften in den Erdgeschosszeilen, und neuen Wohnungen in den oberen Stockwerken vor. Die Resonanz sei bislang insgesamt positiv - auch wenn einige Eigentümer die Aufwertungspläne strikt ablehnen. Im Jahre 2014 soll in der Fuhlsbüttler Straße mit der Aufwertung des Straßenraums begonnen werden.