Wulffsche Siedlung kann kommen. SPD spricht von “konsequenter“ Entscheidung, GAL nennt Evokation “rotzig und arrogant“.

Hamburg. Viele hatten es erwartet, nun ist es offiziell: Die Senatskommission für Stadtentwicklung und Wohnen hat gestern beschlossen, das Bebauungsplanverfahren Langenhorn 73 - auch bekannt als Wulffsche Siedlung - zu evozieren, also an sich zu ziehen. Die Wohnanlage aus den 1940er-Jahren soll in kleinen Schritten über einen Zeitraum von zehn bis 15 Jahren umstrukturiert werden. Die Mieter erhalten einen Kündigungsschutz.

Der Senat habe vor dem Hintergrund des Bürgerentscheids vom Oktober 2011 gegen das Bauprojekt die Argumente sorgfältig abgewogen, sagte Stadtentwicklungssenatorin Jutta Blankau (SPD) nach der Entscheidung. "Ich bin überzeugt, Langenhorn 73 ist ein weiterer Schritt nach vorn für mehr bezahlbaren Wohnraum und für einen besseren Klimaschutz in Hamburg", so Blankau. Es sei zudem eine Entscheidung "für mehr Lebensqualität der jetzigen Mieter". Zum anderen würden durch die Nutzung freier Flächen 150 zusätzliche Wohnungen geschaffen, die Hamburg dringend benötige, erklärte die Senatorin das der Entscheidung zugrunde liegende gesamtstädtische Interesse an dem Bauprojekt.

+++ Die Stadt muss regierbar bleiben +++

+++ Schutz für die Wulffsche Siedlung - aber keine endgültige Rettung +++

Während die SPD-Bürgerschaftsfraktion von einer "konsequenten und nachvollziehbaren" Entscheidung spricht, nennt die GAL die Evokation eine "arrogante und rotzige Entscheidung". GAL-Chef Jens Kerstan: "Man kann darüber streiten, ob die Bürger im Bezirk eine gute Entscheidung getroffen haben. Unbestreitbar ist aber, dass das Bürgervotum gilt. Vor dem Bürgerentscheid hat der Senat abgewartet und gar nichts getan. Jetzt kassiert er den Bürgerwillen mit dem Verweis auf ein gesamtstädtisches Interesses."

Die Bezirksversammlung Nord, die einst für das Projekt gestimmt hat, sieht die Evokation kritisch.