Hamburg. Auf St. Pauli tobt ein Bandenkrieg: Mitglieder der Mongols wurden von Hells Angels angeschossen. Experten fürchten eine baldige Rache.

Seit Monaten gärt der Streit zwischen zwei verfeindeten Rockergruppen in Hamburg, jetzt ist er spektakulär eskaliert: Es ist später Montagabend, als unweit der Reeperbahn Schüsse fallen. Mitglieder der berüchtigten Hells Angels schießen vor einem Restaurant auf eine Gruppe Mongols, die als Erzfeinde der Höllenengel gelten. Zwei Männer werden in einem Taxi getroffen, ein weiterer bricht sich auf der Flucht das Bein. Fahnder nehmen in der Nähe zwölf Hells Angels fest. 46 Streifenwagen sind im Einsatz.

Schon seit Monaten flammt der Streit im Hamburger Rocker- und Rotlichtmilieu immer wieder auf. Ende Oktober detoniert unter dem Lamborghini eines Chefs der Mongols ein Sprengsatz. Der Mann überlebt, der Luxus-Sportwagen ist Schrott. Kurz danach wird dem damaligen Mongol-Chef Medienberichten zufolge die szenetypische Kutte geklaut, von einem Transvestiten an der Großen Freiheit zur Schau getragen und das Video ins Netz gestellt. Eine Erniedrigung für die Mongols.

„Mongols sind in Hamburg bisher kaum kriminell aufgefallen“

Doch worum geht es bei dem Bandenstreit? „Es geht um die Herrschaft über den Drogenhandel, die Prostitution und darum, die eigene Machtposition auszubauen“, erklärt Milieu-Experte Jürgen Roth in Frankfurt. Bandenkriege gebe es schon seit vielen Jahren. „In Hamburg dominieren schon lange die Hells Angels, diese Position wollen sie verteidigen“, sagt Roth.

Die Mitglieder des bekannten Rockerclubs, meistens deutschstämmig, regieren laut Roth einzelne Chapter, also Bereiche von Städten. Man erkennt sie an ihren Lederkutten mit entsprechenden Abzeichen. „Diese symbolisieren den Rang, den ein Mitglied hat.“ Auch die Mongols sind an ihren Kutten zu erkennen. Deren Mitglieder seien meist Zuwanderer aus der Türkei.

„In Hamburg sind die Mongols noch gar nicht so kriminell aufgefallen, in Bremen sind sie dagegen schon verboten“, sagt Polizeisprecher Jörg Schröder. Um so eine Vereinigung verbieten zu können, müssten dem Club und nicht nur einzelnen Mitgliedern die Straftaten nachgewiesen werden. Das sei oft schwierig.

Mongols wurden vorgeführt

Ist die Entwicklung der Milieu-Kriminalität der vergangenen Monate in Hamburg bedenklich? Anfang Dezember stürmten Einsatzkräfte des Mobilen Einsatzkommandos bei einer Razzia Wohnungen von Rockern in Hamburg und verhafteten drei Männer. Davor hatte die Polizei den 37-Jährigen Kopf der Mongols in Hamburg verhaftet, weil er gegen seine Bewährungsauflagen verstoßen haben soll.

„Wir beobachten die Vorfälle und sind in engem Austausch mit der Polizei“, sagt Hauke Carstensen von der Innenbehörde Hamburg. Doch über die Entwicklung der Rotlichtkriminalität wolle man nicht spekulieren. „Die Ermittlungen bleiben abzuwarten.“

Fakt ist, dass die Mongols vorgeführt wurden. Damit sei klar, dass sich die Gruppe rächen werde, sagte Milieu-Experte Roth. „Das wäre das erste Mal, wenn das nicht passieren würde.“