St. Pauli. Moschee in der der Rindermarkthalle wiedereröffnet. Weil muslimische Flüchtlinge nach Hamburg strömen, wird es eng für die Gläubigen.

Strahlend weiß präsentieren sich jetzt die Räume der 800 Quadratmeter großen Mevlana Moschee in der Rindermarkthalle. Nach fast dreijähriger Bauzeit wurde der muslimische Versammlungsort auf St. Pauli am Dienstag wiedereröffnet. Mehmet Yilmaz, Vorsitzender dieser Moscheegemeinde, sagte: „Ich bin heute der glücklichste und reichste Mensch der Welt.“

Zur Eröffnungsfeier war auch Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) gekommen. Und der nahm die freundlichen Worte des betagten Moscheedieners gern auf. „Einer der glücklichsten Menschen bin auch ich, dass ich hier sein kann“, sagte Scholz. Besonders glücklich mache ihn zudem, dass in diesen Tagen viele Menschen aus aller Welt nach Deutschland kämen und „Germany! Germany!“ riefen. „Was für eine berührende Botschaft“ sei das, fügte der Bürgermeister hinzu. „Diese Menschen wollen zu uns, weil sie wegen ihres Glaubens verfolgt werden, weil in ihrer Heimat Krieg herrscht.“ Die Hansestadt sei eine weltoffene Stadt und ein guter Ort, wo niemand wegen seines Glaubens verfolgt oder benachteiligt werde.

Mit dem Ende der Bauarbeiten in der Moschee ist eine der letzten Mietflächen in der Rindmarkthalle saniert. Hauptmieter der 1951 erbauten und seit 2012 umfangreich erneuerten Rindermarkthalle ist die Edeka Handelsgesellschaft Nord mbH. Das Gebäude selbst gehört der Stadt. Nachdem das denkmalgeschützte Haus 40 Jahre lang als Großsupermarkt gedient hatte und seit seinem Leerstand 2010 zeitweise zum Politikum geworden war, erhielt Edeka von der Stadt Hamburg den Zuschlag, die Nahversorgung auf St. Pauli sicherzustellen. Das Unternehmen hat mit einer Gesamtinvestition von rund 15 Millionen Euro das architektonisch einmalige Gebäude grundsaniert und alle Innenausbauten umgesetzt.

In Hamburg leben inzwischen rund 200.000 Muslime

Es war der frühere Bezirksamtschef Markus Schreiber, der in Gesprächen mit dem Lebensmittelkonzern für den Verbleib der Moscheegemeinde in der Rindmarkthalle warb. Tatsächlich profitiert nun die 500 Mitglieder umfassende Moscheegemeinde von der Sanierung, ohne dass sie ein höhere Miete zahlen muss.

Wie hoch die Investitionssumme für die Bauarbeiten in der Moschee waren, wollte Edeka-Bereichsleiter Peter Saur nicht mitteilen. Er sagte lediglich: „Die Miete für den Moscheeverein verändert sich dadurch nicht.“

Die Mevlana Moschee ist für viele muslimische Flüchtlinge, die derzeit in den Messehallen untergebracht sind, ein beliebter Treffpunkt. Weil das religiöse Interesse so groß ist, wird die Rindermarkthalle am kommenden Freitag erstmals das Parkdeck zu einem Freitagsgebet öffnen. „Dort haben dann 1000 Menschen Platz“, sagt Jan Henker vom Management der Rindermarkthalle. Parkplätze für Kunden des Hauses werde es in der Mittagszeit dennoch ausreichend geben, versicherte er. Wenn die Veranstaltung bei den Muslimen gut angenommen wird, kann es weitere Freitagsgebete auf dem Parkdeck geben. Zudem stellt das Management das Deck für das große muslimische Opferfest am 24. September zur Verfügung.

Viele Moscheen sind in Hinterhöfen und Kellern

Die Zahl Die Zahl der Hamburger Moscheen wird auf 50 bis 60 geschätzt. Viele von ihnen befinden sich in Hinterhöfen und Kellern. Mindestens zwei große Moschee-Bauten prägen das Bild in den Stadtteilen.

Dazu gehört die blaue Imam Ali Moschee an der Schönen Aussicht. Sie wurde Anfang der 50er-Jahren auf Initiative iranischer Teppichhändler gebaut. Die Blaue Moschee an der Außenalster wird täglich von rund 200 Gästen besucht.

Darüber hinaus zählt die Centrum-Moschee in der Böckmannstraße (St. Georg) mit den typischen Minaretten zu den Symbolen muslimischer Präsenz in der Stadt. Ursprünglich befand sich in dem heutigen Multifunktionsbau eine Badeanstalt.

Rund 50.000 Menschen Rund 50.000 fühlen sich in Hamburg als Muslime einer Moschee zugehörig. Neuen Schätzungen der Schura zufolge leben rund 200.000 Muslime in Hamburg. Bisher gehen offizielle Angaben noch von 130.000 Muslimen aus. (esh)

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Seit Langem klagen Hamburger Muslime über mangelnden Platz in ihren Moscheen. Weil in der Hansestadt inzwischen schätzungsweise 200.000 Muslime leben, platzen die Gotteshäusern aus allen Nähten. Die wissenschaftliche Studie „Moscheen und Gebetsräume in Hamburg“ kommt zu dem Ergebnis: „Viele der rund 50 Gebetsräume und Moscheen in Hamburg fristen ein Hinterhofdasein“. Der bauliche Zustand sei „diskriminierend“. Immer wieder mahnten führende Repräsentanten der Hamburger Muslime eine Verbesserung an. „Denn in den Moscheen schlägt das Herz des Stadtteils“, sagt Schura-Vorsitzender Mustafa Yoldas. Sie erfüllten zahlreiche Aufgaben, von religiöser Bildung bis zu humanitärer Hilfe.

12.200 Hamburger Muslime nehmen freitags am traditionellen Gebet teil

Allein beim traditionellen Freitagsgebet nehmen in ganz Hamburg durchschnittlich 12.200 Muslime teil – das sind pro Gotteshaus umgerechnet 291 Gläubige. An großen Feiertagen wie dem Opferfest und dem Fastenbrechen verdoppelt sich die Zahl auf rund 25.000. Das sind im Durchschnitt 600 Gläubige pro Moschee beziehungsweise Gebetsraum, heißt es in der Studie über die räumliche Situation der Moscheegemeinden in Hamburg.

Der Moscheediener der Rindermarkthallen-Moschee hatte alles daran gesetzt, dass auf St. Pauli Hamburgs „schönste und attraktivste Moschee entsteht“. Jetzt sieht er das Werk vollendet. „Ich hoffe“, betont er, „dass Gottes Haus nun so vielen Menschen wie möglich hilft.“