Hamburg . Köche aus Mekka und Gebetsteppiche: Hamburger Top-Hotels haben sich längst auf die Klientel aus dem Nahen Osten eingestellt.

In der Hansestadt Hamburg wächst die Zahl der Reisenden aus den arabischen Golf-Ländern. Sie buchten in den ersten fünf Monaten im Jahr 2015 rund 23.500 Übernachtungen, ein Zuwachs von 6,4 Prozent verglichen mit dem Vorjahreszeitraum, wie aus den Angaben des Statistikamts Nord hervorgeht. Doch die Hauptreisezeit stand da erst noch bevor: In den vergangenen beiden Jahren schnellten von Juli bis September die entsprechenden Übernachtungszahlen steil nach oben, bevor sie sich zuletzt auf 75.000 im Gesamtjahr 2014 einpendelten (minus 3,4 Prozent).

Die Vermarkter von Hamburg Tourismus hoffen deshalb, dass sich der diesjährige Aufwärtstrend 2015 und darüber hinaus fortsetzt - zumal deren Niederlassungsleiterin Heike Kamolz (47) seit 2009 von Dubai (Vereinigte Arabisch Emirate) aus für Hamburg als Reiseziel wirbt. „Es war viel Aufklärungsarbeit erforderlich, ich musste erst mal mit dem Klischee der schmutzigen Hafenstadt aufräumen“, sagte die gebürtige Leipzigerin.

Social-Media hat hohen Stellenwert

Bei der Vertrauensbildung hat sie nicht nur Mitarbeiter von Reisebüros und Messe-Auftritte im Blick, denn: „Bei der Wahl des Reiseziels wird viel auf Hörensagen vertraut oder darauf, wo Prominente - Künstler oder Mitglieder von Königshäusern - sich in den Ferien aufhalten.“ Daher freut sie sich über steigende Klick-Zahlen auf der Hamburg-Seite in Arabisch bei Almaniah.com oder auch wenn die im Nahen Osten erfolgreiche TV-Moderatorin Ola Al Fares die Hansestadt empfiehlt. Social-Media habe dort einen sehr hohen Stellenwert, sagte Kamolz.

Die Golfregion könnte 2020 für Deutschland zum zweitwichtigsten Tourismusmarkt nach China werden, prognostiziert die Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT). Im Hamburger Ranking liegen Länder wie die Vereinigten Arabischen Emirate, Kuwait und Saudi-Arabien mit ihren Buchungen bis Ende Mai bereits vor China (20 806) und fast gleichauf mit Polen (23 701), insgesamt aber erst an 12. Stelle (2014).

Gäste aus der Golfregion sind zahlungskräftig

Mit einer durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von elf Nächten in Deutschland und Reiseausgaben von knapp 5000 Euro pro Aufenthalt (DZT) sind Gäste aus der Golfregion zahlungskräftig und deshalb gerne willkommen. Deswegen sollen Angebote des Hamburger Gesundheitstourismus - vom Medizin-Check bis zum Klinik-Besuch - weiteres Potenzial am Golf heben.

Hamburger Top-Hotels wie das Fairmont-Hotel Vier Jahreszeiten an der Binnenalster haben sich auf die Klientel aus dem Nahen Osten längst eingestellt. „Sie braucht bei uns den Alsterblick“, berichtete Marketingmanager Stefan Ludwig. Doch damit nicht genug: Ein Koch aus Mekka arbeite von Juli bis September im Haus, um Speisen wie für Muslime erlaubt (halal) zuzubereiten. Koran und Gebetsteppiche lägen bereit, rund 20 arabische TV-Sender seien verfügbar und Mitarbeiter erhalten Trainingseinheiten über kulturelle Gepflogenheiten, wie Ludwig aufzählt. „Das sind Gesten, die der arabische Gast unheimlich schätzt“, ergänzt Kamolz. Was in der Stadt aber noch fehle, seien Wegweiser in arabischer Sprache.

Insgesamt wurden von Januar bis Mai rund 1,1 Millionen Übernachtungen von ausländischen Gästen in der Hansestadt gezählt (plus 6,2 Prozent), am stärksten vertreten waren Dänen und Schweizer mit jeweils mehr als 100.000 Übernachtungen.