Die autonome Szene bewaffnet sich – mit Klobürsten. Das Sanitärutensil hat sich zum Symbol des Protests entwickelt. Die Drogerien verzeichnen „extrem auffälligen“ Absatz.
Hamburg. Der kreative Protest in der Hamburger Gefahrenzone geht weiter – und treibt seltsame Blüten. Nach friedlichen Spaziergängen und Fahrradtouren durch St. Pauli wird im Internet für Sonnabend, 11. Januar um 15.30 Uhr zu einem „Brushmob“ aufgerufen. Mit Töpfen, Rasseln und Tröten soll auf den Paulinenplatz den Polizeirsirenen eigener Krach entgegengesetzt werden. Das allerwichtigste aber ist: Es sollen Klobürsten mitgebracht werden.
Beim Drogeriehändler Rossmann sorgte dies für Hamsterkäufe: „In der Filiale am Schulterblatt war es gestern extrem auffällig, es sind 20 Klobürsten gekauft worden, das ist für diesen Artikel enorm viel“, sagt Annika Lingner aus der Pressestelle der Drogeriekette. „Vor allem sind davon in Regal und Lager maximal 30 vorrätig, weil das nicht so oft gekauft wird.“ Die Demonstranten, die sich für Sonnabend noch ausstatten wollen, kann Lingner aber beruhigen: „Wir haben noch welche da.“
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Auch bei Budnikowsky auf dem Schulterblatt gab es großen Ansturm: "Am Freitag waren die Klobürsten in der Filiale ausverkauft", so eine Sprecherin. Die Meldung, die dem Abendblatt aus der autonomen Szene zugespielt wurde, dementierte die Sprecherin jedoch: Demnach hätte der Drogeriemarkt im Zug der Demos die Klobürstenpreise gesenkt.
Was hat es mit der Klobürste auf sich?
Die Klobürste hat sich zum Symbol des Protests entwickelt. Im Netz kursieren bereits zahlreiche Varianten. So taucht etwa der berühmte St. Pauli-Totenkopf statt mit Knochen längst mit gekreuzten Klobürsten auf. Hintergrund ist ein Bericht in einer ARD-Nachrichtensendung vom 7. Januar, in dem ein Polizist in voller Kampfmontur einem mit erhobenen Händen an einem Bus stehenden Unbekannten eine Klobürste aus dem Hosenbund zieht. Seither gehört dieses Sanitärutensil bei vielen zur Standardausrüstung. Unter dem Motto „St. Pauli bleibt widerborstig“ rufen sie dann: „Klo, Klo, Klobürsteneinsatz!“