Während einer Jubiläumsfeier würdigte Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) am Mittwoch das niedrigschwellige Angebot und die konkreten Hilfsangebote. Im vergangenen Jahr wurden knapp 100 Frauen betreut.

Hamburg. Seit 40 Jahren ist die „Kaffeeklappe“ der Hamburger Diakonie Anlaufstelle für Prostituierte. In der Seilerstraße auf St. Pauli finden Sexarbeiterinnen Unterstützung beim Ausstieg aus dem Milieu und Hilfe beim beruflichen Neustart. Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) würdigte am Mittwoch während der Jubiläumsfeier das niedrigschwellige Angebot und die konkreten Hilfsangebote.

Gesundheitsaufklärung, Straßensozialarbeit, Beratung bei Verschuldung und Begleitung bei Behörden gehören ebenso zum Angebot der „Kaffeeklappe“ wie Gesprächsangebote für Partner und Angehörige von Prostituierten. Knapp 100 Frauen wurden im vergangenen Jahr betreut. Etwa die Hälfte von ihnen nutzte die Beratung zur Umschulung. Finanziert wird die Einrichtung zu 80 Prozent aus Kirchenmitteln und Spenden sowie zu 20 Prozent von der Sozialbehörde.

Der Ausstieg aus der Prostitution bedeute für viele Frauen eine Änderungen des gesamtes Lebensrhythmus, sagte Scheele. „Arbeit am Tage statt Nachtarbeit, Aufbau neuer Kontakte und Teilhabe an einem ‚normale‘ gesellschaftlichen Leben.“ Die Sozialbehörde fördere den Ausstieg aus der Prostitution. Scheele: „Es mag den einen oder anderen schönen Escort-Service geben, wo man auch Geld verdient, aber der Rest scheint mir eher Elend, Ausbeutung und Abhängigkeit zu sein.“

Hamburg sei ein „gigantischer Sexmarkt, möglicherweise einer der größten Europas“, so Diakonie-Pastor Dirk Ahrens. Manche Touristen würden Hamburg allein darauf reduzieren. Demgegenüber sei die Zahl der Menschen gering, die sich um die Belange der Prostituierten kümmern. „Daher brauchen wir Verlässlichkeit, Zuwendung und eine enge Zusammenarbeit in diesem Feld.“ In der „Kaffeeklappe“ gehe es vor allem um die Achtung der Würde und des eigenen Willens.