Mit der bundesweiten Aktion möchte die Kinderhilfsorganisation Plan International auf die Situation von Frauen in Entwicklungsländern aufmerksam machen.

Hamburg. Zum Welt-Mädchentag macht die Kinderhilfsorganisation Plan mit einer spektakulären Aktion auf die Situation von Mädchen in Entwicklungsländern aufmerksam. Bekannte Wahrzeichen wie der Berliner Funkturm, der Hamburger Michel oder der Düsseldorfer Rheinturm erstrahlen in Pink. Auch der Bonner Post Tower, das Ozeaneum in Stralsund und die längste Burg Europas im bayerischen Burghausen sowie weitere Denkmäler setzen pinke Zeichen für die Rechte von Mädchen.

Im Hamburger Rathaus präsentiert das Kinderhilfswerk Plan den aktuellen Mädchenbericht: „Bedroht, bedrängt, benachteiligt - Mädchen und Katastrophen“ vor. Danach werden nach wie vor in vielen Ländern der Welt Mädchen wegen ihres Geschlechts benachteiligt und diskriminiert. So besagt die Studie, dass Mädchen und junge Frauen bei Naturkatastrophen und Krisen stärker gefährdet sind als Jungen. Sie seien während oder nach einer Katastrophe etwa in besonderer Weise sexueller Ausbeutung und Missbrauch ausgesetzt. Würden sie ungewollt schwanger, ließen sie oft eine unsachgemäße Abtreibung vornehmen. Auch bestehe die Gefahr, sich mit HIV oder einer Geschlechtskrankheit anzustecken.

Die Wahrscheinlichkeit, in Folge einer Katastrophe zu sterben, sei für Frauen und Kinder etwa 14-mal höher als für Männer, heißt es in der Plan-Studie. Nach einer Untersuchung aus Pakistan waren nach der Jahrhundertflut im Sommer 2010 rund 85 Prozent der vertriebenen Menschen weiblich. Während des Tsunamis in Asien 2004 starben 45.000 mehr Frauen als Männer. Bei Forschungen der London School of Economics (LSE) in 141 Ländern kam heraus, dass Jungen in Notsituationen allgemein bevorzugt behandelt werden.

Nur Prostitution als Ausweg

Besonders gefährdet sind in Krisensituationen schwangere Mädchen unter 16 Jahren, weil es bei ihnen während der Schwangerschaft und der Geburt häufiger zu Komplikationen kommt als bei älteren Frauen. Somit ist das Krankheits- und Sterblichkeitsrisiko jugendlicher Mütter und ihrer Babys besonders hoch.

Wenn nach den Katastrophen Familien in Armut leben, bleibt Mädchen und jungen Frauen manchmal nur die Prostitution, um sich und ihre Kinder zu ernähren. Eine von Human Rights Watch durchgeführte Studie zeigte auf, dass nach dem Erdbeben auf Haiti in den Camps zahlreiche Frauen und Mädchen Sex gegen Geld anboten. Die Schwangerschaftsrate erhöhte sich zudem in den Camps auf das Dreifache, zwei Drittel waren ungewollt.

Hilfsorganisationen würden die besonderen Herausforderung für Mädchen und junge Frauen oft nicht wahrnehmen, kritisiert Plan. Notwendig seien Informationen über Sexualrechte und den Schutz vor einer ungewollten Schwangerschaft. Mädchen und junge Frauen brauchten sichere Aufenthaltsräume und Sanitäranlagen für die persönliche Hygiene.

Mit einem Fünf-Punkte-Plan will Plan die Gefährdung der Mädchen verringern: So müssten sie unter anderem bei der Katastrophenvorsorge besser eingebunden werden. Oft sei nicht sichergestellt, dass Mädchen genügend Wissen und Ressourcen haben, um die Folgen einer Flut, einer Dürre oder eines Erdbebens zu überleben. In der akuten Nothilfe-Phase seien zudem Finanzmittel für den Schutz vor sexueller Gewalt notwendig. (dpa/epd)