Neustadt. Der Verlag will Teile seines Gebäudes abreißen und auf der Fläche Büros bauen. Das Bezirksamt Mitte besteht auch auf Wohnungen.

Der Investorenwettbewerb für einen Teil des Verlags Axel Springer an der Kaiser-Wilhelm-Straße/Caffamacherreihe ist entschieden. Den Zuschlag hat nach Abendblatt-Informationen die Hamburger Momeni Gruppe erhalten. Das bestätigte Geschäftsführer Ali-Reza Momeni.

Doch das Verfahren stockt. Es gibt Ärger mit der Stadt und der Politik. Fakt ist: Der Mitteltrakt des Gebäudekomplexes mit rund 23.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche zwischen dem Neubau und dem denkmalgeschützten Springer-Hochhaus am Axel-Springer-Platz soll abgerissen werden. So sehen es die Pläne der Momeni Gruppe vor. Auf dem frei werdenden Grundstück soll ein Bürogebäudekomplex errichtet werden. Nach Abendblatt-Informationen hat auch die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG Interesse, ihren Hauptsitz in Hamburg von der Ludwig-Erhard-Straße in den geplanten Neubau zu verlegen.

Verkaufsverträge wurden noch nicht unterzeichnet

Doch die Axel Springer SE hat das Areal offensichtlich noch nicht an die Momeni Gruppe veräußert. Das Verlagshaus, zu dem unter anderen die „Bild“-Zeitung gehört, hatte zunächst einen Bauvorbescheid beim Bezirksamt Mitte beantragt. Dieser ist Grundlage für eine spätere Baugenehmigung. Der Bauausschuss befasste sich nach Abendblatt-Informationen bereits zweimal – im nicht öffentlichen Teil – mit dem Anliegen der Axel Springer SE. Doch die Politiker verweigerten ihre Zustimmung für einen Bauvorbescheid. Die Entscheidung wurde zweimal vertagt, nun ist ein Gesprächstermin mit den Vertretern der Axel Springer SE anberaumt.

Der Grund: Der Antrag auf einen Bauvorbescheid sieht nur eine reine Bürobebauung vor. Das reicht dem Bezirk und der Politik nicht aus: „Der Axel-Springer-Verlag will das Areal in bester Lage zu Geld machen. Das ist legitim, aber auch dieser Konzern muss sich an gewisse Regeln halten. Wie überall in Hamburg fordern wir einen 30-prozentigen Anteil von Wohnungsbau, und vorher wird es keinen Bauvorbescheid geben“, sagte Grünen-Fraktionschef Michael Osterburg. Es ließe sich sicherlich mit einer reinen Bürobebauung mehr Gewinn beim Verkauf der Fläche machen, aber das lasse die Politik nicht mit sich machen. Denn schließlich werde Wohnungsbau dringend benötigt, und dafür seien eben auch Grundstücke in Citylage geeignet.

Bezirksamtsleiter Andy Grote will die bisherigen Planungen nicht akzeptieren

Klare Bedingungen stellte auch CDU-Fraktionschef Gunter Böttcher: „Ein angemessener Anteil an Wohnen war an diesem Standort von Anfang eine zentrale Forderung der Kommunalpolitik und ist auch das, was in dem Gebiet planerisch vorgesehen war.“

Bezirksamtsleiter Andy Grote (SPD) will die bisherigen Planungen deshalb auch nicht akzeptieren: „Wir verfolgen im Bezirk Mitte generell die Linie, dass bei Neubauvorhaben – gerade in der Innenstadt – zumindest anteilig Wohnungsbau realisiert werden soll.“ Das Bauvorhaben von Axel Springer stelle in dieser Hinsicht keine Ausnahme dar. Zumal Axel Springer baurechtliche Befreiungen beantragt habe, um die zulässige Baumasse „ganz erheblich“ zu erhöhen. Und auch für diesen zusätzlichen Anteil werde nur für ein Drittel der Fläche eine Wohnnutzung gefordert.

Der Verlag will am Standort bleiben

Auf Nachfrage bei der Axel Springer SE teilte ein Sprecher mit: „Es handelt sich um ein laufendes Verfahren, bei dem wir im Gespräch mit allen Beteiligten sind. Wir bitten um Verständnis, dass wir das Verfahren nicht öffentlich kommentieren.“

Ein weiterer Bestandteil des Investorenwettbewerbs war der Altbau am Axel-Springer-Platz, der 1956 eingeweiht wurde. Ein Sprecher bestätigte dem Abendblatt, dass der Verlag das Gebäude weiterhin nutzen werde. Allerdings ist unklar, ob die Momeni Gruppe dieses Gebäude auch mit erwirbt und anschließend an Springer zurückvermietet. Sicher ist, dass die Immobilie umfassend saniert werden muss.

Das in den 90er-Jahren errichtete Gebäude, das an den Mitteltrakt grenzt, hat die Axel Springer SE bereits an die Stadt verkauft. In die Immobilie soll im Jahr 2017 das Bezirksamt Mitte einziehen.