Hamburg. Die Fischbratküche an der Spitalerstraße sollte längst geschlossen sein. Die Zwangsräumung scheiterte aber bislang.
Es ist eine große Überraschung. Eigentlich sollte die Fischbratküche Daniel Wischer an der Spitalerstraße am vergangenen Mittwoch für immer schließen. Das hatte Geschäftsführer Dieter Kasischke gegenüber dem Abendblatt bestätigt: „Wir haben alles in unserer Macht Stehende getan, um diesen traditionsreichen Standort zu retten.“ Doch vonseiten der Eigentümerin habe man nun eine Zwangsvollstreckung erwirkt.
Ein Gerichtsvollzieher werde die Traditionsfiliale offiziell schließen, hatte Kasischke verkündet. Seine 40 Mitarbeiter waren bereits am Montag vergangener Woche über das Ende von Daniel Wischer an der Spitalerstraße – hier ist das Restaurant seit 1931 ansässig – informiert.
Doch acht Tage später hat Daniel Wischer unverändert geöffnet. Wie immer werden zur Mittagszeit im Gastraum die beliebten Backfischvariationen serviert und am Außer-Haus-Verkauf Fischbrötchen oder Tüten mit Fish & Chips verkauft. Auch die Mitarbeiter im Service sind die altbekannten Gesichter.
Plötzlich fehlt der Name Daniel Wischer
Aber doch fällt ein Detail auf: Der Name Daniel Wischer ist verschwunden. Auf den Speisekarten ist das bekannte blau-rote Logo nicht mehr zu finden. Auf den Tafeln, an denen die Speisenauswahl aufgeführt ist, ist Daniel Wischer überklebt worden. Also ein Restaurant ohne Namen?
Das fragen sich auch die Mitarbeiter: „Wir dachten in der letzten Woche , dass am Mittwoch Schluss ist. Doch dann kam der Anruf, dass wir weitermachen, aber dass der Name verschwindet. Wie lange, wurde uns nicht gesagt“, erzählt eine Angestellte. Auffällig ist auch, dass das Personal plötzlich neutrale Kleidung trägt.
Auch von der Daniel-Wischer-Internetseite ist die Filiale in der Spitalerstraße verschwunden. Nur die beiden Standorte an der Großen Johannisstraße und Steinstraße sind noch aufgeführt
Für Aufklärung könnte Daniel-Wischer-Chef Kasischke sorgen. Doch der war trotz mehrfacher Anfragen nicht bereit, mit dem Abendblatt zu sprechen. Dafür gab es eine schriftliche Stellungnahme: Die für den 25. Mai geplante Zwangsräumung konnte aus rechtlichen Gründen an diesem Tag nicht durchgeführt werden, heißt es in der E-Mail. Das Verfahren über die Räumung sei bislang noch nicht rechtskräftig abgeschlossen, steht in der Erklärung weiter.
Untermietvertrag verhindert Zwangsräumung
Bleibt die Frage, warum konnte der Gerichtsvollzieher keine Zwangsräumung vornehmen? Nach Abendblatt-Informationen wurde dem Beamten bei dem Räumungstermin ein Untermietvertrag präsentiert. Danach sitzt in den Räumlichkeiten nicht mehr die Daniel Wischer Fischbratbetriebe und Seefischgroßhandel GmbH& Co. KG, sondern eine andere Firma.
Da gegen diese Firma kein Räumungstitel vorlag, konnte der Gerichtsvollzieher die Räumung der Fläche nicht vornehmen. Das könnte auch erklären, warum sämtliche Daniel-Wischer-Logos aus dem Restaurant entfernt wurden.
Der Vermieter muss nun eine neue Räumungsklage vor dem Landgericht anstrengen, um dann auch den Untermieter aus den Räumen verweisen zu können.
Parallel läuft der Prozess zwischen Daniel Wischer und der Vermieterin (die sich gegenüber dem Abendblatt nicht äußern wollte) vor dem Oberlandesgericht weiter. Nachdem das Landgericht der Räumungsklage im Februar stattgegeben hatte, legte Daniel Wischer dagegen Berufung ein. Diese wird nun am 6. Juli vor dem Oberlandesgericht verhandelt. Trotzdem konnte die Vermieterin parallel einen Gerichtsvollzieher beauftragen, um die Fläche zu räumen.
Erbitterter Streit mit Vermieterin Bach
Bekannt ist: Seit Langem liefert sich Kasischke einen erbitterten Mietrechtsstreit mit Claudia Bach, der die Immobilie in Eins-a-Lage gehört. Wie berichtet, hätte die Fischbratküche die Fläche bereits Ende 2014 räumen müssen. Denn da lief der letzte Mietvertrag für das Objekt an einer der belebtesten Einkaufsstraßen der Stadt aus. Wischer-Chef Kasischke weigerte sich jedoch zunächst auszuziehen und fühlte sich von der Eigentümerin übergangen. Er behauptete gegenüber dem Abendblatt, er habe im Vorfeld vonseiten der Vermieterin eine mündliche Zusage bekommen, dass der Mietvertrag für weitere zehn Jahre verlängert werde. Das sah offensichtlich nur Kasischke so: Denn Ende Juni 2014 wurde ihm dann nach eigener Aussage aus „heiterem Himmel mitgeteilt“, dass man sich für einen anderen Mieter entschieden habe.
Das ist der bekannte Fernsehkoch Steffen Henssler, der mit dem ganzen Streit nichts zu tun hat. Der Hamburger, der bereits erfolgreich zwei eigene Restaurants betreibt, wird hier ein weiteres eröffnen. Noch arbeiten Steffen Henssler und sein Team an dem Gesamtkonzept für das neue Gastroprojekt. Der Eröffnungstermin steht noch nicht fest. Doch so viel kann schon verraten werden: „Es wird kein Gourmet-Tempel, sondern ein Restaurant für alle Hamburger, in dem wir für jeden Geldbeutel etwas anbieten werden. Die Gäste dürfen sich auf eine vielseitige Küche freuen“, sagte Steffen Henssler dem Abendblatt.