Hamburg. Das Konzerthaus wird überraschend günstiger als Staatsoper und Theater. So kalkuliert Hamburg den Betrieb der Elbphilharmonie.

286 Tage vor der Eröffnung der Elbphilharmonie wird am Donnerstag eine der wichtigsten Weichen für das neue Konzerthaus gestellt: Die Bürgerschaft beschließt das Betriebskonzept, mit dem unter anderem festgelegt wird, wie viel Geld Hamburg sich den Spielbetrieb von Elbphilharmonie und Laeiszhalle kosten lässt, nämlich 7,2 Millionen Euro im Jahr. Beide werden von der Hamburg Musik gGmbH geführt.

Das ist rund doppelt so viel wie vor zehn Jahren noch kalkuliert wurde, was allerdings auch mit einem deutlich umfangreicheren Angebot, auch für Musikpädagogik, zusammenhängt. SPD und Grüne fordern den Senat in einem Zusatzantrag auf, dass die gestiegenen Kosten auf keinen Fall zu Sparmaßnahmen für andere Kultureinrichtungen führen dürfen. Allen Beteuerungen des Senats zum Trotz hatte es diese Befürchtung durchaus gegeben. Insofern war den Regierungsparteien diese Klarstellung wichtig.

Kommentar: Zuschüsse kommen überraschend

„Der Betrieb der Elbphilharmonie darf nicht zulasten der anderen Hamburger Kultureinrichtungen gehen“, betont SPD-Haushaltsexperte Jan Quast. Er kündigte an: „Wir werden uns sehr genau ansehen, wie sich die Betriebskosten entwickeln. Gerade auch die Einnahmenseite muss im Blick behalten werden.“ Auf Regierungsseite besteht die Hoffnung, dass die Elbphilharmonie langfristig höhere Einnahmen erzielen und nach vier Jahren mit sechs Millionen Euro Zuschuss auskommen kann. Farid Müller (Grüne) verweist darauf, dass die Bürgerschaft sich halbjährlich Bericht über die Betriebskosten erstatten lassen will: „Dies soll uns vor Überraschungen schützen und negative Kostenentwicklungen frühzeitig offenlegen.“

Panorama-Blick in die Elbphilharmonie

Hamburg Musik rechnet für die erste Spielzeit mit 580.000 Besuchern (360.000 in der Elbphilharmonie, 220.000 in der Laeiszhalle). Legt man eine Zuwendung von 7,2 Millionen Euro zugrunde, wird jeder Besucher mit 12,41 Euro bezuschusst. Sinkt die Zuwendung auf sechs Millionen und steigen die Besucherzahlen in der Saison 2017/18 wie erhofft auf 740.000 (460.000 Elbphilharmonie/280.000 Laeiszhalle), würde der Zuschuss nur noch bei 8,11 Euro pro Ticket liegen – das wäre unter Hamburgs großen Kultureinrichtungen der niedrigste Wert.

Zum Vergleich: Jeder der 352.992 Besucher in der Staatsoper (Zuschuss: 52,55 Millionen) wurde zuletzt mit knapp 149 Euro subventioniert. Im Schauspielhaus (Zuschuss: 25,3 Millionen) lag der Wert bei 115 Euro, im Thalia (21,38 Millionen/278.493 Besucher) bei knapp 77 Euro und in der Kunsthalle (6,2 Millionen/332.000) bei 18,75 Euro. Lediglich die Deichtorhallen (2,13 Millionen/205.518 Besucher) kamen mit gut zehn Euro in den Bereich von Elbphilharmonie und Laeiszhalle.

Allerdings hinkt dieser Vergleich etwas, da Oper und Sprechbühnen, anders als Konzerthäuser, zum Teil mehrere Hundert Mitarbeiter haben – Ensembles, Regisseure, Techniker und Bühnenbildner. Auch sind weitere Ausgaben für Miete und Unterhalt in diesen Zahlen nicht enthalten. Allein der Unterhalt der Elbphilharmonie kostet zum Beispiel im Schnitt sieben Millionen Euro pro Jahr. Außerdem stellt der Senat ihr einmalig zehn Millionen Euro für die Vermarktung der Eröffnung zur Verfügung.

Video: Die Weiße Haut der Elbphilharmonie