Der Bau der Elbphilharmonie war teurer als befürchtet. Der Betrieb wird günstiger als erhofft.

Das ist doch nur was für die Reichen! Wer soll sich diesen Luxus denn leisten können? Typisch, diese Gurkentruppe im Rathaus – erst jahrelang bei Bau und Kosten stümpern und dann bis in alle Ewigkeit beim Betrieb der Elbphilharmonie dazuzahlen müssen?!

Man könnte diese plumpe Schimpftirade mit vielen Variationen bis ans Ende dieses Textes fortsetzen. Am Ende bliebe die Erkenntnis, dass sie komplett falsch ist. Und gleichzeitig durchaus richtig. Denn es ist alles andere als einfach, den Wert und den Nutzen und die Kosten von Kultur mit- oder gegeneinander aufzurechnen. Bei der Elbphilharmonie ist es besonders komplex. Aber andererseits auch nicht. Vor allem ist es überraschend, selbst wenn man nur die reinen Zahlen betrachtet, ohne in größeren Zusammenhängen zu denken.

Verglichen mit den Zuschüssen, die pro Besucher-Kopf bei Staatstheatern wie der Oper oder dem Schauspielhaus anfallen, sind die Prognose-Zahlen für Veranstaltungen im Zuständigkeits­bereich von Generalintendant Christoph Lieben-Seutter ein echtes Schnäppchen: Etwas mehr als zehn Euro pro Karte in der in jeder Hinsicht speziellen Eröffnungsphase der Elbphilharmonie. In der Spielzeit 2016/17 würde diese Subventions-Vorhersage, falls sie so eintrifft, sogar auf rund acht Euro sinken. Bei den Staatstheatern ist die Stadt mit dem Mehrfachen dieser Beträge pro Kopf dabei.

Aber, und das ist ein riesiges Aber: Staatstheater funktionieren ja auch ganz anders. Sie haben viel mehr Personal, sie produzieren anders und anderes. Doch wer immer schon besser wusste, wie irre überteuert die Elitenbespaßung Elbphilharmonie uns alle im Betrieb zu stehen kommt, der irrt. Die Zahlen sprechen eine andere Sprache. So gerechnet, ist die Elbphilharmonie ganz unten auf der Zuschuss-Skala, die viele liebend gern verfluchen.

Alles im grünen Bereich also? Kann man so einfach wiederum auch nicht sagen. Denn die frische Musikstadt-Hochrechnung zum Betriebskostenkonzept der beiden Konzertsäle spricht die Stadt natürlich nicht frei von den Peinlichkeiten bei der Planung des Neubaus. Die Kostenexplosionen kann und darf man sich nachträglich weder schön- noch kleinrechnen.

Doch dazu kommt ein ebenso produktiver wie herausfordernder Nebeneffekt dieser Prognosen: Da Generalintendant Lieben-Seutter schon bald zwei Häuser füllen muss, müssen sich alle Veranstalter eine Menge einfallen lassen, um eine Menge neues Publikum zu generieren. Wenn die Elbphilharmonie in einigen Jahren einen weniger überhitzten Normalzustand erreicht als in der Startphase (und man die Laeiszhalle nicht zur B-Adresse absacken lässt), müssen dafür schon jetzt programmatische Weichen in beide Richtungen gestellt werden. Für nichts kommt niemand.

Bis es so weit ist, wird sich die Elbphilharmonie aber in eine Gelddruckmaschine für die Stadt verwandelt haben. Die Einnahmen durch die Imageaufwertung und durch Touristen sind ein Kollateralnutzen, den die Elbphilharmonie schon jetzt mit sich bringt. Wie wenig oder wie viel eine Karte kosten wird oder auch nur im Durchschnitt, mag für die jeweiligen Buchhalter von Belang sein und auch für die Haushaltsplanung der Kulturbehörde. Alle anderen können sich gelassen vor Augen führen, dass die vergleichsweise moderaten Zuschüsse der Stadt für Kultur und erst recht in der Elbphilharmonie kein sinnlos verpulvertes Geld sind. Ganz im Gegenteil.